1775
Vermischte Machrichten.
Die Geehrten des Manchcsterthums sind eifrig damit beschäftigt, die
Gaunereien des „Standard Oil Trust" und das Volteschlagen als
„freies Spiel der Kräfte" zu dcfiniren.
Der Abschluß des Reichshaushaltsetats für 1893/94 hat einen
Ueberschuß von über zehn Millionen mehr ergeben, als int Vor-
anschlag angenommen war. Die Reichsregiernng ist darüber vollständig
in Verwirrung gerathen; man kann sich dies unerwartete Resultat nur
dadurch erklären, daß man irgend eine Nochmehrforderung für das Militär
reinweg versäumt haben müsse.
* -p
*
Crispi „ordnet" in Italien noch immer weiter. Er hat schon so
weit „geordnet", daß sümmtliche Diebe und Fälscher iin Banca Romana-
Prozeß freigesprochen werden konnten, lieber die Aufständischen in Sizilien
sind im Ganzen zirka viertausend Jahre Zuchthaus verhängt worden.
Crispi hofft bald mit den ehrlichen Leuten in Italien aufgeräumt zu haben.
* *
*
Von Paris her vernimmt man jetzt ein unaufhörliches Zähneklappern,
das von den regierenden Ordnungsmännern herrührt. Cornelius Herz,
der große Zuckerkranke von Bournemouth, hat nänrlich gedroht, daß er
eine Stinkbombe über den Kanal schleudern werde. Die Bomben Henry's
und Vaillant's erscheinen ihnen jetzt rvie Bonbonschachteln. Sic wollen
schnell ein Gesetz machen, das die Oeffcntlichkeit und die Berichterstattung
bei Panamaprozessen ausschließt und schon die bloße Absicht zu Ent-
hüllungen mit lebenslänglicher Deportation bestraft.
* *
*
Dupny bot vor Kurzem seinem Freunde Casimir-Perier auf offenem
Markt in Paris dreimal die Krone an. Der edle Republikaner schlug
sie dreimal mit verächtlichem Lächeln aus und wies stolz auf feinen
breiten Panamahut, in dessen bergendem Schatten Frankreich ruht.
'njms' Hodelspähne.
Ob Zeitlohn oder Stücklohn?
Gar müßig ist der Streit;
Man soll die Arbeitsmänner
Entlohnen nach der Zeit.
Wir selber zahlen ja Zeitlohn
Aus unsrer Steuerkraft —
Es haben Caprivi und Miguel
Nie auf Akkord geschafft.
* *
*
>tc preußischen Reptilien sehnen sich nach
sächsischen Vereinsgesetz. Man sieht
s: Sachsen hat der Verpreußung derart Vor-
schub geleistet, daß es schon längst preußischer
“ als Preußen geworden ist, und Preußen muß
daher, wenn es auf dem Wege der Reaktion fortschreiten will, sächsisch
werden. * « *
Da die Posthilfsboten nach einer geheimen Verfügung Stephan's
nicht heirathen dürfen, so sollte ihnen auch befohlen werden, gleich
den katholischen Geistlichen eine Tonsur zu tragen, damit heirath'slnstige
junge Damen wenigstens wissen, woran sie mit den Stephansjüngern sind.
* *
*
Es wohnten die alten Germanen
Zu beiden Ufern des Rheins,
Und da auf dem Biere kein Boykott lag,
So tranken sie immer noch eins.
* *
*
Im Deutschen Reiche werden jeden Monat Sozialdemokraten zu
jahrelangem Sitzen verurtheilt. Und da wundert man sich noch, daß
die Sozialdemokratie in Deutschland so fest sitzt.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Kirchenrath ihm seine Betheilijung verboten hätte.
Det is die kirchliche Toleranz. „Mir ist's recht,
aber vor'm Jesetze is Jeder jleich", sagen sie
immer. Det is nich wahr, sage ick. Vor'n paar
Jahre war hier der Millionär Kelch anjeklagt,
er sollte seine Schwester so jemißhandelt haben,
det sie sich det Rickjrat verknaxt hatte. Er nahm
sich zwee Vertheidijer, die Schwarz zu Weiß
machen sollten, aber sie kriegten noch nich mal
eene jraue Farbe raus, denn die Sachverständijen
blieben dabei, det der Anjeklagte seine Schwester
zeitlebens zum Krippel jemacht hatte. Un Kelch
wurde verurdeelt. Aber die Vertheidijer nahmen
noch andere beriehmte Professoren in Anspruch,
die anderer Meinung waren, un die Sache wurde
nochmals verhandelt un die Professoren standen
sich im Termine jejenieber un die Richter trauten
sich schließlich nich, den Kelch zu verurdeelen,
sondern sprachen ihn frei. Wenn det uu een
armer Arbeiter jewesen wäre, der kcen Jeld für
die Vertheidijer im die Sachverständijen jehabt
hätte, der hätte doch längst seine Strafe abjesessen.
Deshalb sage ick immer: „Reichthum is nich blos
keene Schande, sondern man kann sich ooch wat
davor koofen." So zum Beispiel die nothleidenden
Agrarier, die sich für ihr Jeld eene eijcne Zeitung
jeleistet haben. Wat die iebrijen konservativen
Zeitungen find, die versprechen dem Säugling
keen langet Leben un wünschen ihm von Herzen,
det er seinen irdischen Wandel bald wieder aus-
haucht. Det is natierlich Konkurrenzneid, Jacob,
weiter nischt. Wenn sie ihre wahre Meinung
ooch hinter jlatte Worte verberjen, ani liebsten
möchten sie ihm eene Backpfeife jeden, det er in
keenen Sarg mehr rinpaßt. Det is meine Mei-
nung, un in dieser Hinsicht verbleibe ick mit ville
Jrieße Dein Jotthilf Naucke, Moabit.
Auch rine Charakteristik.
A. : Da schau Dir mal den geschwollenen Bäcker-
meister an, den Lehrlingszüchter, den Jnnungs-
meistcr! Nein, sieh nur nial, die Händ'. ..
B. : Hast recht. Das sind die rechten Pretzen-
protzenpratzen.
Äröeiter-Aledaiü'e in Hachsen.
wer ganzer Jahre dreißig
Stets für denselben Steren
Geschafft hat treu und fleißig
Und sich gefügt stets gern.
Dabei der rothen Uanaille
Stets Abscheu ausgedrückt.
Der wird rnit der Medaille
von Silber jetzt geschmückt.
<vb auch in tausend Aengsten,
Dom Daseinskampf umtost,
Gewährt dein Allerbängsten
Noch die Medaille Trost.
Sie bleibt ein Stab und Stecken
Dem allerärmsten Mann,
weil er sie in allem Schrecken
Noch immer — versetzen kann.
Hans Blum.
Als Fortsetzung des Buches „Die Lügen re.
von Hans Blum" erscheint demnächst in Liefe-
rungen eine Bismarckbiographie desselben
Verfassers, die ähnlich jenem Buche über Bis-
marck nur verblümte Wahrheit bringen wird.
Das Eigenartige an dieser Veröffentlichung ist,
daß nach Abschluß des Werks nicht nur sämmt-
liche Hefte, sondern auch sümmtliche Abnehmer
geliefert sind. . . -
In Tirol.
Seppel: Sag', Hansel, is dös wahr, daß da
hinten in Sachsen a Sozialdemokrat in Unter-
suchungshaft eing'spirrt bleibt, weil der Herr Zeuge
hier in Tirol umanand' kraxelt und nit zur Ver-
handlung kommen kann?
Hansel: Freilich is wahr! Wann d' aus
Sachsen hörst, daß Oaner eing'spirrt is, dös is
halt immer wahr.
Seppel: Aber wann der Herr Zeuge auf an
Berg aufikraxelt, abifallt und d' Haxen bricht?
Hansel: Nachher muß halt der Sozialdemo-
krat hocka, bis d' Haxen wieder ganz san.
Seppel: Aber wann der Herr Zeuge 'n Hals
bricht?
Hansel: O weh, nachher is g'fehlt, da muß
der Sozialdemokrat hocka bis zum jüngsten Gericht,
das wird dann den Herrn Zeugen schon kriegen.
Staalsweisheit fin de siede.
Die preußische Regierung will zur Bändigung
der Sozialdemokratie auf das veraltete preußische
Vereinsgesetz noch die Edelreiser der sächsischen
und hamburgischen Vereinsgesetze pfropfen. Es
hat immer als ein Zeichen vollendeter Klugheit
gegolten, in die Feuersglnth Ocl zu gießen und
einer Ueberschwemmung dadurch Herr zu werden,
daß man alle Deiche durchsticht.
Ministerielles.
Die Stellung Miquel's ist erschüttert. Auf
dem nächsten Ständchen, das ihm gebracht wird,
sollen die drei schönen Volksweisen vorgctragen
werden: Muß i denn, muß i denn zum Städele
hinaus; ferner mit viel Nachdruck: Ach, wenn das
der Dörbach wüßte, daß der Miquel sterben müßte,
und zum Schluß: Ach du lieber Augustin, alles
ist hin. Ahlwardt soll für ein Abschiedsbouguet
gemeinsam mit Schweinhagen sammeln. lieber
den Verbleib der Gelder ist nichts bekannt.
Von: Vierkönig.
Die Essigfabrikanten waren bis heute in
Verlegenheit wegen eines Schutzheiligen. Sie haben
jetzt den Roesicke zu ihrem Patron erkoren. Wer
hätte aber auch besseren Anspruch auf diese Würde
als der Mann, dem so viel Boykott-Bier sauer
wird, daß das Essiggewerbe den Rohstoff kaum
noch verarbeiten kann?
Der Gipfel.
Sächsischer Spießbürger: Mir Sachsen
wer'n de Sozialen schon gleene griegen, denn
sähn Se, in der Maßreglcrei bolidischer Gegner,
da sein mir ganz besondersch Helle.
Kulturmensch: Allerdings; Sie werden so-
gar den Gipfel dieser Helligkeit bald erreichen.
Spießbürger: Den hellen Gibfel? Wo
is denn der?
Kulturmensch: Auf dem Sonnenstein.*
* Irrenanstalt.
Verantwortlich für die Redaktion tiieorg Baßler in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. H.W. Dietz in Stuttgart.
Vermischte Machrichten.
Die Geehrten des Manchcsterthums sind eifrig damit beschäftigt, die
Gaunereien des „Standard Oil Trust" und das Volteschlagen als
„freies Spiel der Kräfte" zu dcfiniren.
Der Abschluß des Reichshaushaltsetats für 1893/94 hat einen
Ueberschuß von über zehn Millionen mehr ergeben, als int Vor-
anschlag angenommen war. Die Reichsregiernng ist darüber vollständig
in Verwirrung gerathen; man kann sich dies unerwartete Resultat nur
dadurch erklären, daß man irgend eine Nochmehrforderung für das Militär
reinweg versäumt haben müsse.
* -p
*
Crispi „ordnet" in Italien noch immer weiter. Er hat schon so
weit „geordnet", daß sümmtliche Diebe und Fälscher iin Banca Romana-
Prozeß freigesprochen werden konnten, lieber die Aufständischen in Sizilien
sind im Ganzen zirka viertausend Jahre Zuchthaus verhängt worden.
Crispi hofft bald mit den ehrlichen Leuten in Italien aufgeräumt zu haben.
* *
*
Von Paris her vernimmt man jetzt ein unaufhörliches Zähneklappern,
das von den regierenden Ordnungsmännern herrührt. Cornelius Herz,
der große Zuckerkranke von Bournemouth, hat nänrlich gedroht, daß er
eine Stinkbombe über den Kanal schleudern werde. Die Bomben Henry's
und Vaillant's erscheinen ihnen jetzt rvie Bonbonschachteln. Sic wollen
schnell ein Gesetz machen, das die Oeffcntlichkeit und die Berichterstattung
bei Panamaprozessen ausschließt und schon die bloße Absicht zu Ent-
hüllungen mit lebenslänglicher Deportation bestraft.
* *
*
Dupny bot vor Kurzem seinem Freunde Casimir-Perier auf offenem
Markt in Paris dreimal die Krone an. Der edle Republikaner schlug
sie dreimal mit verächtlichem Lächeln aus und wies stolz auf feinen
breiten Panamahut, in dessen bergendem Schatten Frankreich ruht.
'njms' Hodelspähne.
Ob Zeitlohn oder Stücklohn?
Gar müßig ist der Streit;
Man soll die Arbeitsmänner
Entlohnen nach der Zeit.
Wir selber zahlen ja Zeitlohn
Aus unsrer Steuerkraft —
Es haben Caprivi und Miguel
Nie auf Akkord geschafft.
* *
*
>tc preußischen Reptilien sehnen sich nach
sächsischen Vereinsgesetz. Man sieht
s: Sachsen hat der Verpreußung derart Vor-
schub geleistet, daß es schon längst preußischer
“ als Preußen geworden ist, und Preußen muß
daher, wenn es auf dem Wege der Reaktion fortschreiten will, sächsisch
werden. * « *
Da die Posthilfsboten nach einer geheimen Verfügung Stephan's
nicht heirathen dürfen, so sollte ihnen auch befohlen werden, gleich
den katholischen Geistlichen eine Tonsur zu tragen, damit heirath'slnstige
junge Damen wenigstens wissen, woran sie mit den Stephansjüngern sind.
* *
*
Es wohnten die alten Germanen
Zu beiden Ufern des Rheins,
Und da auf dem Biere kein Boykott lag,
So tranken sie immer noch eins.
* *
*
Im Deutschen Reiche werden jeden Monat Sozialdemokraten zu
jahrelangem Sitzen verurtheilt. Und da wundert man sich noch, daß
die Sozialdemokratie in Deutschland so fest sitzt.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Kirchenrath ihm seine Betheilijung verboten hätte.
Det is die kirchliche Toleranz. „Mir ist's recht,
aber vor'm Jesetze is Jeder jleich", sagen sie
immer. Det is nich wahr, sage ick. Vor'n paar
Jahre war hier der Millionär Kelch anjeklagt,
er sollte seine Schwester so jemißhandelt haben,
det sie sich det Rickjrat verknaxt hatte. Er nahm
sich zwee Vertheidijer, die Schwarz zu Weiß
machen sollten, aber sie kriegten noch nich mal
eene jraue Farbe raus, denn die Sachverständijen
blieben dabei, det der Anjeklagte seine Schwester
zeitlebens zum Krippel jemacht hatte. Un Kelch
wurde verurdeelt. Aber die Vertheidijer nahmen
noch andere beriehmte Professoren in Anspruch,
die anderer Meinung waren, un die Sache wurde
nochmals verhandelt un die Professoren standen
sich im Termine jejenieber un die Richter trauten
sich schließlich nich, den Kelch zu verurdeelen,
sondern sprachen ihn frei. Wenn det uu een
armer Arbeiter jewesen wäre, der kcen Jeld für
die Vertheidijer im die Sachverständijen jehabt
hätte, der hätte doch längst seine Strafe abjesessen.
Deshalb sage ick immer: „Reichthum is nich blos
keene Schande, sondern man kann sich ooch wat
davor koofen." So zum Beispiel die nothleidenden
Agrarier, die sich für ihr Jeld eene eijcne Zeitung
jeleistet haben. Wat die iebrijen konservativen
Zeitungen find, die versprechen dem Säugling
keen langet Leben un wünschen ihm von Herzen,
det er seinen irdischen Wandel bald wieder aus-
haucht. Det is natierlich Konkurrenzneid, Jacob,
weiter nischt. Wenn sie ihre wahre Meinung
ooch hinter jlatte Worte verberjen, ani liebsten
möchten sie ihm eene Backpfeife jeden, det er in
keenen Sarg mehr rinpaßt. Det is meine Mei-
nung, un in dieser Hinsicht verbleibe ick mit ville
Jrieße Dein Jotthilf Naucke, Moabit.
Auch rine Charakteristik.
A. : Da schau Dir mal den geschwollenen Bäcker-
meister an, den Lehrlingszüchter, den Jnnungs-
meistcr! Nein, sieh nur nial, die Händ'. ..
B. : Hast recht. Das sind die rechten Pretzen-
protzenpratzen.
Äröeiter-Aledaiü'e in Hachsen.
wer ganzer Jahre dreißig
Stets für denselben Steren
Geschafft hat treu und fleißig
Und sich gefügt stets gern.
Dabei der rothen Uanaille
Stets Abscheu ausgedrückt.
Der wird rnit der Medaille
von Silber jetzt geschmückt.
<vb auch in tausend Aengsten,
Dom Daseinskampf umtost,
Gewährt dein Allerbängsten
Noch die Medaille Trost.
Sie bleibt ein Stab und Stecken
Dem allerärmsten Mann,
weil er sie in allem Schrecken
Noch immer — versetzen kann.
Hans Blum.
Als Fortsetzung des Buches „Die Lügen re.
von Hans Blum" erscheint demnächst in Liefe-
rungen eine Bismarckbiographie desselben
Verfassers, die ähnlich jenem Buche über Bis-
marck nur verblümte Wahrheit bringen wird.
Das Eigenartige an dieser Veröffentlichung ist,
daß nach Abschluß des Werks nicht nur sämmt-
liche Hefte, sondern auch sümmtliche Abnehmer
geliefert sind. . . -
In Tirol.
Seppel: Sag', Hansel, is dös wahr, daß da
hinten in Sachsen a Sozialdemokrat in Unter-
suchungshaft eing'spirrt bleibt, weil der Herr Zeuge
hier in Tirol umanand' kraxelt und nit zur Ver-
handlung kommen kann?
Hansel: Freilich is wahr! Wann d' aus
Sachsen hörst, daß Oaner eing'spirrt is, dös is
halt immer wahr.
Seppel: Aber wann der Herr Zeuge auf an
Berg aufikraxelt, abifallt und d' Haxen bricht?
Hansel: Nachher muß halt der Sozialdemo-
krat hocka, bis d' Haxen wieder ganz san.
Seppel: Aber wann der Herr Zeuge 'n Hals
bricht?
Hansel: O weh, nachher is g'fehlt, da muß
der Sozialdemokrat hocka bis zum jüngsten Gericht,
das wird dann den Herrn Zeugen schon kriegen.
Staalsweisheit fin de siede.
Die preußische Regierung will zur Bändigung
der Sozialdemokratie auf das veraltete preußische
Vereinsgesetz noch die Edelreiser der sächsischen
und hamburgischen Vereinsgesetze pfropfen. Es
hat immer als ein Zeichen vollendeter Klugheit
gegolten, in die Feuersglnth Ocl zu gießen und
einer Ueberschwemmung dadurch Herr zu werden,
daß man alle Deiche durchsticht.
Ministerielles.
Die Stellung Miquel's ist erschüttert. Auf
dem nächsten Ständchen, das ihm gebracht wird,
sollen die drei schönen Volksweisen vorgctragen
werden: Muß i denn, muß i denn zum Städele
hinaus; ferner mit viel Nachdruck: Ach, wenn das
der Dörbach wüßte, daß der Miquel sterben müßte,
und zum Schluß: Ach du lieber Augustin, alles
ist hin. Ahlwardt soll für ein Abschiedsbouguet
gemeinsam mit Schweinhagen sammeln. lieber
den Verbleib der Gelder ist nichts bekannt.
Von: Vierkönig.
Die Essigfabrikanten waren bis heute in
Verlegenheit wegen eines Schutzheiligen. Sie haben
jetzt den Roesicke zu ihrem Patron erkoren. Wer
hätte aber auch besseren Anspruch auf diese Würde
als der Mann, dem so viel Boykott-Bier sauer
wird, daß das Essiggewerbe den Rohstoff kaum
noch verarbeiten kann?
Der Gipfel.
Sächsischer Spießbürger: Mir Sachsen
wer'n de Sozialen schon gleene griegen, denn
sähn Se, in der Maßreglcrei bolidischer Gegner,
da sein mir ganz besondersch Helle.
Kulturmensch: Allerdings; Sie werden so-
gar den Gipfel dieser Helligkeit bald erreichen.
Spießbürger: Den hellen Gibfel? Wo
is denn der?
Kulturmensch: Auf dem Sonnenstein.*
* Irrenanstalt.
Verantwortlich für die Redaktion tiieorg Baßler in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. H.W. Dietz in Stuttgart.