1350
fflCxt man die Mehrheit erfährt.
chmed, ein kleines Bäuerlein in der Nähe von Bagdad,
bebaute im Schweiße seines Angesichts seine wenigen Aecker.
Fiel die Ernte gut aus, so hatte er mit seiner alten Fatima
ein leidliches Leben, wenn aber Mißwachs seine Felder heimsuchte,
so spielte Schmalhans Küchenmeister, und kaum war er dann in der
ergehen. Zudem trat ein Ereigniß ein, das den guten Achmed und
seine Fatima vollständig aus den gewohnten Bahnen riß,
Achined hatte einen reichen Nachbarn, der durch sein Geld und
seine Schlauheit die kleinen Bauern aus ihrem Besitz verdrängte.
Achmed's Gut lag bereits inmitten des Besitzthums des Reichen. Alle
Anerbieten, das Gütchen zu verkaufen, scheiterten an der Hartnäckig-
keit des Bauern. Sein Großvater und Vater hatten bereits auf der
Stelle gelebt und waren darauf gestorben, meinte Achmed, und so
wollte er es auch halten.
Was auf dein graben Wege nicht zu erreichen war, mußte nun
auf dem krummen gehen. Eines schönen Tages wurde Achined vor
den Kadi geladen, der ihm eröffnete, daß sein Vater von dem Vater
des reichen Mannes hundert Piaster als Darlehn erhalten habe, das
er, Achmed, jetzt mit Zinsen und Zinseszins zurückbezahleii müßte.
Die heiligsten Schwüre Achmed's, daß ihm von einer solchen
Schuld nichts bekannt sei, halfen ihm nicht. Die Gerechtigkeit nahm
ihren Verlauf und die beiden Bauersleute wurden, da sie nicht bezahlen
konnten, von Haus und Hof gejagt. Als Achmed aus Verzweiflung
über das ihn: wider-
fahrene Unrecht auf
den Nachbar, den
Kadi, den Kalifen
und Mohamed läster-
lich zu schimpfen be-
gann, wurde er vom
Kadi zu einer Baston-
nade verurtheilt, die
auch prompt voll-
zogen wurde.
Jammernd und
mit aufgeschwollenen
Fußsohlen humpelte
Achmed gen Bagdad.
Seine gute Fatima
hatte er im Dorfe
zurückgelassen; einige
gutherzige Leute hat-
ten ihm versprochen,
vorläufig für sie sor- 33 fotr lmb muß an den Bettelstab,
gen zu wollen. In
der Nähe der Stadt begegnete ihm der Narr des Kalifen, der den
Betrübten anredete.
„Wohin, mein Freund, mit einem solch' griesgrämlichen Gesichts"
„Ins Armenhaus," antwortete der Bauer, „wenn man mich
nicht auch dort hinauswirft."
„Schäme Dich," sagte der.Narr; „bei Deinen gesunden Knochen
und ins Armenhaus!"
„Ich soll und muß ins Armenhaus und zwar von Rechts wegen,
dafür haben die Gesetze und der Kadi gesorgt."
„So, so, da bist Du also ein Faulpelz, der nicht arbeiten will."
„Nein, nein, wäre ich ein Faulpelz, so geschäh mir schon recht,
aber meine Sache verhält sich anders."
Und der Bauer erzählte dem Narren Alles haarklein; wie sein
reicher Nachbar durch Kniffe und Schliche es soweit gebracht habe,
daß er mit seiner Frau von Haus und Hof gejagt, und dann, als er
dagegen protestirte, auch noch geprügelt worden sei.
Der Narr stand bei der Erzählung bald auf dem rechten, bald
auf dem linken Bein, und rief ein über das andere Mal aus: „Ei,
du gerechter Richter, — ei, du Spitzbube!" Endlich sprach er zu
dem Bauern:
„Kommt mit zum Kalifen, guter Freund, ich will Euch Euer
Recht verschaffen."
Der Bauer war einverstanden und Beide wandelten fürbaß, bis
sie an den Palast des Kalifen kamen. Dem Narren öffneten sich alle
Thüren und bald stand er mit Achmed vor dem Herrscher, dem er
Die beiden Bauersleute wurden von Haus und Hof gejagt.
wohl den großen Propheten, aber, wie die Mütter nun einmal sind,
ihre Jungen hätte sie doch lieber zu Hause gehabt als im Himmel.
Die Zeit lindert bekanntlich den herbsten Schmerz, so auch hier.
Die Sorge um das tägliche Leben nahm die beiden Bauersleute stark
in Anspruch, so daß nicht viel Zeit übrig blieb, sich in Wehklagen zu
Lage, seine Steuern zu bezahlen. Diese brauchte aber der Kalif, denn
zum Kriegführen gehört Geld. Zwei prächtige Jungen machten einst
das Glück des Ehepaars aus; aber diese waren im letzten Kriege gefallen
und nach der Meinung des Priesters jetzt im Himmel bei Mohamed gut
aufgehoben. Damit tröstete sich Achmed so gut er es vermochte, indeß
seine Fatima sich darüber fast die Augen blind weinte. Sie verehrte
fflCxt man die Mehrheit erfährt.
chmed, ein kleines Bäuerlein in der Nähe von Bagdad,
bebaute im Schweiße seines Angesichts seine wenigen Aecker.
Fiel die Ernte gut aus, so hatte er mit seiner alten Fatima
ein leidliches Leben, wenn aber Mißwachs seine Felder heimsuchte,
so spielte Schmalhans Küchenmeister, und kaum war er dann in der
ergehen. Zudem trat ein Ereigniß ein, das den guten Achmed und
seine Fatima vollständig aus den gewohnten Bahnen riß,
Achined hatte einen reichen Nachbarn, der durch sein Geld und
seine Schlauheit die kleinen Bauern aus ihrem Besitz verdrängte.
Achmed's Gut lag bereits inmitten des Besitzthums des Reichen. Alle
Anerbieten, das Gütchen zu verkaufen, scheiterten an der Hartnäckig-
keit des Bauern. Sein Großvater und Vater hatten bereits auf der
Stelle gelebt und waren darauf gestorben, meinte Achmed, und so
wollte er es auch halten.
Was auf dein graben Wege nicht zu erreichen war, mußte nun
auf dem krummen gehen. Eines schönen Tages wurde Achined vor
den Kadi geladen, der ihm eröffnete, daß sein Vater von dem Vater
des reichen Mannes hundert Piaster als Darlehn erhalten habe, das
er, Achmed, jetzt mit Zinsen und Zinseszins zurückbezahleii müßte.
Die heiligsten Schwüre Achmed's, daß ihm von einer solchen
Schuld nichts bekannt sei, halfen ihm nicht. Die Gerechtigkeit nahm
ihren Verlauf und die beiden Bauersleute wurden, da sie nicht bezahlen
konnten, von Haus und Hof gejagt. Als Achmed aus Verzweiflung
über das ihn: wider-
fahrene Unrecht auf
den Nachbar, den
Kadi, den Kalifen
und Mohamed läster-
lich zu schimpfen be-
gann, wurde er vom
Kadi zu einer Baston-
nade verurtheilt, die
auch prompt voll-
zogen wurde.
Jammernd und
mit aufgeschwollenen
Fußsohlen humpelte
Achmed gen Bagdad.
Seine gute Fatima
hatte er im Dorfe
zurückgelassen; einige
gutherzige Leute hat-
ten ihm versprochen,
vorläufig für sie sor- 33 fotr lmb muß an den Bettelstab,
gen zu wollen. In
der Nähe der Stadt begegnete ihm der Narr des Kalifen, der den
Betrübten anredete.
„Wohin, mein Freund, mit einem solch' griesgrämlichen Gesichts"
„Ins Armenhaus," antwortete der Bauer, „wenn man mich
nicht auch dort hinauswirft."
„Schäme Dich," sagte der.Narr; „bei Deinen gesunden Knochen
und ins Armenhaus!"
„Ich soll und muß ins Armenhaus und zwar von Rechts wegen,
dafür haben die Gesetze und der Kadi gesorgt."
„So, so, da bist Du also ein Faulpelz, der nicht arbeiten will."
„Nein, nein, wäre ich ein Faulpelz, so geschäh mir schon recht,
aber meine Sache verhält sich anders."
Und der Bauer erzählte dem Narren Alles haarklein; wie sein
reicher Nachbar durch Kniffe und Schliche es soweit gebracht habe,
daß er mit seiner Frau von Haus und Hof gejagt, und dann, als er
dagegen protestirte, auch noch geprügelt worden sei.
Der Narr stand bei der Erzählung bald auf dem rechten, bald
auf dem linken Bein, und rief ein über das andere Mal aus: „Ei,
du gerechter Richter, — ei, du Spitzbube!" Endlich sprach er zu
dem Bauern:
„Kommt mit zum Kalifen, guter Freund, ich will Euch Euer
Recht verschaffen."
Der Bauer war einverstanden und Beide wandelten fürbaß, bis
sie an den Palast des Kalifen kamen. Dem Narren öffneten sich alle
Thüren und bald stand er mit Achmed vor dem Herrscher, dem er
Die beiden Bauersleute wurden von Haus und Hof gejagt.
wohl den großen Propheten, aber, wie die Mütter nun einmal sind,
ihre Jungen hätte sie doch lieber zu Hause gehabt als im Himmel.
Die Zeit lindert bekanntlich den herbsten Schmerz, so auch hier.
Die Sorge um das tägliche Leben nahm die beiden Bauersleute stark
in Anspruch, so daß nicht viel Zeit übrig blieb, sich in Wehklagen zu
Lage, seine Steuern zu bezahlen. Diese brauchte aber der Kalif, denn
zum Kriegführen gehört Geld. Zwei prächtige Jungen machten einst
das Glück des Ehepaars aus; aber diese waren im letzten Kriege gefallen
und nach der Meinung des Priesters jetzt im Himmel bei Mohamed gut
aufgehoben. Damit tröstete sich Achmed so gut er es vermochte, indeß
seine Fatima sich darüber fast die Augen blind weinte. Sie verehrte