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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 19.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0038
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-® 3694

Der König: „Ich weiß nicht — die Steuern gehen richtig ein,
meine Minister sparen, und trotzdem komme ich nicht ans!"

Hofmarschall: „Majestät fehlen weiter nichts als ein zweites
-Königreich!"

Höfisches.

In einem Lande fern von hier
(Das Land ist wirklich sonst sehr »eil),
Da halle Prinzessin Ai—ka-du
Unglück mit ihrem Wochenbett.

Das Aind war todt und außerdem
halt' es zwei Aöpse und drei Arm'.
OiearmeMutlerwardkrankvorSchrcck,
Das ganze Land war in Alarm.

Aus Neugier und aus Mitgefühl
Zerriß man förmlich de» Accoucheur;
Der hofpocte Nü-nia-mo
Der hat besungen das Malheur.

Der General Po-pi-te-lo,

Oer fragt den hofmarschall Li-l»ng,
Was nun geschehen soste und wie
Es stehe mit der Beisetzung?

Drauf sprach derhosmarschallLi-lung:
„Der Zall ist allerdings verzwickt!

Im 5taatsralh kam essganz unter uns!)
Darüber beinah zum Aonfllkt.

„Doch haben wir zu guterletzt
Gefaßt einstimmig den Beschluß:

Wir setzen die hohe Mißgeburt
In den Familien-Spiritus!"

Ham Quidam.

Neues aus dem Tageßuche des Freißerrn von Zummeruriß.

Gestern alte Burgruine besichtigt. Anblick erfüllte mich mit Wehniuth.
Was soll noch aus der Welt werden? Die Wildschweine nehmen ab
und die Juden zu, alte Staminbäume verdorren und die Sozialdemokratie
schießt ins Kraut. Werde noch selbst einer werden müssen, um wenigstens
bei der Theilung mit dabei zu sein.

Neulich mal uachgcdacht! Möchte wissen, woher wir Deutschen eigent-
lich unsere Masse Erbfeinde haben. Zu erben pflegt doch sonst jeder gerne.

Lese eben in der Zeitung, daß Tolstois Schriften in Sachsen von
Staatsanwalt beschlagnahmt. Kerl gehört nach Sibirien! Meine natürlich
Tolstoi... .

Die Welt ist ein altes Lügeunest. Jeder Mensch sagt täglich einmal:
„Ich bin so frei" und doch ist er entweder verheirathet oder Bräutigam.

Warum eigentlich Tagebuch führe? Muß doch Jeistesblitze mal von
mir geben! Hund schivitzt ja auch durch die Zunge.

—»-

Tvd es-Anzeige.

Nach langen Leiden starb an gänzlicher Kraft-
losigkeit und Schwäche-Erscheinungen beim Zahnen
unser hoffnungsvoller

Goethe-Bund

in zarten: Jugendalter. Wer die Größe unserer Reklame
gekannt hat, wird die Tiefe unseres Schmerzes ermessen.
Im Rainen der trauernden Hintergebliebeuen:
Hermann Sudcrmann
nebst Suderfrau.

Die Zolltarif-Bo,ninission.

Laßt, Leute, Luch des Faschings Freuden
Nicht von dem bösen Geist bedrohn,

's hat wirklich gar nichts zu bedeuten
Das wirken der Zoll-Llommission.

Denn unser tapferer Stadthagen,

Der sorgt dafür auf jeden Fall,

Daß wir das Ding wohl noch berathen
Im nächsten Jahr beim Karneval.

Unnöthigr Versteuerung.

Kauzlist (mit einem Monatseinkommen von so Mark zu
seinem Chef, der in den Akten einen Fettfleck entdeckt): „Er ist

wirklich nicht von mir, Herr Rath!" f.

Beten allein thut's nicht.

Durchlaucht bemerkt mit Kummer, daß es ihn:
nicht gelingen will, dem Laude den ersehnten Erben
zu geben. Er schickt seinen Kammerherrn zum Hof-
prediger und spricht den Wunsch aus, daß in: Kirchen-
gebet ein diesbezüglicher Passus eingeflochten wird.
Hochwürde:: sagt dies zu, schließt jedoch mit den
Worten: „Durchlaucht muß aber auch das Seinige
dazu thun. Beten allein thut's nicht!" a.w.

Gräfin: Denke Dir, Ella, bei meinem Schoßhund mißlingt alle Erziehung zu staudes-
gemäßen Ledensgcwohnheilen. Die schönsten Kuchen läßt er unberührt stehen und frißt mit den
Handwerksburschen gemeine Knoblauchwurst.
 
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