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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0135
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— 2212

Vom Spielplatz.

„'Nein, Räuber spielen mag ich nicht mehr!

Ihr reißt Linem immer das Zeug entzwei.

G, nun 'mal Streiken! Man zu, kommt her.

Sechs Maurer; und ihr seid Polizei."

So ruft das Hänschen, und unverweilt
Lntschließt sich die kleine Schaar zur Chat.

Die Rollen sind schnell genug vertheilt.

Doch wer ist Sozialdemokrat?

Run giebt es ein Stoßen und ein Lchrei'n,

Und Reiner will es, bis Leo spricht:

„Laß Keheimraths Hans das doch selber sein!" —

„„Cut, dann bin ich's!"" Und los geht die Ceschicht'.

Der Hans hat sich wie ein Löwe gewehrt.

Run hat ihn die Polizei beim Vhr.

„Marsch mit dem Kerl!" Jetzt wird er verhört,
präsidentens Paul stellt's Landgericht vor.

„warum warst du so grob?" sagt das Landgericht,
„„weil der Kurt von Ciefenthal mich trat.

Das gilt nicht, treten laß' ich mich nicht.

Dazu bin ich nicht Sozialdemokrat!""

„warum hast du gestreikt?" — „„Za, ihr macht es fein!
Ich bau' euch ein großes, schönes Haus,

Und wenn ich es fertig Hab', zieht ihr ein

Und schimpft mich zum Dank und schmeißt mich 'raus!""

„Sechs Monat! Und laßt ihn nur ja nicht los!"

Doch Hans ruft: „„Ja, das ist deine List!

Du feiger Paul, du verknurrst mich blos,
weil du furchtbar bange vor mir bist.""-

Cags drauf, da halten sie wieder Rath,

Sie stimmen für Streiken, Mann für Mann,

Doch wer ist Sozialdemokrat? —

Ich! ich! nun drängen sie alle heran.

„Du, Leo?" — „„Ja, ich bin der größte, seht!

Und stark!"" schreit Leo rothen Gesichts.

„Ja, stark! aber wenn es vors Landgericht geht,

Paß auf, mein Junge, dann weißt du nichts." —

Der Herr Geheimrath kommt jetzt daher,

Lein Hänschen läuft lachend auf ihn zu
Und springt an ihm hoch. „Ra, ich bitte sehr.
Unständig, du kleiner wildsang, du!

Hans, müßt ihr denn immer so gräßlich schrei'n?" —
„„Ja, Papachen, weißt du auch, warum?
Sozialdemokrat will Leo sein.

Und dazu ist er doch viel zu dumm!""

Bertr. d. B.

Klopfholz: Da haben sich die Leute in der
Berliner Zivilgesetzgeberci über das Ehcrecht
herumgestritten, und das Wichtigste haben sie
vergessen!

Schraube: So? Was denn?

Klopfholz: Eine Bestimmung darüber, daß es
der Ehefrau künftig nicht gestattet wird, den:
Manne den Hausschlüssel zu verweigern.

Klopfholz: Wird das in Vorberathung be-
findliche Vereinsgesetz für das deutsche Reich große
Veränderungen herbeiführen?

Schraube: Nein, es wird nur eine ganz
geringe Mehrbelastung Hervorbringen.

Klopfholz: Für das deutsche Volk?

Schraube: Nein — für den Papierkorb
des Bundesrathes.

Klopfholz: Neulich ist in Preußen verfügt
worden, daß Staatsbeamte nicht an Versamm-
lungen unzufriedener Leute theilnehmen sollen.
Was wird die Folge sein?

Schraube: Daß kein Polizeibeamter es
mehr ivagt, eine sozialdemokratische Versamm-
lung zu überwachen.

Trost.

Bis tief hinein in schwüle Sommertage
Läßt dies Mal man den armen Reichstag sitzen;
Er wird zuweilen ganz gehörig schwitzen
Und erst der Herbst bringt Lind'rung seiner Plage.

Doch dafür bringt er sicher sie nach Noten
Und gründlicher, als die Erhitzten wähnen:
Abkühlen werden sich des Reiches Boten
An — wahrhaft uferlosen Flottenplänen.

Briefkasten.

(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)

<E. H. JO. „Daß die Kirchen in Berlin nur für Die-
jenigen errichtet werden, die bereits kein Kämmerlein mehr
haben, in dem sie beten können", dürfte kaum den Beifall
der eleganten männlichen und weiblichen Betschwestern haben,
die in Berlin die Kirchen bevölkern. Das hieße die letzteren
zum Asyl für Obdachlose dcgradiren!

R. in St. Wenn Heine jetzt noch lebte, würde er
die Stelle:

„Glaub' mir, verhungert ist nie ein Mensch
In einem deutschen Gesängniß",
aus seinem „Wintermärchen" streichen; — dafür würde er
aber dem Saarburger Bürgermeister ein Denkmal dauernder
als Erz setzen.

S. B. in Kiew. In unserer Mappe liegen so viele
Freiheitslieder, daß wir von den Ihrigen leider keinen
Gebrauch machen können. Jndeß drucken wir eine kleine
Probe von Ihnen ab:

Keine Witze
Mit Tyrannen!

Aufstandsblitze:

Rothe Fahnen, —

Eine Brücke,

Eine schöne.

Zu dem Glücke,

Unglückssöhne!

Dabei kann man sich allerdings sehr viel denken.

H. H. in R. und w. Z. in Dr. Wird gelegentlich ver-
wendet.

R. H. in würzburg. Nachstehend reproduziren wir
Ihren Bilderentwurf, der einen guten Humor zeigt. Wenn
die diesjährige Lohnbewegung der Schneider in W. ohne Erfolg
geblieben ist, so wird vielleicht der Angriff der „schwarzen
Schaar" unter Führung W.'s einen größeren Erfolg bringen.
Hier das Bild:

Vom kohlrabenschwarzen Bataillon.

<D. <£. in B. „Das Dampfschiff „Fürst Bismarck" fährt
unter der Moltkebrücke durch nach Berlin hinein, während
sein Namensvetter über die Brücke fährt." Finden Sie darin
etwas Bemerkenswerthes?

Nicht verwendbar: A. Pf. in G., R. L. in D.

H. V. in B. u. A. werden freundlichst gebeten, den Zucht-
häusler Hammerstein endlich in Ruhe zu lassen und mit dem
Friedmann gar nicht erst anzufangen. Die Einschlachtung wird
von der Tagespresse zur Genüge besorgt.

—*>- Neues vom Büchermarkt. —

Buchhandlung Vorlvärl«, Berlin.

Die Arbeiterfchutzgesetz-Heuchelei der bürgerlichen
Parteien iw Reichstage. Nach dem stenographischen
Bericht der Reichstagsdebatte über die Bundesrathsverord-
nung zum Schutze der Bäckereiarbeiter am 22. und 23. April
1896. Mit einem Nachwort von August Bebel. Preis 15 Pf.

Arbeiter-Ratechismus. Eine sozialdemokratische Antwort
auf das Preisausschreiben des Pfarrers Weber in M.-Gladbach.
Von R. Calw er. Preis io Pf.

Verlag von I. K. W. Dietz in Stuttgart.

MT wichtig für alle Arbeiter-Bibliotheken und
für Diejenigen, die sich speziell für die Gewerkschafts-
bewegung intereffiren:

Lie Geschichte der englischen Arbeit

(Six Centimes of Work and Wages)

Von I. E. Thorold Nagers.

Ueberfetztvon MaxPannwitz. Revidirtvon KarlKautsky.

Preis broschirt M. 5.—, gebunden in Livd. M. 6.50,
in Halbfranz M. 7.50.

Iie Lage der arbeitenden Klasse in England

Rach eigener Anschauung und authentischen Quellen
von Friedrich Engels.

Zweite durchgesehene, mit neuer Vorrede versehene Auslage.
Preis broschirt M. 2.—, gebunden M. 2.60.

Die

Geschichte des Britischen Tradeunionismus

Von Sidnry und Veakrirr Wrbb.

Deutsch von R. Bernstein.

Mit Noten und einem Nachwort versehen von E. Bernstein.

Preis broschirt M. 5.—, gebunden in Lwd. M. 6.50,
in Hlbsrz. M. 7.50. Auch in 7 Lieferungen ä 75 Pf. zu beziehen.

Iie englische Gewerkvereins-Bewegung

Nach G. Howell's „The conflicts of Capital and labour“
von C. Hugo.

Preis broschirt M. 1.50, gebunden M. 2.—

(Bd. 23 der Intern. Bibl.)

In den vorstehenden vier Werken ist eine komplete Ge-
schichte der englischen Arbeit vom 13. Jahrhundert bis in die
neueste Zeit gegeben, wie es keine andere Nation besitzt. Jeder
Arbeiter sollte dafür Sorge tragen, daß diese Werke für die
Vereinsbibliotheken angeschafft werden.

—»>- Zur geft. Veachtung! —

Anläßlich der fünfundzwanzigjährigen Gedenkfeier der
Pariser Kornrnune von 1871 empfehlen wir den nicht
mehr bedeutenden Vorrath von der 16 Seiten starken Extra-
Nummer des „Wahren Jacob" (Nr. 126), in welcher in Wort
und Bild die Ereignisse vom März bis Mai behandelt werden.

Ferner bringen wir unsere Kriegs- und Friedens-
Nummer (Nr. 235) in empfehlende Erinnerung.

Von den im „Wahren Jacob" veröffentlichten Biographien
hervorragender Männer sind noch folgende Nummern vor-
räthig: 1. Rarl Marx (Nr. 200), 2. Ferdinand Lassalle
(Nr. 211), 3. Friedrich Engels (Nr. 239), 4. Johann
Jacobs (Nr. 222), 5. Georg Herwegh (Nr. 252), 6. Lud-
wig Pfau (Nr. 207), 7. Ferdinand Freiligrath (Nr. 226),
8. Heinrich Heine (Nr. 237), 9. Ludwig Börne (Nr. 241),
10. Johann Heinrich Pestalozzi (Nr. 247).

Preis pro Nummer 10 Pfennig.

Soeben ist erschienen:

in Deutschland.

Von

Karl Marx.

Deutsch von Karl Kaukskp.

Brosch. M. 1.50, gebd. M. 2.—

Inhalt: 1. Deutschland am Vorabend der Revolu-
tion. 2. Die Anfänge der liberalen Opposition. 3. Die
religiöse Opposition. Die Idee der deutschen Einheit.
4. Oesterreich. 5. Die Märzrevolution in Wien. 6. Die
Märzrevolution in Berlin. 7. Die Frankfurter National-
versammlung. 8. Polen, Tschechen und Deutsche. 0. Der
Panslavismus. Der Krieg in Schleswig-Holstein. 10. Die
Junischlacht und ihre Rückwirkung auf Deutschland. 11. Die
Oktoberrevolution in Wien. 12. Der Fall Wiens. 13. Der
Ausgang der konstituirenden Versammlung in Berlin.
14. Die Anfänge des Jahres 1849. 15. Der Abschluß der
Reichsverfassung und die Kaiserposse. 16. Der Beginn des
Kampfes um die Reichsverfassung. 17. Die Demokratie
am Ruder. 18. Die Reichsverfaffungscampagne. 19. Das
Ende der deutschen Nationalversammlung. 20. Der Kom-
munistenprozeß zu Köln.

Diese Schrift bildete ursprünglich eine Artikelreihe, mit
der Marx 1851 seine Mitarbeiterschaft an der New Porter
„Tribüne" eröfsnete. Sie zeigt die Triebkräfte der deut-
schen Revolution und Gegenrevolution von 1848 und 1849
und charakterisirt auf's glänzendste und schärfste die ent-
scheidenden Faktoren jener gewaltigen Bewegung in einer
Weise, die auch für die Erkenntnis; der heutigen Gegensätze
der Klassen und Parteien von Bedeutung ist. Man kann
die Schrift ein Gegenstück zu dem „achtzehnten Brumaire"
desselben Verfassers nennen; aber, für das Publikum
eines täglichen Blattes in Amerika versaßt, ist sie popu-
lärer gehalten und daher geeignet, den weitesten Kreisen
in kurzen Zügen das Verständniß der ersten deutschen
Revolution zu vermitteln.

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
 
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