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2070 —

Wurstamentik.

A. : Ist es wahr, daß der hochadelige Puttkamer, wie die Zeitungen
berichten, eine Wurstfabrik betreibt?

B. : Freilich; man behauptet sogar, auch Herr Köller habe für
dieses Geschäft große Vorliebe.

A. : Wieso?

B. : Weil ihm schon jetzt Alles Wurst ist.

A. : Dann wird er wohl bei Puttkamer als Lehrling eintreten?

B. : Nein, das hat er nicht nöthig.

A. : Warum nicht?

B. : Weil er vorläufig im Ministerium des Innern noch fort-

wursteln kann. --*•-

Guter Rath.

Zulässig sind so manche Redeblüthen,

So manches Wort, das rasch dem iltunb entsprungen.

Doch ängstlich mußt und peinlich mußt du hüten
Dich heut vor Majestätsbeleidigungen.

Denn gleich hat dich der Staatsanwalt beim Wickel.

Der warm dich aufhebt hinter mächt'gen Vuadern;

Du wirst verknackt und bist stets das Karnickel
Und um das Strafmaß höchstens magst du hadern.

«vt? Hobelfpähne.

Wo eine Ordnungsstörung
Sich irgend kündigt an,

Da sind die Sozialisten
Allein nur schuld daran.

So auch in: Türkenreiche
Trat Ruhestörung ein,

Drum wird das Land der Türken
Wohl sozialistisch sein.

Die Veranstalter der Berliner Gewcrbcans-
stellnng halten sich für so große Lichter, daß sic
durch ihre Anwesenheit jede andere Beleuchtung
zu ersparen können glauben.

Nun geht's dem Militarismus
Gewaltig an den Kragen:

Es wird im Deutschen Reiche
Verboten das Waffentragen.

Kein Säbelwctzen mehr gicbt es,
Nicht Flinten und nicht Geschütze,
Selbst Schellendorf kann rasseln
Nur mit der Feuerspritze.

-Odysseus war der Stöcker des Alterthums, — er verstand die
Kunst, sich überall durchzuschwindeln.

Antisemitisches.

A. : Die Wiener Antisemiten sind wohl recht unglücklich, daß Lueger
nicht Bürgermeister werden darf?

B. : Ach nein, sie werden schon passenden Ersah finden, sie haben
ja in ihren Reihen noch Lüger genug.

Kasernenhosblüthe.

Korporal: Himmel, da soll doch gleich ein rauchloses Kanonen-
donnerwetter dreinschlagen! Steht der Kerl wieder so krummbuckelig da, als
wenn er einen durchgebrannten Hammerstein im Tornister hätte.

Die Bäume sind kahl — nur die Presse noch
Treibt lebensfrohe Blätter,

Sie trotzt den Stürmen und fürchtet sich
Vor keinem Brausewetter.

Die Engländer visitiren jeden Russen, ob er nicht vielleicht Port
Arthur iu der Tasche hat, und ebenso machen es die Russen bei den
Engländern, von denen sie vcrmuthen, daß sic Konstantinopel in der
Tasche haben. Wie gut wäre cs, wenn man den Reichskanzler auf den
neuesten Kurs visitiren würde. Womit ich verbleibe

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

„Dem alten Fuchs ist nicht recht zu trauen",
bemerkte ich noch.

„Nein, zu trauen ist ihm allerdings nicht",
gab Hohenlohe zu.

„Wie steht es mit der auswärtigen Politik?"
war meine nächste Frage.

„Glänzend!" rief Hohenlohe. „Wir leben mit
der ganzen Welt in Frieden."

„Dann werde» wir keine neue Militärvorlage,
sondern eher eine Abrüstung zu erwarten haben?"
folgerte ich.

„Ja, ja, eines von Beiden sicher," bestätigte
Hohenlohe.

„Die russische Politik scheint nicht besonders
deutschfreundlich zu sein," bemerkte ich beiläufig.

„Da haben Sie Recht," sagte Hohenlohe, „mit
den Russen giebts noch einmal 'was."

„Und wie stehen ivir mit Frankreich?" fragte ich.

„Ach, gehen Sie mir weg mit den Franzosen,
die sind uns immer aufsässig."

„Sic sollten," rieth ich, „einen europäische»
Staatenbund gründen, indem Sie durch Ihre
scharfsinnige Diplomatie und Ihre geniale Politik
es erreichen, daß Frankreich und England in den
Dreibund eintreten."

„Ja, ja, das ist ein guter Gedanke," sagte der
Kanzler, „ich werde mir's überlegen."

„Sic sollten zu diesem Zwecke selbst nach Paris
gehen."

„Allerdings, das wäre besser," bestätigte Hohen-
lohe. „Mau fährt über Köln . .."

„Sie können auch über Frankfurt fahren,"
belehrte ich.

„Ich fahre doch lieber über Köln," beharrte
Hohenlohe.

„Also glückliche Reise!" wünschte ich.

„Danke, — grüßen Sie den „Wahren Jacob"
von mir!"

Damit verabschiedete sich Fürst Hohenlohe,
und ich eilte. Ihnen das Gespräch mitzutheilen,
damit Ihre Leser über die Zwecke und Ziele des
neuesten Kurses endlich einmal klar unterrichtet
werden.

Anbescheidenheit.

A.: Die Sozialdemokraten sind doch immer
unbescheiden; ein Anderer, wenir er in den Reichs-
tag gewählt wird, bekommt einen Sitz, der
Di*. Lütgenau hat deren gleich zwei bekommen.

B.: Wieso zwei?

A.: Na, einen imReichstag und einen wegen
Majestütsbcleidignng im Gefängniß.

Umpiirzlerisches.

Wo rothe Kähnen flattern
Da tritt der Umsturz ein
Darum, sie zu entfalten.

Muß stets verboten sein.

In Magdeburg, der Festung.

Da hat man jüngst gesehn
Auf einem Kinderwagen
Lin rothes Fähnchen weh'n.

And strafend hat Justitia
Das Unglück abgestellt.

Damit der Kinderwagen
Dem Umsturz nicht verfällt.

Das reichste Land.

Bulgarien hat eine Fürstin-Mutter reich an
Geld; ein Fürstenpaar reich an Frömmigkeit; ein
Thrönchen reich an Stützen; einen Thronerben
reich an „Vätern" »nd ein Volk reich an Schick-
salen. — Zwischen vier mächtigen Reichen hat cs
die Wahl: den: Rnssenreich und Oesterreich und
dem griechisch-orthodoxen oder römisch-katholischen
Himmelreich. ,

Der Leipziger Ehrenbürger.

von Bliemchcn.

Wen unsre Zeid zu ähren had.

Der biedre Leibz'ger. ja der weeß cs.

Lr machd den dabfern Dessendorf

Zum Aehrenbärger! — Li yerrjehses!

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