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Ich bin ein Herr vom großen Sack.

bin ein Herr vom großen Lack
Und blick verächtlich aus das Pack,
Das ohne Geld geboren;

Denn nur, wer baar bezahlen kann,

Was Freude macht dem Lebemann,

Äst tugendauserkoren.

Zch bin ein Herr von vielem Kleiß
Und mühe mich in blut'gem Schweiß,

Die Zeit mir zu vertreiben;

Nur selten giebt's ein wenig Rast,

Und dann muß ich in großer Hast
Zinsscheine unterschreiben.

Ich bin ein Herr vom Richterstuhl
Und hasse Wuchers schwarzen Psuhl,
Wie's ziemt dem guten Lhristen;

Äch strafe schwer Rindsmörderei
Sowie die faule Streikerei
Verruchter Anarchisten.

Ich bin ein Herr vom schwarzen Krack
Und gehe jeden Tag in Lack
Än's Lase, in's Theater;

Dort lese ich den Moniteur,

Hier schenke ich der Runst Gehör -
Bin Uünstlerinnen Vater.

Zch stütze Drdnung, Recht und Ruh
Und schließe selbst die Rasse zu,

Wenn ich ins Bad verreise;

Und sitze ich bei einem Schmaus,

So laste keinen Gang ich aus,

Denn das ist ordnungsweise.

Ich bin ein Herr vom besten Stand,

Und oft erküret mich das Land
Zu hohen Lhrenposten —

Erschallt der Wähler Aufgebot,

So bin ich wilder Patriot
Und lasse mich's was kosten.

Zch bin ein Herr vom großen Sack,

Ich bin ein Herr vom schwarzen Krack,

Ich bin ein Herr vom Stuhle —

Und wer nicht einen dicken Sack
Und keinen eleganten Krack,

Der hat auch keine Schule.

Der hat auch keine Ehr' im Leib
Und keinen rechten Zeitvertreib
Und wird in Sünden sterben;

Sch aber, ich, ein frommer Lhrist,

Dem Wohlthun ein Vergnügen ist,

Äch muß den Himmel erben. b. seibei.


Weiße nnb graue Mäuse.

Nach dem französischen von L. Berner.


'isch

as große Arbeitszimmer des Herrn Buchdruckerei-Besitzers
Klinkerfuß ist sehr elegant eingerichtet. Weiche Teppiche,
gewählte Tapeten, kostbare Geräthe schmücken den Raum.
In der traulichen Ecke nahe beim Kamin steht ein Schreib-
Un^ flößt Achtung ein durch die dort ausgestellten Geisteswerke.

Herr Klinkerfuß ist um schriftstellerischen Ruhm wenig bekümmert,
er verfaßt blos Rechnungen für seine Kundschaft. Nichtsdestoweniger
hatte man ihn für einen Professor halten können, wenn man ihn sah,
löte er die Ellenbogen auf seinen Schreibtisch stützte, mit ernster Miene,
Vas Gesicht von einem würdevollen Bart umrahmt. Hatte er nicht so-
gar eine Aehnlichkeit mit dem gelehrten Professor Hasenmaul? Jawohl,
zum Verwechseln.

Die wohlthucnde Wärme des Gemaches, der Geruch frischgedrucktcr
Bücher luden ein zu einem gemiithlichen Geplauder über Schriftsteller«.
Drei bis vier köstliche Skizzen, die da und dort hingen, ließen die Kunst
nicht vermissen; der Spiegel oberhalb des Kamins spiegelte die reizenden
Umrisse Dianas wieder, die in echter Bronze aus einem berühmten
Atelier in Paris stammte.

Etwas störte die Ruhe der angenehmen Heimstätte: das dumpfe,
beständige Geräusch der hin- und hergehendcn Maschinen und die Rufe
der Arbeiter. Die Druckerei war nämlich unterhalb des Kabinets des
Chefs, während die Setzerei in der gleichen Etage sich befand. Das
Kabinet hatte zwei Fenster. Das eine ging auf den Garten hinaus;
durch das andere, das sehr breit war, sah man in die Setzerei, wo die
Arbeiter mit den kleinen Bleisoldaten fieberhaft hantirten. Sobald
Herr Klinkerfuß dieses Fenster öffnete, um einen Befehl hinauszuschreien,
kam ein Stroni feuchter, warmer Luft ins Kabinet. Der durchdringende
Geruch der Werkstatt verpestete den Luftraum des Wohlstandes, worin
Herr Klinkerfuß lebte und erweckte unangenehme Empfindungen auch
bei denjenigen, die in geschäftlichen Dingen mit ihm verkehren mußten.
Ich war einer dieser Beneidenswerthen, der schon oft von der Härte
des Buchdruckereichefs Proben gesehen hatte.

Gleichwohl beabsichtigte ich, Jemanden in dieses Trübsal einzuführen,
und blieb vor dem gestrengen Herrn stehen, indem ich mein Bestes
aufbot, ihn meiner Bitte geneigt zu machen. Ein wackerer Bursche,
aber ein armer Teufel suchte verzweifelt nach Arbeit. Setzer von Pro-
fession, war er in Folge einiger unbesonnenen Auftritte auf der Gasse
zu Gefänguiß verurtheilt worden. Hierauf fand er keine Arbeit mehr,
lebte vom Zufall, gewann mit Mühe und Roth ein paar Groschen,
 
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