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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0052
3974
Lanöesschau in AeinwegniX.
Don Lrich Mühsam.
Und Serenissimus saß aus dem Throne
Und neben ihm saß Zerenissima
Aebst Lerenissimum, dem Durchlauchtssohne,
Der Hoffnung und dem Stolz des Herrn Papa.
Und Zerenisfimus voll Ciefsinn juckte
Die Glatze, die sein Herrscherhirn bedeckt'.
Und sprach, indem er in den Chronsaal spuckte
Und majestätisch sich im Pfühle reckt':
„Ich, Udo, Kürst von Reinwegnix,
Will Untertanen sehn.
Man lasse Mir mit Gruß und Unix
Mein Land vorübergehn!
Ich will dir zeigen, welche Pracht
Ich dir vererb'. Mein Lohn,
Lei aus des Landes Glanz bedacht,
Auf dich fällt einst Mein Thron!"
Da öffnete des Kürstenschloffes Pforte
Der Theodor, für alles der Lakai,
Und rief mit einem donnerlauten Worte
Das treue Volk von Reinwegnix herbei.
Die Menge schrie Hurra und kam gelaufen
Und drängte sich um Le. Durchlaucht Tür.
Doch Zerenisfimus befahl: „In kleinen Haufen
Das Volk vor Meiner Durchlaucht defilier!"
Krau Lereniffima die Hände faltete.
Als sie nun kamen all zur Reverenz;
Doch, wie sich der Empfang nunmehr gestaltete.
Aus dem getreuen Ltenogramm erkennt's.
Die Minister
(bilden einen Ringelreihen mit dem Kanzler in der Mitte
und singen):
„Ringelringel Rosenbusch,
Wir machen den Uotau
vor Lerenissimus-musch-musch,
Wir wollen artig sein und kusch
Und schillern wie ein Pfau —
Und schillern wie ein Pfau.
Ringelringel Bangebüchs,
Wir sind der Weisheit Lchrein
Im vaterlande Reinwegnix;
Ach, Herr, beraub' uns nicht des Glücks,
Minister fromm zu sein —
Minister fromm zu sein."
(Hb.)
Die Armee
(marschiert auf, gruppiert sich in drei Reihe» zu je sechs
Mann. — Der Seneral tritt vor und spricht):
„Ah, Durchlaucht, wir schwören Treue
Allesamt Euch — äh — aufs neue.
Und der hohen Krau Iemahlin
Besten Iruß von Ieneralin.
Ah — in diesem Zinne, Leute,
Allerjnä—sten Herrn mal heute
Leben lassen — Achtung da! —•
Maul jehalten! — Los: Hurra!"
(Kehrt, marsch.)
Die Geistlichkeit
(tritt auf, bestehend aus dem Pfarrer, der zugleich Rüster
und Cemeindevorstaud ist):
„®, Kürst, es naht sich Eurem Thron
Ich, Eures Landes Geistlichkeit.
Gott karge nicht mit seinem Lohn
Kür Eure Kürbesorglichkeit —
Er gieße seinen Gnadenborn
Auf Luch von hinten wie von vorn.
Auf daß, wie Eure Väter,
Die all zum Himmel kamen.
Auch Durchlaucht einmal später
In Gnaden eingehn. — Amen."
(Hb.)
„Und geht es uns auch noch so mau —
Wir schrei'n doch freudig Heil!
Der Kürst und seine liebe Krau,
Zie leben alleweil!
Hat man mal Geld, ist's augenblicks
Auch ausgegeben schon.
Wir Mittelstand von Reinwegnix
Ltehn zu Altar und Thron!"
(Hb.)
Der Lehrer
(dürr und klapperig, hinter ihm her im Gänsemarsch
vier skrofulöse Rinder):
„ Seht, Kinder, her: dies hier nun ist Durchlaucht,
Des Landes Vater, den der Herr erhalte.
Und für den betet, was da fleucht und kraucht.
Auf daß er lange noch des Thrones walte!
Er sei ein Vorbild euch und eine Zier
An Weisheit, Wohlgesinntheit und an Tugend. —
Doch ich, Durchlaucht, und diese Kindlein hier —
Wir grüßen Euch als Reinwegnixens Jugend."
(Hb.)
Die bürgerliche press«
(zaghaft):
„Kürst, Steuern, Vaterland,
Hab' ich noch stets genannt
Die heilige Dreiheit,
Drauf sich im Tintenfluß
Weise beschränken muß
Die Pressefreiheit.
Ich bin, wie wenige sind,
Kromm und rein wie ein Kind
Und loyal.
Herrscher und Herrscherhaus —
Das ist jahrein, jahraus
Nein Lineal."
(Hb.)
Zwei Arbeiter
(erscheinen und bleiben mitten im Zacrle mit gekrümmten
Rücken stehen. Zwischen sich pflanzen sie die Reinweg-
nixsche Landesfahne auf und sprechen im Lhorus):
„Durchlauchtigst edler Kürst, Gebieter, Herr!
Wir sind ja sozusagen Arbeiterr,
Und also Untertanen zweiter Ltufe;
Doch folgen wir auch Ihrem Kürstenruse.
Uns haben unsre Meister hergeschickt
Als Arbeitswillige, was uns sehr beglückt.
Wir beiden sind die Deputation,
Unsere Kollegen wissen nichts davon;
Wir haben sie zur Vorsicht nicht gefragt —
Ach, Durchlaucht, bitte, daß auch Ihr nsichts sagt!
Mit diesem Wunsche soll'n Sie lange leben
Und Ihre lieben Ihren auch daneben."
(Ab.,
Als so die lange Prozession zu Ende,
Rieb Serenissimus sich beide Hände,
Und rief sehr aufgeräumt und höchst zufrieden.
Daß seinem Land solch braves Volk befchieden:
„Ich, Udo, Kürst von Reinwegnix,
Bin heute gnädig sehr.
Und zur Erhöhung meines Glücks
Komm, Hofnarr, du jetzt her!
Dein Spaß hat mich so oft entzückt.
Zeig deine Künste vor —
Und sei so frech und so verrückt,
Wie du nur willst, du Cor!"
Da macht' der Hofnarr ein betrübt Gesicht
Und sprach: „Ach, Herr, entbindet mich der Pflicht!
Ja, Serenissimus, ich seh es ein.
Ich kann nicht länger Euer Hofnarr sein.
Ich Hab' es eben schmerzlich erst erkannt,
Ihr habt viel größre Aarre» ja im Land.
Laßt Euch von denen gern zum Besten halten,
Und schickt zum Teufel mich, den Braven, Alten,
Der icb — ich Aarr! — die Wahrheit sagte Luch" —
Sprach's und ersoff sich in dem Lchloßparkteich
Lanöesschau in AeinwegniX.
Don Lrich Mühsam.
Und Serenissimus saß aus dem Throne
Und neben ihm saß Zerenissima
Aebst Lerenissimum, dem Durchlauchtssohne,
Der Hoffnung und dem Stolz des Herrn Papa.
Und Zerenisfimus voll Ciefsinn juckte
Die Glatze, die sein Herrscherhirn bedeckt'.
Und sprach, indem er in den Chronsaal spuckte
Und majestätisch sich im Pfühle reckt':
„Ich, Udo, Kürst von Reinwegnix,
Will Untertanen sehn.
Man lasse Mir mit Gruß und Unix
Mein Land vorübergehn!
Ich will dir zeigen, welche Pracht
Ich dir vererb'. Mein Lohn,
Lei aus des Landes Glanz bedacht,
Auf dich fällt einst Mein Thron!"
Da öffnete des Kürstenschloffes Pforte
Der Theodor, für alles der Lakai,
Und rief mit einem donnerlauten Worte
Das treue Volk von Reinwegnix herbei.
Die Menge schrie Hurra und kam gelaufen
Und drängte sich um Le. Durchlaucht Tür.
Doch Zerenisfimus befahl: „In kleinen Haufen
Das Volk vor Meiner Durchlaucht defilier!"
Krau Lereniffima die Hände faltete.
Als sie nun kamen all zur Reverenz;
Doch, wie sich der Empfang nunmehr gestaltete.
Aus dem getreuen Ltenogramm erkennt's.
Die Minister
(bilden einen Ringelreihen mit dem Kanzler in der Mitte
und singen):
„Ringelringel Rosenbusch,
Wir machen den Uotau
vor Lerenissimus-musch-musch,
Wir wollen artig sein und kusch
Und schillern wie ein Pfau —
Und schillern wie ein Pfau.
Ringelringel Bangebüchs,
Wir sind der Weisheit Lchrein
Im vaterlande Reinwegnix;
Ach, Herr, beraub' uns nicht des Glücks,
Minister fromm zu sein —
Minister fromm zu sein."
(Hb.)
Die Armee
(marschiert auf, gruppiert sich in drei Reihe» zu je sechs
Mann. — Der Seneral tritt vor und spricht):
„Ah, Durchlaucht, wir schwören Treue
Allesamt Euch — äh — aufs neue.
Und der hohen Krau Iemahlin
Besten Iruß von Ieneralin.
Ah — in diesem Zinne, Leute,
Allerjnä—sten Herrn mal heute
Leben lassen — Achtung da! —•
Maul jehalten! — Los: Hurra!"
(Kehrt, marsch.)
Die Geistlichkeit
(tritt auf, bestehend aus dem Pfarrer, der zugleich Rüster
und Cemeindevorstaud ist):
„®, Kürst, es naht sich Eurem Thron
Ich, Eures Landes Geistlichkeit.
Gott karge nicht mit seinem Lohn
Kür Eure Kürbesorglichkeit —
Er gieße seinen Gnadenborn
Auf Luch von hinten wie von vorn.
Auf daß, wie Eure Väter,
Die all zum Himmel kamen.
Auch Durchlaucht einmal später
In Gnaden eingehn. — Amen."
(Hb.)
„Und geht es uns auch noch so mau —
Wir schrei'n doch freudig Heil!
Der Kürst und seine liebe Krau,
Zie leben alleweil!
Hat man mal Geld, ist's augenblicks
Auch ausgegeben schon.
Wir Mittelstand von Reinwegnix
Ltehn zu Altar und Thron!"
(Hb.)
Der Lehrer
(dürr und klapperig, hinter ihm her im Gänsemarsch
vier skrofulöse Rinder):
„ Seht, Kinder, her: dies hier nun ist Durchlaucht,
Des Landes Vater, den der Herr erhalte.
Und für den betet, was da fleucht und kraucht.
Auf daß er lange noch des Thrones walte!
Er sei ein Vorbild euch und eine Zier
An Weisheit, Wohlgesinntheit und an Tugend. —
Doch ich, Durchlaucht, und diese Kindlein hier —
Wir grüßen Euch als Reinwegnixens Jugend."
(Hb.)
Die bürgerliche press«
(zaghaft):
„Kürst, Steuern, Vaterland,
Hab' ich noch stets genannt
Die heilige Dreiheit,
Drauf sich im Tintenfluß
Weise beschränken muß
Die Pressefreiheit.
Ich bin, wie wenige sind,
Kromm und rein wie ein Kind
Und loyal.
Herrscher und Herrscherhaus —
Das ist jahrein, jahraus
Nein Lineal."
(Hb.)
Zwei Arbeiter
(erscheinen und bleiben mitten im Zacrle mit gekrümmten
Rücken stehen. Zwischen sich pflanzen sie die Reinweg-
nixsche Landesfahne auf und sprechen im Lhorus):
„Durchlauchtigst edler Kürst, Gebieter, Herr!
Wir sind ja sozusagen Arbeiterr,
Und also Untertanen zweiter Ltufe;
Doch folgen wir auch Ihrem Kürstenruse.
Uns haben unsre Meister hergeschickt
Als Arbeitswillige, was uns sehr beglückt.
Wir beiden sind die Deputation,
Unsere Kollegen wissen nichts davon;
Wir haben sie zur Vorsicht nicht gefragt —
Ach, Durchlaucht, bitte, daß auch Ihr nsichts sagt!
Mit diesem Wunsche soll'n Sie lange leben
Und Ihre lieben Ihren auch daneben."
(Ab.,
Als so die lange Prozession zu Ende,
Rieb Serenissimus sich beide Hände,
Und rief sehr aufgeräumt und höchst zufrieden.
Daß seinem Land solch braves Volk befchieden:
„Ich, Udo, Kürst von Reinwegnix,
Bin heute gnädig sehr.
Und zur Erhöhung meines Glücks
Komm, Hofnarr, du jetzt her!
Dein Spaß hat mich so oft entzückt.
Zeig deine Künste vor —
Und sei so frech und so verrückt,
Wie du nur willst, du Cor!"
Da macht' der Hofnarr ein betrübt Gesicht
Und sprach: „Ach, Herr, entbindet mich der Pflicht!
Ja, Serenissimus, ich seh es ein.
Ich kann nicht länger Euer Hofnarr sein.
Ich Hab' es eben schmerzlich erst erkannt,
Ihr habt viel größre Aarre» ja im Land.
Laßt Euch von denen gern zum Besten halten,
Und schickt zum Teufel mich, den Braven, Alten,
Der icb — ich Aarr! — die Wahrheit sagte Luch" —
Sprach's und ersoff sich in dem Lchloßparkteich