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•■»»V Die Urne. -v<«-
Äs liegt eine steinerne Urne j Unendlich brausen die Meere
In brausender Neeresfluth, Ueber die Urne fort.
Darinnen die theure Asche ! Und nimmer wird verhallen
Lines Unsterblichen ruht. ! Des todten Meisters Wort.
Revolutionäres.
Erster Spießbürger: Ist es wahr, daß jedes Attentat der
Ausfluß revolutionärer Gesinnung ist?
Zweiter Spießbürger: Gewiß; das kann man ohne Prüfung
des einzelnen Falles immer von vorn herein gleich annehmen.
Erster Spießbürger: O weh, dann thut mir die Leipziger Polizei
leid; sie hat ihr Attentat gehabt und ist folglich revolutionär.
Zweiter Spießbürger: Das hätte ich von einer sächsischen
Polizei freilich nicht gedacht. Na, hoffentlich wird sie polizeilich
aufgelöst.
Ein Wunder.
Der alte Ben Akiba,
Was er auch hört' und sah.
Behauptete beharrlich:
„Ls war schon Alles da!
Aun aber wird sein Sprüchlein
Unhaltbar und absurd:
Ls ward im Deutschen Reiche
Lin Staatsanwalt verknurrt.
Hobelspähnr.
Wenn du dich, mein lieber Leser,
Aergerst über schlechte Zeiten,
Wenn des Miguels Steuerpläne
Manchmal dir Verdruß bereiten,
Wenn die Frechheit der Reptilien
Zu empörend dir gewesen,
Mußt du, um dich aufzuheitern,
Nur den „Wahren Jacob" lesen.
Es liegt in der Mcnschennatur, alles Große
mit Ehrfurcht zu betrachten. Deshalb genießen
auch oft die größten Esel das höchste Ansehen.
Die deutschen Reaktionäre sind in Zweifel darüber, ob ein Aus-
nahmegesetz der Sozialdemokratie nützen oder schaden könne. Dem-
gemäß wissen sie noch nicht, ob sie ein solches Gesetz als dringend
nöthig oder als höchst verwerflich bezeichnen sollen.
„Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!"
Heißt die Losung, die bekannte,
Unsrer Staats- uird Ordnungsstützen —
Wenn sich doch das Volk ermannte!
Zur Diälenfragr.
A>: Der Bundesrath lehnte schon wieder den Beschluß des Reichs-
tages auf Gewährung von Diäten ab. Warum will er die Ab-
geordneten durchaus zum Fasten zivingen?
B.: Wahrscheinlich fürchtet er, wenn die Abgeordneten zu gut ge-
nährt werden, dann beißen sie nicht mehr so eifrig auf Regie-
rungsvorlagen an.
Wie viele Briefe Hammersteins man auch noch auffindet der
interessanteste bleibt doch sein Steckbrief.
Ueber Schwiegermütter schelten,
Ist alltäglich wohl der Brauch,
Aber Böses ist zu melden
Oft von Schwiegervätern auch.
An den Folgen solchen Falles
Leidet ein Minister sehr —
Mit des Schwiegervaters Dalles
Macht man ihm das Leben schwer.
Goethe verboten.
A. : Wie kanr es, daß in Crimniitschau u. A. auch Vorlesungen aus
Goethes Werken verboten wurden?
B. : Weil Goethe das Königthum herab gewürdigt hat, indem er
behauptete, es sei einmal ein König gewesen, der einen großen Floh hatte.
Eine alte Baßgeige brummt noch bei jeder Berührung, auch wenn
sic schon längst keine Saiten nrehr hat. So hört nran auch den ab-
gedankten Bismarck noch fortwährend brummen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
nügt, wenn die Slaatsarbeiter ihre Fabrikord-
nungen und Strafandrohungen lesen können.
Zeitungen sind für sie überflüssig, denn selbst in
der „Kreuzzeitung" stehen manchmal aufreizende
Dinge, z. B. Angriffe auf Minister, wie der Fall
Bötticher beweist. Das Rechnen ist noch über-
flüssiger, denn jeder Arbeiter, welcher rechnen
kann, wird unzufrieden.
So und nicht anders muß man die Staats-
arbeiter erziehen, dann werden die oft gehörten
Klagen und Beschwerden wegen Maßregelung
politisch denkender Arbeiter endlich verstummen.
Das prvjrktirte Denkmal der Leipziger
Völkerschlacht in Leidig.
von Bliemchen.
In der großen Leeschdadt Leibzig
Da grassird de Denkmalswud,
's is unglooblich, wem man Alles
Dorden Schdeene setzen duhd.
Wieder Ham se jetzt an großen
Sans verflixten Blan gemachd.
Denn ä Denkmal woll'n se bauen
Kor de Leibz'ger völkerschlachd.
Ja, das waren große Zeiden!
Dapfer fochd Aabolion,
Breißen, Russen, Vesterreicher
Dahden ihm verderben dröhn.
Doch de Bolen un de Lachsen
Lchdanden zur Kranzosen-Lchaar,
Und se griegden ihre Hiebe,
Wie de Lchlachd verloren war.
Breißen nahm ä Häppchen Lachsen
Lick) als Beude hinderher,
Sachsens Seenig ward gefangen —
's war ä gräßliches Malhär.
Ium Kedächdniß solcher Hiebe,
Ium Kedächdniß solcher Lchmach
Mißd ihr eich ä Denkmal bauen.
Sonst vergeßd ihrsch nach und nach.
Darum.
Hinz: Warum nennt man die Mülhauser
Mordaffaire einfach den Fall Schwartz?
Kunz: Weil sie dazu dient, die Sozial-
demokratie anznschwärzen.
Eine Verlassene.
Lin schnöd' verlass'nes Waisenkind
Ist die Iustiz-Aovelle.
Schon war sie beinah' durchgebracht.
Doch als der Reichstag zugemacht.
Wies man sie von der Schwelle.
Sie wollte Vpfer der Justiz,
Die schuldlos litten, lohnen.
Der Krau Justitia ging's zu weit.
Denn ihre Aicht-Unfehlbarkeit
Läßt sie nicht gern betonen.
Und dunkler wird's von Tag zu Tag
Jetzt in des Reichstags Hallen,
Drum ließ man die Novelle auch
Rach einem altbewährten Brauch
Still untern Tisch nun fallen.
Böllichrrs Verdienst.
A. : Die Bismarck-Offiziösen scheinen doch recht
wüthend auf den Minister von Bötticher zu sein.
B. : Im Gegentheil, sie sind ihur von Herzen
dankbar.
A. : Wofür?
B. : Weil er neuerdings wieder ihnen Ge-
legenheit gab, ihr Lieblingsthema, nämlich das
alte Lied von der Absetzung Bismarcks an-
zustimmen.
Mittel für Bartwuchs.
(Der Besatzung der deutschen Kriegs-
marine wurde von den Vorgesetzten
befohlen, sich Voll- oder Backenbärte
stehen zu lassen. Zeitungsnachricht.)
Ls war ein junger Leicht-Matros',
Gar schmuck und stark und kühn.
Der hatte keine Spur von Bart,
Und dieses wurmte ihn.
Drum trat zur Kriegsmarine er.
Das half ihm auf der Stell',
Auf höheren Befehl ihm wuchs
Lin schöner vollbart schnell.
Novität.
Ein Parfüineur hat ein neues Mode-Parfüm
für die hohe Aristokratie erfunden. Dasselbe heißt
Hammerstein-Parfüm; es riecht sehr stark
und verduftet außerordentlich schnell.
Zünftler-Programm.
Was haben die Zünftler gethan bisher?
Was werden sie leisten künftig?
Sie streben tapfer nach wie vor.
Sich zu blamiren zünftig.
§iir Arveiter-lSksangvereine.
Der „Lreie Sänger" bietet den Arbeiter-Gesang-
vereinen einen großen Liederschatz zu einem beispiellos
billigen Preis.
Die I. Serie (nur Partitur-Ausgabe) enthält 60 tzefte
mit )70 Liedern. Preis pro tzeft 10 Pf.
Die II. Serie (Partitur- und Ltimmen-Ausgabe) ent-
hält u tzefte mit 30 Liedern. Preis pro Partitur 30 Pf.,
der Stimmen 40 pf. (Linzelne Stimmen 10 Pf.)
verzeichniß gratis. Bitte zu verlangen.
I. H. W. Dielp Verlag in Stuttgart.
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Äs liegt eine steinerne Urne j Unendlich brausen die Meere
In brausender Neeresfluth, Ueber die Urne fort.
Darinnen die theure Asche ! Und nimmer wird verhallen
Lines Unsterblichen ruht. ! Des todten Meisters Wort.
Revolutionäres.
Erster Spießbürger: Ist es wahr, daß jedes Attentat der
Ausfluß revolutionärer Gesinnung ist?
Zweiter Spießbürger: Gewiß; das kann man ohne Prüfung
des einzelnen Falles immer von vorn herein gleich annehmen.
Erster Spießbürger: O weh, dann thut mir die Leipziger Polizei
leid; sie hat ihr Attentat gehabt und ist folglich revolutionär.
Zweiter Spießbürger: Das hätte ich von einer sächsischen
Polizei freilich nicht gedacht. Na, hoffentlich wird sie polizeilich
aufgelöst.
Ein Wunder.
Der alte Ben Akiba,
Was er auch hört' und sah.
Behauptete beharrlich:
„Ls war schon Alles da!
Aun aber wird sein Sprüchlein
Unhaltbar und absurd:
Ls ward im Deutschen Reiche
Lin Staatsanwalt verknurrt.
Hobelspähnr.
Wenn du dich, mein lieber Leser,
Aergerst über schlechte Zeiten,
Wenn des Miguels Steuerpläne
Manchmal dir Verdruß bereiten,
Wenn die Frechheit der Reptilien
Zu empörend dir gewesen,
Mußt du, um dich aufzuheitern,
Nur den „Wahren Jacob" lesen.
Es liegt in der Mcnschennatur, alles Große
mit Ehrfurcht zu betrachten. Deshalb genießen
auch oft die größten Esel das höchste Ansehen.
Die deutschen Reaktionäre sind in Zweifel darüber, ob ein Aus-
nahmegesetz der Sozialdemokratie nützen oder schaden könne. Dem-
gemäß wissen sie noch nicht, ob sie ein solches Gesetz als dringend
nöthig oder als höchst verwerflich bezeichnen sollen.
„Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!"
Heißt die Losung, die bekannte,
Unsrer Staats- uird Ordnungsstützen —
Wenn sich doch das Volk ermannte!
Zur Diälenfragr.
A>: Der Bundesrath lehnte schon wieder den Beschluß des Reichs-
tages auf Gewährung von Diäten ab. Warum will er die Ab-
geordneten durchaus zum Fasten zivingen?
B.: Wahrscheinlich fürchtet er, wenn die Abgeordneten zu gut ge-
nährt werden, dann beißen sie nicht mehr so eifrig auf Regie-
rungsvorlagen an.
Wie viele Briefe Hammersteins man auch noch auffindet der
interessanteste bleibt doch sein Steckbrief.
Ueber Schwiegermütter schelten,
Ist alltäglich wohl der Brauch,
Aber Böses ist zu melden
Oft von Schwiegervätern auch.
An den Folgen solchen Falles
Leidet ein Minister sehr —
Mit des Schwiegervaters Dalles
Macht man ihm das Leben schwer.
Goethe verboten.
A. : Wie kanr es, daß in Crimniitschau u. A. auch Vorlesungen aus
Goethes Werken verboten wurden?
B. : Weil Goethe das Königthum herab gewürdigt hat, indem er
behauptete, es sei einmal ein König gewesen, der einen großen Floh hatte.
Eine alte Baßgeige brummt noch bei jeder Berührung, auch wenn
sic schon längst keine Saiten nrehr hat. So hört nran auch den ab-
gedankten Bismarck noch fortwährend brummen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
nügt, wenn die Slaatsarbeiter ihre Fabrikord-
nungen und Strafandrohungen lesen können.
Zeitungen sind für sie überflüssig, denn selbst in
der „Kreuzzeitung" stehen manchmal aufreizende
Dinge, z. B. Angriffe auf Minister, wie der Fall
Bötticher beweist. Das Rechnen ist noch über-
flüssiger, denn jeder Arbeiter, welcher rechnen
kann, wird unzufrieden.
So und nicht anders muß man die Staats-
arbeiter erziehen, dann werden die oft gehörten
Klagen und Beschwerden wegen Maßregelung
politisch denkender Arbeiter endlich verstummen.
Das prvjrktirte Denkmal der Leipziger
Völkerschlacht in Leidig.
von Bliemchen.
In der großen Leeschdadt Leibzig
Da grassird de Denkmalswud,
's is unglooblich, wem man Alles
Dorden Schdeene setzen duhd.
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Sans verflixten Blan gemachd.
Denn ä Denkmal woll'n se bauen
Kor de Leibz'ger völkerschlachd.
Ja, das waren große Zeiden!
Dapfer fochd Aabolion,
Breißen, Russen, Vesterreicher
Dahden ihm verderben dröhn.
Doch de Bolen un de Lachsen
Lchdanden zur Kranzosen-Lchaar,
Und se griegden ihre Hiebe,
Wie de Lchlachd verloren war.
Breißen nahm ä Häppchen Lachsen
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Sachsens Seenig ward gefangen —
's war ä gräßliches Malhär.
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Ium Kedächdniß solcher Lchmach
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Sonst vergeßd ihrsch nach und nach.
Darum.
Hinz: Warum nennt man die Mülhauser
Mordaffaire einfach den Fall Schwartz?
Kunz: Weil sie dazu dient, die Sozial-
demokratie anznschwärzen.
Eine Verlassene.
Lin schnöd' verlass'nes Waisenkind
Ist die Iustiz-Aovelle.
Schon war sie beinah' durchgebracht.
Doch als der Reichstag zugemacht.
Wies man sie von der Schwelle.
Sie wollte Vpfer der Justiz,
Die schuldlos litten, lohnen.
Der Krau Justitia ging's zu weit.
Denn ihre Aicht-Unfehlbarkeit
Läßt sie nicht gern betonen.
Und dunkler wird's von Tag zu Tag
Jetzt in des Reichstags Hallen,
Drum ließ man die Novelle auch
Rach einem altbewährten Brauch
Still untern Tisch nun fallen.
Böllichrrs Verdienst.
A. : Die Bismarck-Offiziösen scheinen doch recht
wüthend auf den Minister von Bötticher zu sein.
B. : Im Gegentheil, sie sind ihur von Herzen
dankbar.
A. : Wofür?
B. : Weil er neuerdings wieder ihnen Ge-
legenheit gab, ihr Lieblingsthema, nämlich das
alte Lied von der Absetzung Bismarcks an-
zustimmen.
Mittel für Bartwuchs.
(Der Besatzung der deutschen Kriegs-
marine wurde von den Vorgesetzten
befohlen, sich Voll- oder Backenbärte
stehen zu lassen. Zeitungsnachricht.)
Ls war ein junger Leicht-Matros',
Gar schmuck und stark und kühn.
Der hatte keine Spur von Bart,
Und dieses wurmte ihn.
Drum trat zur Kriegsmarine er.
Das half ihm auf der Stell',
Auf höheren Befehl ihm wuchs
Lin schöner vollbart schnell.
Novität.
Ein Parfüineur hat ein neues Mode-Parfüm
für die hohe Aristokratie erfunden. Dasselbe heißt
Hammerstein-Parfüm; es riecht sehr stark
und verduftet außerordentlich schnell.
Zünftler-Programm.
Was haben die Zünftler gethan bisher?
Was werden sie leisten künftig?
Sie streben tapfer nach wie vor.
Sich zu blamiren zünftig.
§iir Arveiter-lSksangvereine.
Der „Lreie Sänger" bietet den Arbeiter-Gesang-
vereinen einen großen Liederschatz zu einem beispiellos
billigen Preis.
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