Vorlage war so stark, daß in Cilli und Laibach neue Erderschütterungen
wahrgenommen wurden.
Spanien. Der König ist sehr ungehalten über den Abfall der Insel
Cuba. Er hat sich aus einer Spielwaarenhandlung einen neuen Säbel
holen lassen, und wird nächstens mit sechs Schachteln Bleisoldaten und
einer hölzernen Kanone nach Cuba abreisen, um die Ausständigen zu
züchtigen. ,
Ein Unterschied.
Erster Bankier: In Frankreich und Italien muß es doch sehr
schlecht stehen mit der Moral, Ordnung und Sitte, das beweisen die
dortigen Bank- und Bestechungsskandale.
Zweiter Bankier: Meinen Sie nicht, daß solche Bestechungen re.
auch in moralischen Staaten, z. B. in Rußland, Vorkommen?
Erster Bankier: Doch — aber dort schickt man die Opposition
einfach nach Sibirien. , .
Frage.
Der Gotthard ist durchbrochen, der Nordostseekanal ist durch-
geführt — nun wird cs endlich einmal an der Zeit sein, das Gesetz
über die Entschädigung unschuldig Verurtheilter durch-
zubringen? ,
An der Börse.
Schmul: Wirst Du nicht zeichnen chinesische Anleihe?
Levy: Fällt mir nicht ein! Fauler Zauber!
Schmul: Aber Rußland garantirt doch dafür.
Levy: Schon recht — aber wer garantirt für Rußland?
Aus dem italienischen Parlament.
21.: Das war doch ein großer Erfolg, den Crispi in der Kammer
errang; das ganze Parlament hat wie ein Mann applaudirt.
B.: Wieso?
A.: Na, die Rechte und die Linke haben kräftig aufeinander-
gcklopft.
Hvbelspähne.
Die Uinstürzler sind an der 2lrbeit —
Das Wahlrecht sie schwer bedroh'n,
2luch sprächen sie gern der Verfassung
Durch Ausnahmsgesetze Hohn.
Doch weil der Verfassung Sätze
Noch stehn auf zu festein Fuß,
So ist es einstweilen die Presse,
Die gründlich bluten muß.
„Irren ist menschlich" — aber in Irren-
anstalten kommen manchmal Unmenschlich-
keiten vor. » t *
Der Profithunger der westpreußischcn Junker wird durch das gegen-
wärtige Steigen der Getreidepreise noch keineswegs gestillt, sondern zur
völligen Befriedigung dieses Hungers ist eine allgemeine Hungers-
no th erforderlich. . ^ .
Wohin der „neueste Kurs" wohl führt?
Wie könnte dies fraglich sein!
Er führet die Männer der Freiheit
In die Gefängnisse ein.
Der Bismarck ist auch recht heruntergekommen. Früher hat er
Throne umgestürzt, jetzt wettert er nur noch gegen Drohnen.
Berliner Polizisten,
Die hielten mit Waffenmacht
Zum Schutz des Nordostsee-Kanales
Am Meeresstrande Wacht.
Und hätte mit Stürmen und Brausen
Die wogende Fluth demonstrirt —
Berliner Polizisten,
Die Hütten das Meer arretirt.
Ich warne Jedcrniann, eine Zeitung nach Kamerun zu senden, damit
die dortigen, zuweilen mit Strick und Nilpferdpeitsche arbeitenden Richter
nicht etwa zuständig für die deutsche Presse werden.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
ersetzen, beschloß Bismarck, eine Reichsverfassuug
zu fabrizircn und das dazu gehörige Reich nach
und nach zusammenzuholen.
Ging dies auch nicht ohne Krieg ab, so wurde
derselbe doch ganz human geführt. Bismarck ließ
mit wattirten Kanonenkugeln schießen, ließ die
Bajonette mit Regenschirmfutteralen überziehen
und die Kavalleriesäbel mit Bindfaden umwickeln,
damit keine gefährlichen Körperverletzungen Vor-
kommen konnten. Nach Beendigung des Krieges
schloß Bismarck aus reiner Gutmüthigkeit die
Oesterreicher aus Deutschland aus, weil es ihm
leid that, ihnen die Last des deutschen Steuer-
säckels aufzuladen.
Kurz darauf kam es zu Konflikten mit den
Franzosen, welche den Preußen durchaus die
Krone von Spanien aufdrängen wollten. Bis-
marck weigerte sich entschieden, Spanien zu annek-
tiren, weil erstens das Annektiren gegen das
siebente Gebot verstoße, und zweitens er soeben
erst Hannover, Kassel und Nassau annektirt hatte.
Die Franzosen ließen aber nicht locker und Preußen
Mußte trotz energischer Weigerung wenigstens Elsaß-
Lothringen annehmen, weil es sonst zum Kriege
gekommen wäre, den Bismarck nur durch geschickte
Redaktion der Emser Depesche zu verhindern
wußte. Er hat dadurch Tausenden von Menschen
das Leben gerettet.
Nun erkannten auch die Süddeutschen das
Genie Bismarcks an und gründeten mit ihm ge-
meinschaftlich eine 2lktiengesellschaft für Waffen-
fabrikation und Nahrungsnüttelbesteuerung, welche
noch heute besteht, obgleich es stark mit Defizit
arbeitet.
Während Bisniarck so für das allgemeine
Wohl arbeitete, vernachlässigte er seine eigenen
Materiellen Interessen gänzlich und verarmte so
fehr, daß die öffentliche Wohlthätigkeit für ihn
Eintreten und ihm eine sogenannte Bismarckspende
iuwcisen mußte. Außerdem gab man ihm eine
Dotation und bei Bleichröder hatte er wöchentlich
einmal freien Mittagstisch.
Da Bismarck somit ein armcr Mann war,
darf es nicht Wunder nehmen, daß er sich der
Sozialdemokratie zuneigte. Er sann lange nach,
wie er dieselbe unauffällig fördern könnte, endlich
hatte er das Mittel gefunden, nämlich das So-
zialistengesetz, welches er einführte und energisch
handhabte. Wie sehr dasselbe zur Förderung der
Sozialdemokratie wirkte, ist allen unseren Lesern
bekannt.
Aber auch die Staatsbehörden entdeckten schließ-
lich, welche Wirkung diese Bismarck'sche Schöpfung
hatte und wem sie zum Nutzen gereichte. Des-
halb wurde Bismarck im Jahre 1890 wegen sozial-
demokratischer Umtriebe aus seinem Amte ent-
lassen und sein Werk, das Sozialistengesetz, wurde
auf Grund von § 1 des Sozialistengesetzes kon-
fiszirt.
Er ließ sich aber in seiner oppositionellen Ge-
sinnung nicht irre machen, agitirte tapfer gegen
seine Feinde und hielt in Friedrichsruhe förmliche
Volksversammlungen ab. Kürzlich sprach er in
einer solchen Versammlung zu den Landwirthen,
und führte aus, die Bevölkerungsklasse der Grund-
besitzer müsse gegen die übrigen Bevölkerungs-
klassen zusammenstehen und müsse die leitenden
Minister, die der Redner als „Drohnen" bezcich-
nete, bekämpfen.
Da solche Reden bekanntlich der Staatsanwalt
verfolgt, so wurde Bismarck verhaftet und auf
Grund von § 130 wegen Aufreizung verschiedener
Bevölkerungsklassen unter Anklage gestellt.
So wird er denn seine Tage im Gefängniß
beschließen. 21ber seine Verdienste sind nicht ver-
gessen. Der Papst, für den er einst durch einen
sogenannten Kulturkampf Reklame machte, hat
ihn heilig gesprochen und die Millionäre, die er
bereicherte, sammeln zu einem Denkmal für ihn.
Das ist die Legende vom heiligen Bismarck.
Der ultramorrtane Zukunstsstaat.
Wenn einmal unsre Schwarzen ganz
Das Heft in Händen halten.
Dann wird, wie in Mariaberg
Das Leben sich gestalten.
Sie haben deutlich ihr Talent
bezeigt dort zum Regieren,
Sie würden ihren Zukunftsstaat
Brillant organisiren.
Wer sein Gehirn zum Denken dann
Noch wagte zu gebrauchen.
Den würde in dem Bottich man
Bedächtig untertauchen.
Wer heimlich für die Zeitung gar
In freiem Sinn geschrieben —
Um einen Vfen, welcher glüht,
Würd' er Herumgetrieben.
Und wer mit Freimuth öffentlich
Die Wahrheit wollte sagen.
Der würde mit dem Schlüsselbund
Ganz einfach todtgeschlagen.
Das ist der Schwarzen Frömmigkeit
Und das sind ihre Waffen,
Drum hüte dich, o deutsches Volk,
vor der Gewalt der Pfaffen.
Rebellischer Boden.
21.: Woran erkranken wohl in den bayerischen
Kasernen so viele Soldaten?
B.: Man schiebt die Ursachen der Bodcn-
bcschaffenheit zu.
A. : Und die Zivilisten bleiben von dieser
Bodenkrankheit unberührt?
B. : Allerdings.
A.: Dann muß in Bayern ein sehr feind-
seliger Boden für den Militarismus sein.
wahrgenommen wurden.
Spanien. Der König ist sehr ungehalten über den Abfall der Insel
Cuba. Er hat sich aus einer Spielwaarenhandlung einen neuen Säbel
holen lassen, und wird nächstens mit sechs Schachteln Bleisoldaten und
einer hölzernen Kanone nach Cuba abreisen, um die Ausständigen zu
züchtigen. ,
Ein Unterschied.
Erster Bankier: In Frankreich und Italien muß es doch sehr
schlecht stehen mit der Moral, Ordnung und Sitte, das beweisen die
dortigen Bank- und Bestechungsskandale.
Zweiter Bankier: Meinen Sie nicht, daß solche Bestechungen re.
auch in moralischen Staaten, z. B. in Rußland, Vorkommen?
Erster Bankier: Doch — aber dort schickt man die Opposition
einfach nach Sibirien. , .
Frage.
Der Gotthard ist durchbrochen, der Nordostseekanal ist durch-
geführt — nun wird cs endlich einmal an der Zeit sein, das Gesetz
über die Entschädigung unschuldig Verurtheilter durch-
zubringen? ,
An der Börse.
Schmul: Wirst Du nicht zeichnen chinesische Anleihe?
Levy: Fällt mir nicht ein! Fauler Zauber!
Schmul: Aber Rußland garantirt doch dafür.
Levy: Schon recht — aber wer garantirt für Rußland?
Aus dem italienischen Parlament.
21.: Das war doch ein großer Erfolg, den Crispi in der Kammer
errang; das ganze Parlament hat wie ein Mann applaudirt.
B.: Wieso?
A.: Na, die Rechte und die Linke haben kräftig aufeinander-
gcklopft.
Hvbelspähne.
Die Uinstürzler sind an der 2lrbeit —
Das Wahlrecht sie schwer bedroh'n,
2luch sprächen sie gern der Verfassung
Durch Ausnahmsgesetze Hohn.
Doch weil der Verfassung Sätze
Noch stehn auf zu festein Fuß,
So ist es einstweilen die Presse,
Die gründlich bluten muß.
„Irren ist menschlich" — aber in Irren-
anstalten kommen manchmal Unmenschlich-
keiten vor. » t *
Der Profithunger der westpreußischcn Junker wird durch das gegen-
wärtige Steigen der Getreidepreise noch keineswegs gestillt, sondern zur
völligen Befriedigung dieses Hungers ist eine allgemeine Hungers-
no th erforderlich. . ^ .
Wohin der „neueste Kurs" wohl führt?
Wie könnte dies fraglich sein!
Er führet die Männer der Freiheit
In die Gefängnisse ein.
Der Bismarck ist auch recht heruntergekommen. Früher hat er
Throne umgestürzt, jetzt wettert er nur noch gegen Drohnen.
Berliner Polizisten,
Die hielten mit Waffenmacht
Zum Schutz des Nordostsee-Kanales
Am Meeresstrande Wacht.
Und hätte mit Stürmen und Brausen
Die wogende Fluth demonstrirt —
Berliner Polizisten,
Die Hütten das Meer arretirt.
Ich warne Jedcrniann, eine Zeitung nach Kamerun zu senden, damit
die dortigen, zuweilen mit Strick und Nilpferdpeitsche arbeitenden Richter
nicht etwa zuständig für die deutsche Presse werden.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
ersetzen, beschloß Bismarck, eine Reichsverfassuug
zu fabrizircn und das dazu gehörige Reich nach
und nach zusammenzuholen.
Ging dies auch nicht ohne Krieg ab, so wurde
derselbe doch ganz human geführt. Bismarck ließ
mit wattirten Kanonenkugeln schießen, ließ die
Bajonette mit Regenschirmfutteralen überziehen
und die Kavalleriesäbel mit Bindfaden umwickeln,
damit keine gefährlichen Körperverletzungen Vor-
kommen konnten. Nach Beendigung des Krieges
schloß Bismarck aus reiner Gutmüthigkeit die
Oesterreicher aus Deutschland aus, weil es ihm
leid that, ihnen die Last des deutschen Steuer-
säckels aufzuladen.
Kurz darauf kam es zu Konflikten mit den
Franzosen, welche den Preußen durchaus die
Krone von Spanien aufdrängen wollten. Bis-
marck weigerte sich entschieden, Spanien zu annek-
tiren, weil erstens das Annektiren gegen das
siebente Gebot verstoße, und zweitens er soeben
erst Hannover, Kassel und Nassau annektirt hatte.
Die Franzosen ließen aber nicht locker und Preußen
Mußte trotz energischer Weigerung wenigstens Elsaß-
Lothringen annehmen, weil es sonst zum Kriege
gekommen wäre, den Bismarck nur durch geschickte
Redaktion der Emser Depesche zu verhindern
wußte. Er hat dadurch Tausenden von Menschen
das Leben gerettet.
Nun erkannten auch die Süddeutschen das
Genie Bismarcks an und gründeten mit ihm ge-
meinschaftlich eine 2lktiengesellschaft für Waffen-
fabrikation und Nahrungsnüttelbesteuerung, welche
noch heute besteht, obgleich es stark mit Defizit
arbeitet.
Während Bisniarck so für das allgemeine
Wohl arbeitete, vernachlässigte er seine eigenen
Materiellen Interessen gänzlich und verarmte so
fehr, daß die öffentliche Wohlthätigkeit für ihn
Eintreten und ihm eine sogenannte Bismarckspende
iuwcisen mußte. Außerdem gab man ihm eine
Dotation und bei Bleichröder hatte er wöchentlich
einmal freien Mittagstisch.
Da Bismarck somit ein armcr Mann war,
darf es nicht Wunder nehmen, daß er sich der
Sozialdemokratie zuneigte. Er sann lange nach,
wie er dieselbe unauffällig fördern könnte, endlich
hatte er das Mittel gefunden, nämlich das So-
zialistengesetz, welches er einführte und energisch
handhabte. Wie sehr dasselbe zur Förderung der
Sozialdemokratie wirkte, ist allen unseren Lesern
bekannt.
Aber auch die Staatsbehörden entdeckten schließ-
lich, welche Wirkung diese Bismarck'sche Schöpfung
hatte und wem sie zum Nutzen gereichte. Des-
halb wurde Bismarck im Jahre 1890 wegen sozial-
demokratischer Umtriebe aus seinem Amte ent-
lassen und sein Werk, das Sozialistengesetz, wurde
auf Grund von § 1 des Sozialistengesetzes kon-
fiszirt.
Er ließ sich aber in seiner oppositionellen Ge-
sinnung nicht irre machen, agitirte tapfer gegen
seine Feinde und hielt in Friedrichsruhe förmliche
Volksversammlungen ab. Kürzlich sprach er in
einer solchen Versammlung zu den Landwirthen,
und führte aus, die Bevölkerungsklasse der Grund-
besitzer müsse gegen die übrigen Bevölkerungs-
klassen zusammenstehen und müsse die leitenden
Minister, die der Redner als „Drohnen" bezcich-
nete, bekämpfen.
Da solche Reden bekanntlich der Staatsanwalt
verfolgt, so wurde Bismarck verhaftet und auf
Grund von § 130 wegen Aufreizung verschiedener
Bevölkerungsklassen unter Anklage gestellt.
So wird er denn seine Tage im Gefängniß
beschließen. 21ber seine Verdienste sind nicht ver-
gessen. Der Papst, für den er einst durch einen
sogenannten Kulturkampf Reklame machte, hat
ihn heilig gesprochen und die Millionäre, die er
bereicherte, sammeln zu einem Denkmal für ihn.
Das ist die Legende vom heiligen Bismarck.
Der ultramorrtane Zukunstsstaat.
Wenn einmal unsre Schwarzen ganz
Das Heft in Händen halten.
Dann wird, wie in Mariaberg
Das Leben sich gestalten.
Sie haben deutlich ihr Talent
bezeigt dort zum Regieren,
Sie würden ihren Zukunftsstaat
Brillant organisiren.
Wer sein Gehirn zum Denken dann
Noch wagte zu gebrauchen.
Den würde in dem Bottich man
Bedächtig untertauchen.
Wer heimlich für die Zeitung gar
In freiem Sinn geschrieben —
Um einen Vfen, welcher glüht,
Würd' er Herumgetrieben.
Und wer mit Freimuth öffentlich
Die Wahrheit wollte sagen.
Der würde mit dem Schlüsselbund
Ganz einfach todtgeschlagen.
Das ist der Schwarzen Frömmigkeit
Und das sind ihre Waffen,
Drum hüte dich, o deutsches Volk,
vor der Gewalt der Pfaffen.
Rebellischer Boden.
21.: Woran erkranken wohl in den bayerischen
Kasernen so viele Soldaten?
B.: Man schiebt die Ursachen der Bodcn-
bcschaffenheit zu.
A. : Und die Zivilisten bleiben von dieser
Bodenkrankheit unberührt?
B. : Allerdings.
A.: Dann muß in Bayern ein sehr feind-
seliger Boden für den Militarismus sein.