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Beilage zum „Magren Iaeuli Lr. 164.


„Awei Rationen!' cU-

Aiun sind die Fluren wieder fafil
Und früg Won sinkt die NHt hernieder -
Wie trübe wird's, wie kalt und fahl
Nun in des Armen Kutte wieder.

Die KauptsH' ist das ließe Vrot,

An LiDt und Keizung heißt es sparen:
Wie Mell im Winter Mangel droht,

Lr hat es öfter Won erfahren.

*

DoD - ob verbliD der Zonne Ztrahl -
LleklriW leuDten neue Zonnen,

Ls winkt der seflgesDmückte Zaal:

Ls hat ja „die Zaison" begonnen.

Da ransFt Musik, da perlt der Wein,
Da Wlingt der Reigen siV zum Tanze,
Da öliht's von Sold und Ldelstein,

Da liegt^die Welt in lWtem Klanze.

Und wenn der erste ZDnee nun fällt.
Da wird die Arbeit unterbroSen.

Auf Vau und Wcrkplah eingestellt
NielleWt auf viele lange WoFen.

Den ganzen Winker arbeitslos.

Und Nietge zahlen. Zteuern geben.
Und Kinder zieh'n in Lhren groß -

Da ist es eine Kunst, zu leben.

*

JedoD an Arbeit fehlt es niDt,

Wo die „OesellWaft" sinnreW waltet -
Wie übt man der Vewirthung MiFt!
Wie prunkvoll wird das Mahl gestaltet!
Vei Zoiree und Zpiel und Vall,

Was giebt's da niDt zu arrangiren
Zo sorgsam, daß den Neidern all'

NWt Ztoff mehr bleibt zum Kritisiren!

DoD während Test auf Test siD drängt.
Pflegt niDt der ReiDe zu vergessen
Die Zummen. die das 8olk ihm sDenkt,
Am Ztand der Kurse zu ermessen.

Und manDmal greift er kräftig ein.
Und an der Börse giebt's ein Leben -
Lrst ZSaDern und RkklamesDrei'n.
Dann neuen ReWthum zu ergeben.

DoD auD der Arme nWt vergißt.

Was die „KesellsDaft" ihm genommen -
Zn allem Leid sein Ztreben ist:

Lmpor. zu seinem ReDt zu kommen!
Versammlung auf Versammlung tagt.
Das Flugblatt eilt auf leWten ZDivingen,
Der Freiheit Wort tönt unverzagt -
Zo wird auI er empor siD ringen!

M. K.

Der neue Kolumbus.

(H493—H893.)

(7\cn Mann, der vor vicrfiundkvt Zatzren,
l Som Ost die Zöget voll geschwellt,
Zns weite Meer fiinausgefafiren,

Zu finden eine neue Welt —

Wie fiat geschmatzt mit schnödem Kofine
Den Kelden erst die eigne Zeit!

Des fiöchsten Rugmes stolze Krone
Erglänzt auf seinem Grabmal fieut.

Zcdoch so weit die wilden Wogen
Zn Finsternis; und Donnenlicht
Kein sturmerprobter Kiel durchzogen,

Die eine Insel fand er nicht,

Die grüne, wo stets neu beglücket

Zich tummelt frotz der Menschen Zchwarm,

Wo Keiner einen Andern drücket,

Weil Keiner reich und Keiner arm.

Dies schöne Eiland aufzusinden,

Ztieg längst ein junger Kcld zu Zchisf,
Er truhct allen bösen Winden
And meidet jedes scharfe Riff.

Zwar krachen oft des Jafirzeugs Manko»
Ko» Wogenprall und Kturmesbrans,

Doch vorwärts fliegt es ofine Zchwanke»
Ins ungemeffne Meer fiinaus.

Bald wird sich eine Küste zeigen,

Kon sanftem Morgenrotfi umsäumt,

Es wird der Keld ans Afer steigen
Des Glücks, von dem er längst geträumt.
And tief beschämt an allen Orten
Zind, die den Traum verlacht bis fieut';
Der Zozialismus ist geworden
Kolumbus einer neuen Zeit!

Line

Neue Ztaatsrettung.

von Dr. Rextilius.

s war seit langer
Zeit ein Geheim-
nis;, welchen Ur-
sachen es zuzu-
schreiben sei, daß
sich die Unznsrie-
denheit im Bolke
so breit machte und
der loyale Unter-
thanenverstand
ins Hintertreffen gerieth, — daß der Glaube an die
Unfehlbarkeit der offiziösen Presse schwand und das
Wahlrecht zur Erwählung von Oppositionsmännern
mißbraucht wurde, kurz, daß der unbedingte Ge-
horsam des Publikums gegenüber den Wünschen
der Polizei bedenklich nachließ.

Jetzt haben wir die Ursache dieser betrübenden
Erscheinung entdeckt. Sie stammt wie alles Gott-
lose von der bösen Presse her: die Preßfreiheit ist
zu groß — es wird zu wenig konfiszirt!

Wie oft haben wir schon mit Neid nach Oester-
reich hinüber geblickt, wenn die Zeitungen einen
Leitartikel brachten, der nur das fett gedruckte Wort
„Konfiszirt!" enthielt, oder einen weißen Raum,
der seiner Ueberschrift nach eine Kritik der Ver-
waltungsbehörden enthalten sollte; weiß, wie die
unschuldigen Lämmer standen da die Kritisirten in
den Spalten; das Zauberwort „Konfiszirt" hatte
sie von allem Tadel erlöst.

Wie ganz anders bei uns! Hier darf sich die
Presse ganz unverfroren erlauben, einen Distanz-
reiter, der mit ruhmvoller Schneidigkeit sein Pferd
todtreitcl, der Thierqnälerei zu beschuldigen. Keine
Zensurbehördc erstickt einen solchen aufreizenden
Artikel im Keime, kein Staatsanwalt unterdrückt
das Blatt und setzt den Redakteur ins Zuchthaus.
So waltet unsere Presse schrankenlos aus allen
Gebieten. Wenn ein Haus einstürzt, bringt das
Lokalblatt einen großen Bericht darüber, ohne erst
bei der Polizei anzufragen, ob es ihr auch ange-

nehm sei, daß die Sache veröffentlicht wird. Fängt
man einen tollen Hund ein, so berichtet darüber
in der indiskretesten Weise die Zeitung, gleichviel
ob der Hund einem pensionirten General oder einem
Nachtwächter gehört. Ist eine Straße in lebens-
gefährlichem Zustande, so wird das in der Zeitung
ganz dreist gerügt, und der Magistrat kann das
Blatt nicht ohne Weiteres konfisziren, sondern muß
erst wegen Beleidigung Strafantrag stellen.

Natürlich untergräbt eine solche Preßfreiheit
alle Sitte und Ordnung und deshalb sei als wahre
Freudenbotschaft die Nachricht der „Post" begrüßt,
wonach eine Preßgesetznovelle bevorsteht, welche
das Recht der Behörden zur Beschlagnahme
von Druckschriften erweitern will.

Es wird zu wenig konfiszirt! Das ist
die Ursache der ganzen verzwickten sozialen und
politischen Lage. Wenn erst mehr konfiszirt wird,
dann wird wieder Friede, Wohlstand, Zufriedenheit
und Ordnung im Lande herrschen. Das ist die
große Weisheit, hinter welche nun endlich die staats-
erhaltenden Parteien gekommen sind und der Reichs-
tag möge seine Sache gut machen und dafür sorgen,
daß das gedruckte Wort konfiszirt werden kann.

Das Volk aber möge sich von der gottlosen
Presse abwendcn, bevor das neue Strafgericht sie
ereilt und möge reuig zur loyalen Reptilienpresse
zurückkehren, deren Weisheit dem gehorsamen Leser
niemals Kopfschmerzen verursacht.

Messe und Presse.

Aus blelterxresscn ergießt sich Heuer
Der edlen Traube köstliches Feuer.

Auf der Tafel der Neichen wird er blinken.

Die Armen muffen Fusel trinken.

De» Fcuerwein der Vernunft und Wahrheit
Die Arbeiterpresse kredenzt in bllarheit;

Die pressen der Massen mit vollen blassen
Meist geistigen Fusel sprudeln lassen.

Ern Sohn der Neuzeit.

Gens darin: Sie treiben sich arbeitslos ans
der Landstraße umher — Sie sind ein Vagabund!

Handwerks bursche: Bitte recht sehr — ich
bin Distanzreiter aus Schusters Rappen.
 
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