1939
eX® Die Rreuzsxinne. SXs
Äas Spinnennetz, gar fein gewebt,
Hoch droben am Gesimse klebt.
Und mitten drin die Areuzspinn' kauert.
Aus dumme Fliegenbrut sie lauert.
Ls schwärmt die Fliege bald herbei:
„Welch künstliches Gespinnst, ei ei!
Die Spinn' ist fromm, ganz ohne Tücken,
Trägt ja ein Areuz auf ihrem Rücken!"
Sie fliegt ins Retz, mit Blitzesschnelle
Ist auch die Areuzspinn' schon zur Stelle,
packt sie am Aragen, beißt sie todt,
verschmaust sie dann als Abendbrot.
Professor Koller: Der Kranke klagt den ganzen Dag Liber Hunger. Er thut das
mittelst der Zunge. Es ist daher wohl am besten, wir nehmen dieselbe heraus.
Professor Lieber: Mir scheint doch, Herr Kollege, daß das Klagen mehr eine Gehirn-
thätigkeil ist. Ich meine, wir schneiden den Kopf ganz weg.
Hobrlspähnr.
Wir haben lange Tage,
Hoch steht der Sonnenball,
Seines Lichtes Flammen durchfluthen
Das ganze Welten-All.
Es dringt in die dunkelsten Tiefen
Des sonnigen Schimmers Pracht,
Nur in ultramontanen Köpfen
Herrscht noch stockfinstre Nacht.
„Der Mensch muß doch eine Abwechs-
lung haben", deshalb beschäftigt sich der Reichstag
in den Pausen zwischen den Milite Vorlagen
mit Umsturz und Steucrvermehrung.
Man behauptet, die „Krenzzeitung" sei unter dem Hammerstcin
so weit gebracht worden, daß sie unter den Hammer komme. Jeden-
falls haben die Herausgeber mit dieser Zeitung ihr Kreuz, weshalb sie
mit Recht „Krcuzzcitung" heißt.
Rauft des Bauernhofs Gesinde,
Greift's zum Knüppel auf der Stelle,
Andres Hofgesinde aber
Rauft sich vornehm im Duelle.
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst. Namentlich die
Kunst, beini Lesen der Reden zur Begründung der Umsturzvorlage ernst
zu bleiben, ist sehr heiter.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Dir Monarchie in Gefahr.
Ls streiten sich Schaumburg und Biesterfeld
Um Lixpes Herrscherkrone,
Zwei Prätendenten suchen Platz
Auf dem verwaisten Throne.
Die Monarchie als solche kommt
Darüber sehr zu Schaden,
Venn Niemand weiß: Ist Biesterfeld
Oder Schaumburg ,,von Gottes Gnaden?"
Sächsische Vorsicht.
Kulturmensch: Warum ist dm sächsischen
Lehrern das Wirken für die Naturheilkunde
offiziell verboten worden?
Sächsischer Spießbürger: Na sähnse, das
hängd Sie nämlich mid'n Umschdorz zusamm'.
De Naturheelgunde lcefd dadruff naus, den Kärber
widerschdandsfähig zu machen un nachher
dhnn die widerschdandsfähigen Kärber amende
Wioerschdand gegen de Schdaadsgewald
verihm, desterwägen miß' mer de Naturheelgunde
underdricken.
Wo liegt Berlin?
Berlin liegk an der Spree,
So heißt es sonst, doch ach:
Die Unfreiheit Berlins,
Die liegk am Achenbach.
Hölzerne Säbel.
A. : Ist es wahr, daß die Einführung hölzerner
Säbelscheiden für die preußische Kavallerie in Er-
wägung gezogen wird?
B. : Das ist ein ganz aussichtsloses Projekt;
der Kriegsminister wird es nie acceptiren, denn
wie könnte er dann noch so imponirend mit dem
Säbel rasseln! ,
Im wunderschönen Monat Mai.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wenn alle Vögel singen.
Da sieht man in das Pfandhaus schon
Die Winterröcke bringen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wenn alle Anospen springen,
Fällt's oft dem Lxekutor ein.
In tzäuser einzudringen.
Zur Lage.
Die Umsturzvorlage, die man als humo-
ristische Beilage oder als Einlage in die sonst
so traurige Regierungsmustk betrachten kann, wo-
durch diese ihre Anlage zum „regieren" dokumen-
tiren wollte, für die sie schon so viele Auslagen
machte und zu deren Durchdringung sie bei den
verschiedensten Parteien eine Umlage zu machen
suchte, sich aber in eine unangenehme Zwischcn-
lage brachte, wodurch sie endlich eine Unterlage
für weitere menschenfreundliche Maßregeln zu ge-
winnen hofft, — womit wird sie enden? Mit einer
Niederlage. —~—
Die Erfolge der Japaner.
Daß sie tüchtig um sich hauten,
Nand den Reisall zwar, den kauten,
Aller Chauvinisten gleich
In dein preußisch-deutschen Reich —
Aber nun entsteht ein Grollen,
Wenn sie annektiren wollen,
Weil das Annektiren, wißt,
Rur für Rreußen schicklich ist.
Sozial-ethisches Problem.
21.: Welches ist die gemeinste Institution
in der heutigen Gesellschaft?
B.: Der Militarismus. Er besteht zum
größten Thcil aus Gemeinen.
Der Honigzvll.
Die fleißige Biene, die kleine, spricht:
Die Menschen, die klugen, begreif' ich nicht;
Die haben vertheuert den tzonig sehr
Und ich geb' ihn stets doch gratis her!
Koloniales.
2l.: Unsere Kolonialpolitik scheint auch voll-
ständig von der Bureaukratie beherrscht zu werden.
B.: Mit Recht; denn die Bureaukratie ist
diejenige Bevölkerungsklasse, welche sich zum
Kolonialdienst am besten eignet.
21.: Warum?
B.: Weil sie die meisten Kameele aufweist.
Friedrichsruher Schnadahüpfl.
(Schwäbisch.)
Wer Hot denn 's Klcbg'setz gmacht?
Wer Hot des thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Bötticher thau
Der Hot des thau.
Wer Hot denn 's Wahlg'setz gmacht,
Wer Hot des thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Reichstag thau,
Der Hot des thau.
Wer Hot 'n Kulturkampf gmacht
Wer Hot des thau?
I uct, i gwiß net. —
Des Hot der Falk ja thau.
Der Hot des thau.
Wer Hot 's Sozialisteng'setz gmacht,
Wer Hot 's denn thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Puttkamer gmacht,
Der Hot des thau.
(Kann fortgesetzt werden.)
Sachverständig.
Drei getaufte Juden treffen sich im Eisenbahn-
koupä und erzählen sich die Gründe, warum sic
Christen geworden sind. Der erste, ein Jurist,
erklärt seinen Ucbertritt mit dem Streben, Staats-
beamter iverden zu wollen. Der zweite, welcher
reich gehcirathet hat, zitirt Goethe: „Am Golde
hängt, nach Golde drängt doch 2lllcs", — also
warum nicht ich? — Der dritte behauptet, er sei
aus Uebcrzeugung Christ geworden, worauf
die beiden Anderen erwiedern: „Stuß, das kannste
'n Goi Vorreden." ,
Humanitäres.
— Wo findet man in Deutschland noch wahre
Hilfsbereitschaft?
— Bei den Militärposten, denn sie sind
stets bereit, ihren Mitmenschen etwas vor-
z uschi eßen.
eX® Die Rreuzsxinne. SXs
Äas Spinnennetz, gar fein gewebt,
Hoch droben am Gesimse klebt.
Und mitten drin die Areuzspinn' kauert.
Aus dumme Fliegenbrut sie lauert.
Ls schwärmt die Fliege bald herbei:
„Welch künstliches Gespinnst, ei ei!
Die Spinn' ist fromm, ganz ohne Tücken,
Trägt ja ein Areuz auf ihrem Rücken!"
Sie fliegt ins Retz, mit Blitzesschnelle
Ist auch die Areuzspinn' schon zur Stelle,
packt sie am Aragen, beißt sie todt,
verschmaust sie dann als Abendbrot.
Professor Koller: Der Kranke klagt den ganzen Dag Liber Hunger. Er thut das
mittelst der Zunge. Es ist daher wohl am besten, wir nehmen dieselbe heraus.
Professor Lieber: Mir scheint doch, Herr Kollege, daß das Klagen mehr eine Gehirn-
thätigkeil ist. Ich meine, wir schneiden den Kopf ganz weg.
Hobrlspähnr.
Wir haben lange Tage,
Hoch steht der Sonnenball,
Seines Lichtes Flammen durchfluthen
Das ganze Welten-All.
Es dringt in die dunkelsten Tiefen
Des sonnigen Schimmers Pracht,
Nur in ultramontanen Köpfen
Herrscht noch stockfinstre Nacht.
„Der Mensch muß doch eine Abwechs-
lung haben", deshalb beschäftigt sich der Reichstag
in den Pausen zwischen den Milite Vorlagen
mit Umsturz und Steucrvermehrung.
Man behauptet, die „Krenzzeitung" sei unter dem Hammerstcin
so weit gebracht worden, daß sie unter den Hammer komme. Jeden-
falls haben die Herausgeber mit dieser Zeitung ihr Kreuz, weshalb sie
mit Recht „Krcuzzcitung" heißt.
Rauft des Bauernhofs Gesinde,
Greift's zum Knüppel auf der Stelle,
Andres Hofgesinde aber
Rauft sich vornehm im Duelle.
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst. Namentlich die
Kunst, beini Lesen der Reden zur Begründung der Umsturzvorlage ernst
zu bleiben, ist sehr heiter.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Dir Monarchie in Gefahr.
Ls streiten sich Schaumburg und Biesterfeld
Um Lixpes Herrscherkrone,
Zwei Prätendenten suchen Platz
Auf dem verwaisten Throne.
Die Monarchie als solche kommt
Darüber sehr zu Schaden,
Venn Niemand weiß: Ist Biesterfeld
Oder Schaumburg ,,von Gottes Gnaden?"
Sächsische Vorsicht.
Kulturmensch: Warum ist dm sächsischen
Lehrern das Wirken für die Naturheilkunde
offiziell verboten worden?
Sächsischer Spießbürger: Na sähnse, das
hängd Sie nämlich mid'n Umschdorz zusamm'.
De Naturheelgunde lcefd dadruff naus, den Kärber
widerschdandsfähig zu machen un nachher
dhnn die widerschdandsfähigen Kärber amende
Wioerschdand gegen de Schdaadsgewald
verihm, desterwägen miß' mer de Naturheelgunde
underdricken.
Wo liegt Berlin?
Berlin liegk an der Spree,
So heißt es sonst, doch ach:
Die Unfreiheit Berlins,
Die liegk am Achenbach.
Hölzerne Säbel.
A. : Ist es wahr, daß die Einführung hölzerner
Säbelscheiden für die preußische Kavallerie in Er-
wägung gezogen wird?
B. : Das ist ein ganz aussichtsloses Projekt;
der Kriegsminister wird es nie acceptiren, denn
wie könnte er dann noch so imponirend mit dem
Säbel rasseln! ,
Im wunderschönen Monat Mai.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wenn alle Vögel singen.
Da sieht man in das Pfandhaus schon
Die Winterröcke bringen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wenn alle Anospen springen,
Fällt's oft dem Lxekutor ein.
In tzäuser einzudringen.
Zur Lage.
Die Umsturzvorlage, die man als humo-
ristische Beilage oder als Einlage in die sonst
so traurige Regierungsmustk betrachten kann, wo-
durch diese ihre Anlage zum „regieren" dokumen-
tiren wollte, für die sie schon so viele Auslagen
machte und zu deren Durchdringung sie bei den
verschiedensten Parteien eine Umlage zu machen
suchte, sich aber in eine unangenehme Zwischcn-
lage brachte, wodurch sie endlich eine Unterlage
für weitere menschenfreundliche Maßregeln zu ge-
winnen hofft, — womit wird sie enden? Mit einer
Niederlage. —~—
Die Erfolge der Japaner.
Daß sie tüchtig um sich hauten,
Nand den Reisall zwar, den kauten,
Aller Chauvinisten gleich
In dein preußisch-deutschen Reich —
Aber nun entsteht ein Grollen,
Wenn sie annektiren wollen,
Weil das Annektiren, wißt,
Rur für Rreußen schicklich ist.
Sozial-ethisches Problem.
21.: Welches ist die gemeinste Institution
in der heutigen Gesellschaft?
B.: Der Militarismus. Er besteht zum
größten Thcil aus Gemeinen.
Der Honigzvll.
Die fleißige Biene, die kleine, spricht:
Die Menschen, die klugen, begreif' ich nicht;
Die haben vertheuert den tzonig sehr
Und ich geb' ihn stets doch gratis her!
Koloniales.
2l.: Unsere Kolonialpolitik scheint auch voll-
ständig von der Bureaukratie beherrscht zu werden.
B.: Mit Recht; denn die Bureaukratie ist
diejenige Bevölkerungsklasse, welche sich zum
Kolonialdienst am besten eignet.
21.: Warum?
B.: Weil sie die meisten Kameele aufweist.
Friedrichsruher Schnadahüpfl.
(Schwäbisch.)
Wer Hot denn 's Klcbg'setz gmacht?
Wer Hot des thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Bötticher thau
Der Hot des thau.
Wer Hot denn 's Wahlg'setz gmacht,
Wer Hot des thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Reichstag thau,
Der Hot des thau.
Wer Hot 'n Kulturkampf gmacht
Wer Hot des thau?
I uct, i gwiß net. —
Des Hot der Falk ja thau.
Der Hot des thau.
Wer Hot 's Sozialisteng'setz gmacht,
Wer Hot 's denn thau?
I net, i gwiß net. —
Des Hot der Puttkamer gmacht,
Der Hot des thau.
(Kann fortgesetzt werden.)
Sachverständig.
Drei getaufte Juden treffen sich im Eisenbahn-
koupä und erzählen sich die Gründe, warum sic
Christen geworden sind. Der erste, ein Jurist,
erklärt seinen Ucbertritt mit dem Streben, Staats-
beamter iverden zu wollen. Der zweite, welcher
reich gehcirathet hat, zitirt Goethe: „Am Golde
hängt, nach Golde drängt doch 2lllcs", — also
warum nicht ich? — Der dritte behauptet, er sei
aus Uebcrzeugung Christ geworden, worauf
die beiden Anderen erwiedern: „Stuß, das kannste
'n Goi Vorreden." ,
Humanitäres.
— Wo findet man in Deutschland noch wahre
Hilfsbereitschaft?
— Bei den Militärposten, denn sie sind
stets bereit, ihren Mitmenschen etwas vor-
z uschi eßen.