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—» 1875 *—«-■-

König Stumm.

So reich »n Geld und so arm SN Miss!
Lin Vekkler im Aedekournirre.

Aus dir Phrase „Vildung und Vesili"
IN rr dir beste Sstirr.

Gleiches MM.

föfP^'* ^ e§ uicht sonderbar, daß die Berliner Polizei die Schau-
Maßgabe der Gesinde-Ordnung behandeln will?

Bevo ' uicht. Wenn die ganze Nation durch strafgesetzliche

soll nnunbunß Zu einem Volk von Bedienten herabgcwürdigt werden
- warum sollten gerade die Schauspieler eine Ausnahme bilden.

'-e/ts' Hobelspähne.

Neue Schiffe brauchen
Nöthig wir gar sehr.

Wimmeln von Fregatten
Soll es auf den: Meer,

Daß des Reiches ganze
Herrlichkeit sie fassen,

Die wir — ach, wie gerne! —
Möchten schwimmen lassen.

Gesetzesvorlagen sollten wenigstens konse-
quent gehalten sein. Wenn man also mit einer
Vorlage das Eigenthum schützen will, so darf
darin nicht von Konfiskation von Druckschriften die
Rede sein, — Druckschriften sind auch Eigenthum.

»Ich gebe dir, damit du gtebft!"

So heißt es oft im Leben.

Beiiit Zentrum aber heißt's: „Gieb du,

Dann erst will ich dir geben!"

Es hat gewiß der Kanzler Leist
Dem Nieberding verliehn den Geist:

Zu binden die Presse, das ist sein Begehr,

Als ob die Presse ein Pfandweib war'.

Ahlmardt erklärte in einer Versammlung, das römische Recht müsse
beschnitten iverden. Die Antisemiten haben den guten Rektor darauf
von einem Rabbiner untersuchen lassen und das Resultat dürste Ahlwardt's
Ausschluß aus der Partei nach sich ziehen.

Jnr Reichstag Sozialisten sind —

Das ist zu dumm!

Vertreiben möchte sie geschwind
Der' König Stumm!

Das Salz bei Stumm wird duinnt,

Hält Reden er —

Nicht scheeren sich die Rothen drum,

Es kommen mehr!

Mistgabelir sind den Junkern lieber als Gedanken. Mit Mistgabeln
können sie sich mehren, mit Gedanken nicht.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Am Exerzierplätze.

A. : Warum schimpft denn der Korporal die Soldaten: „Ochse",
„Esel", „Kameel", „Heupferd", „blindes Kalb", „trauriger Mond", „ver-
rückter Maikäfer" u. s. w. ?

B. : Ach, das ist nur die leidige Titel sucht. Der Korporal denkt,
weil die Soldaten etwas Besseres sind, als die Zivilisten, so muß
er ihnen auch besondere Titel beilegen.

Lieber tzacob!

Ick jloobe, oller Kronensohn, et is nu doch
'°oll Zeit, det ick Dich wieder mal wat aus unse
Jejcnd erzähle. Mein

Nachbar, der Vircho'n
wählen dhut un ini-
iner von seine jedie-
jene liberale Jber-
zeijung kohlt, der
meent, det hätte nu
ooch balde 'n Ende
(die Krctc liest Dir
nämlich doch, ver-
stehste?), weil se in't
Hotel zur kleenen Me-

dallse bbt - -—.....—

janz jemjf, s e® be vervorschuhte Parajraphcn
inan de n„-!'^b''"ugeln. Na, ick sage zn'n: „Halte
Kopp tan» I •”/ W 'ck; »un wenn schon! In'
"ich, jab . r Keener kieken." Der nu jrade
so so sind r ^ aber mit's Jedrucktc wird's man
sreisinniie's^^te", sing ick nu los, „mit eich
det ftimmf ”ne^n^en is et denn freilich Essig,
eich der '""sikalsche Kuoppjabel. Wat

herklavicrt -ieen nich an de Finger un Zehen

b° Jeschichteihr ooch nich. Bei uns is
bto§ nid, , " °wken pftffijer; denn rede Dir man
'"stricht' &<!w1 Sir un§ "ich Non lange druff
Kiek mal- >ZNwoll, da niachste Aaloogeu.
st allens fein Äunft is bei unse Jenossen nich, det
jeder vcrsteln ^.""^ßringen, sondern det et ooch
wird der haben is de Hauptsache, denn

selber Sobald ^ "hne allen Apparaten von
Sckäder . cm°frat; hat er aber keene in sein'

Schädel drin 7,'1
liberale Svinm»,^^ "'"h er natierlich so'ne olle
heeßt." (s-j . J "chtel bleiben, bis er Methusalem
"" schmeißt J' • ®er jeblafft vor Aerjer; un
nach, wenn ^ be staatsjefährlichsten Blicke
heeflich rinjrieße " worjens vorbeijondele un

mir is'et^is^^^ woll Piepe sind, lieber Jacob,
Aberst neilist, ' "" ^?nde selber janz Schnurz.

nee, da hält' ick mir beinah de

Platze jeärjert. Alle Sonnabend seht et bei uns
mit's Schafkoppspiclen de Reihe rum: eenmal bei
Ede'n in'n Keller, denn wieder bei mir, un so
weiter. Also det letzte Mal is Ede dran: ick bin
da, un Aujust is ooch da, det waren ja schonst
jenug zn'n Loskloppen. Wir spielen en biskcn
etepetete, weil Nante, der olle Jeizhammel, immer
Krakehl macht, wenn de Pinke schon schwer is un
er jleich jroschenweise nachschliddern muß, wenn
er antanzt. Int, wir machen 'ne klcene Panse,
beißen 'n Stücksken von de Weiße ab, fingen ooch
’n verninftijet Lied, — un wie wir mitten ntaitg
sind, klingelt et. „Nanu!" meent Ede, „der hat
sich woll de Knebel verstaucht, det er nich an-
bummert". Un deitn macht er uff, jreift feste
raus in den dustern Flur, kriegt ihn an den Kragen
un feiert ihn rin. Prost de Mahlzeit, aber keenen
Nante nich! Kommt da so 'n zwcebccnijet Brech-
mittel uff uns losjcstolpert: jlattbalbirte Viehsio-
nomie, speckijen Zilinder bis ieber de Ohren,
langen schwarzen Rock an un 'n Haufen Zettels
aus de Tasche guckend.

„Donnerivetter", schrei ick, „Sie haben sich
hier 'mal derbe verloofen." Aber det Jestelle
fängt an un jrient wie 'n Boontaffe, schnaubt sich
erst den Löthkolben in 'n Lappen mit allerhand
fromme Spriche drtiffjedruckt, un denn langt er
seine Wische vor un ieberreicht se uns, als wären
et Finfmarkscheme. Ick sah jleich, wat mit den
Bruder los war, wie ick lese „Der Zionspilger". —
„Männeken", sagt nu Ede mit seine schnodderige
Miene, „machet: Se de Dhicre recht sachte von
draußen zu. Wir sin' nich mit David'n verwandt,
haben also in Zion nischt zu suchen."

Da jeht et „Bums" an de Dhiere, un Nante
kommt rin. Wir dachten jleich, det et nu en
Feez setzt, denn mit Nante'n is et nich so ohne;
der Kerl kriegt 'n Schreck, un eh' er sich besinnt,
sagt Nante: „Nu, Heinrich, wo hat Dir denn der
Deibel herjeritten? Bei uns zu Hause in Elbing
drirftst De Dir doch schonst lange nich mehr attra-
piren lassen".

„O Bruder...", stamnrelte der Ziotiswächter.
— „Det verbitt' ick mir", meent Nante; „nich mal
uff denselben Flur hat meine mit Deine Muttern
jewohnt. Verwandtschaft is also bei uns nich mang.
Nu aber raus mit de Farbe, wat hast De hicr
verloren, he?"

„Ich bin ein geringer Sendbote der Stadt-
mission, und ..."

„So!" fuhrwerkt Nante jetzt los, „schecne Seelen
finden sich. Un wenn De jetzt nich ohne Rickstand
verduftest, verzähl' ick hier die Jenossen, wie man
Stadimissjonnehr wird."

Un nu hättst De den ollen Zionswächter
schn sollen, wie er aus der Dhiere 'rausflog; ick
jloobe, wenn Renz det jesehen, da hält' er ihn als
Springer angaschirt. Un nu Nante! Wat hat der
Allens ausjepackt, wat der schiele Hund Allens
hinter sich hat! Dajejen is Pastor Partisch det
reenste Waisenkind. Jetzt wird er wohl an Stöckers
Busen liegen un sich ausweinen ieber die Schlechtig-
keit der Welt un janz besonders ieber die von
„Bruder Nante".

Nun lebe vor heute wohl un halte Dir feste
uff'n Kiehn. Mit ville Jrieße

Dein jetreier

Jotthilf Naucke.

Libretto-Äiüwurs.

Im Tramway fährt ein Sozialist —

(Die Lxposition),

Ihm vis-L-vis ein Polizist —

(Der Knoten schürzt sich schon).

Der „Sozi" trägt den rothen Shlips,

(Das Hintergrund-Motiv!)

Der Polizist wird weiß wie Gips —

(Duett, Recitativ).

Lr faßt jetzt an den Säbelknauf
(Staatsanwalts-Poesie),

Und schreibt den bösen „Sozi" auf —

(Man nennt's Peripetie).

Der „Sozi" kriegt ein Strafmandat,

(Moral vom schönen Stück);

Gerettet steht nun da der Staat!

(Der Vorhang fällt zum Glück.)
 
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