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--1358

Ländlich — sittlich.

(Zchwäbis ch.)

©tübter: Wie heißt Du, mein schönes Kind?

Mädchen: Röste!

Städter (überschwänglich): Endlich finde ich Dich, herrliche Rose von Schiras, Du duftende
Blume des Morgenlandes!

Mädchen: Noi, dös kommt vom viela Mischtschlcppa, do erhitzt mcr sich oud schwitzt wie a Sau.

Aus dem Lirderbuche eines Staatsmannes.

Das Handwerk in Noth.

Eus edle Handwerk geht zu Grunde,

Nicht golden ist sein Boden mehr.

Schon seufzet es aus manchem Munde:
Ach, wenn er nur von Kupfer war'! —
Der Boden hat ein großes Loch.

Wer will es flicken? Helft uns doch! —

„Arzt hilf dir selber!" hört man rufen;
„Das Klicken ist ja eure Lach'." —

Ja, leider! Heue Dinge schufen
Wir längst nicht mehr. — Ls lieget brach
Die Schöpferkraft; — o Mißgeschick —
Denn Neues schafft nur die Kabrik.

Wir flicken Alles, Kessel, Schuhe,

Auch portmonnaies, wenn man's verlangt.
Nur mit der Zunft laßt uns in Ruhe,

Bor deren Reparatur uns bangt;

Denn die zu flicken, weiß nur Rath,

Der sie zerschlug, der mächt'ge Staat.

Mit diesen Worten, voll vertrauen
Zum Mann des Staats und seiner Kauft
Kamen sie her. — „<$>, möchten schauen
Sie unsre Werkstatt nie! Mit Kunst. —
Auch unser Handwerk lieget brach
And unsrer Kirma droht ein Krach.

„Auch unser einzig Thun ist Klicken:

Am Staatenhause flicken wir;

Und dieses selbst will uns nicht glücken.
Zu knapp wird Stein und Mörtel schier.
Nur die Kagade neu und schön.

Bleibt mancher zu bewundern stehn.

„Um die Kamine zu erbauen,

Zerbrachen wir gar manchen Herd.

Man muß nicht in die Zukunft schauen,
Der nächsten Noch nur sei gewehrt.

Wir brachen schon die Balken aus
Und machten die Dachsparren draus.

„Drum, lieben Brüder und Kollegen,

Ihr seht bei uns dieselbe Noth.

Das Klicken bringet keinen Segen,

Wenn überall der Umsturz droht. —
Drum, laßt uns warten auf den Mann,
Der neu von Grund auf bauen kann."

n der alten Legende
ist lesen,

Daß einst ein heiliger
Alarm gewesen,
Der trat hinaus an den
Aleeresstranö
UndwarfBrodbrocken
mit voller Gxrnd.
Die Nische und aller-
lei Seegethier
Kamen und fraßen mit
großer Gier.
Nunmehr erhob der heilige Alaun
Die Stimme mächtig, und begann
Du predigen das Evangelium
De»! bestoßten, schuppigen Buklikum,
Ermähnt', zu beherrschen die thicrischcn Triebe
Und zu leben nach dem Gebot der Ließe.

Eine sonderbare
Predigt.

Als ich solches las in der Jugendzeit,
Dacht' ich, der Alaun war nicht gcschcidt,

Er hat gewiß einen Sparren gehakt,

Ist wohl durch NrömmigKeit übergeschnappt.
Dagegen jetzt dcnli' ich: Aürwahr,

Der Alaun ein rechter Schlaukopf war
And hat verborgen mit seinem Witze
Unter Narrheit eine satirische Spitze.

Ihr könntet pred'gen die Liebeslehre

So gut wie den Alenschen — den Nischen im Alccrc:

Den gleichen Erfolg hat's da wie dort,

Sie fahren einander zu fressen fort.

So viel ihr auch die Liebe predigt,

Der Selbstsucht nie der Alensch sich entledigt.
DL Jude, Türke, ööeide, Ährist,

Der Große stets den Kleinen frißt,

Der Liecht die Norclle, der L>ai den Liecht.
Nicht Liebe, cs herrscht des Stärkeren Recht.

So lang die Alcnschheit in Klassen getrennt,
Rehlt ihr das rechte Nundament.

Erst wenn sozial die Alenschen gleich,

Beginnt der Liebe Lnmmelreich.

Bedenkliche Folgerung.

Frau: Sag', Eduard, Du gehst so oft ins
Bräuhaus, — ist denn das Viele Trinken wirklich
ein so großer Genuß?

Mann: Darauf gebe ich Dir keinen Bescheid,
sonst gewöhnst Du Dir das Trinken auch noch an.
 
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