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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 31.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.8258#0379
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8551

RuWche Vorsicht.


Geld und Wertsachen werden den deutschen Gefangenen abgenommen,
da sie ihnen sonst gestohlen werden könnten.

KobeWäne.


Es füllen die harzigen Tannen
Die Stadt mit ihrem Duft,
Aus Kellern und Mansarden
Treibt er die muffige Luft.
Ich kenn' ihn als aller Schreiner
Vom Bcetterhobeln gut,
Wenn ich zum Sarge gestalte
Der Menschen letzte Hut.
Der Wettbewerb ist kommen,
Der Krieg macht's Handwerk hin.
Jetzt schlafen sie ohne Särge,
Ganz übel wird mir zu Sinn.

Laß' Frieden endlich werden, Damit in allen Ehren
Du lieber Weihnachtsmann, Das Handwerk leben kann.

Der versöhnlichste Mensch ist der Kriegsminister, — er streckt
jedem Parlament sofort die geöffnete Hand entgegen.

Du tust nicht wohl, wenn du auf Erden
Den besten Trost dir selber raubst.
Denn es wird sicher besser werden.
Wenn du nur selber daran glaubst.
Drum weis' von dir die finstern Mächte
Mit ihrer Nachtgedankensaat,
Glaubst du an deine eignen Rechte,
So ist das schon Befreiungstat.
Es ist eine auffallende Erscheinung in den Parlamenten, daß
auf der Linken gewöhnlich das Rechte vertreten wird.
Am treuesten ist uns immer der Hund, auf den wir gekommen
sind. Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

Lachsen im Schitzengraben.
Doch wenn de Ladschen er verlor
Un de Versiegung werd zuschanden,
Eommd desterwegen der kjumor
6 richd'gen Sachsen nich abhanden.
Da Hamm mir een dein Regiment),
K gleenes, quirlequidsches Luder,
Den jeder gerne had un gründ
Ms ä ganz ausgefeimten Bruder.
lvenn uns der Magen gnorren dad,
Er wutzde noch in jeden Falle
Für unfern großen kjunger Rad
Un stahl Ganinchen auß'm Schdalle.
Msmmer von Boome Blädder fraß,
So machde er sich uff die Fieße,
Un brachde balde — 's war ä Schbaß -
Uns Bellgardofseln als Gemüse.
Mer warn ämal in heechstcr Nod,
vor kjunger wusch man nich zu bleiwcn,
Ts fehlt) seid lange uns das Brod,
Da ging er aus was usfzudreiwen.
Un sieh, er hadde Glick wie doll,
Lrschepfd beinahe bis zum Oode,
Brachd' er ä ganze Riepe voll
Oe allerscheensten Gommißbrode.
Oer kjaubdmann, heernse, war endzickd,
Oer Leidnand had 'n fast verhimmelt),
Doch wie ins Brod mer neingeblickd,
Oa war das ganse Zeig verschimmelt).
Tr awwcr blieb gans unbewegt)
Un schbrach, de Klagen abzuwehren:
„Feld uniform had angelegt)
Vas Brod gans eefach uns zu Ehren."

Der Begriff „humane Kriegführung" läßt
sich folgendermaßen kennzeichnen: Man geht
sich zu Leibe mit der Waffe in der rechten
und mit dem Verbandzeug in der linken Hand.
Lieber Jacob!
Ebent erfahre ick aus de Zeiiung det uff-
rejcnde Ereignis, det de sämtlichen Mitjlieder
des in Paris residierenden edlen Hauses Roth-
schild ihre Adelsbriefe an dem österreichischen
Kaiser retour jeschickt haben. Ihre Milljonen
haben se leider behalten, obgleich se sich doch-
hatten sagen missen, det diese de Österreicher
am Ende noch lieber jewesen wären. Aber
man soll nich kleinlich sind, un wir wollen
dem juten Willen dankbar anerkennen, der sich
in die Retoursendung der Adelsbriefe aus-
sprechen tut. In de jejenwärtijen knappen
Zeiten muß man ebent mit allens vorlieb
nehmen, un schließlich is ooch det.Adelspapier
immer noch zu was zu brauchen, wenp et nich
rauh un hart is. So wird sich woll de letzte
scheene Erinnerung an dem Rothschildschen
Adel in Wien bald verwischt haben.
Wenn nu man bloß nich ooch de anderen
feindlichen Edeljeschlechter uff die Idee ver-
fallen, alle ihre heilijen Jieter, die aus Deitsch-
land oder Österreich stammen, uns retour zu
schicken! Denn wirdcn am Ende de Schwaben
de englische Kcenijin un de Hessen de russische
Kaiserin als Erzeignisse ihrer Länder wieder
zurncknehmen missen.
Aber jefnßt muß man heitzutage uff allens
sind un wundern derf man sich über jarnischt

mehr. Denn in sonn Weltkrieg kommen de
Leite uff de schenialsten Jedanken. Wat sagste
zum Beispiel zu den Plan, det de Franzosen
Albert'n von Beljien zum Keenig vonJerusalem
machen wollen? De Stelle is ja an sich nich
schlecht un wat der verflossene Salomon war,
der hat sich mit seine dauseud Frauen in
Jerusalem villeicht noch besser amisiert wie
Albert'n sein Vorsänger Cleopold mit seine
paar Dutzend in Belgien. Aber der Haken is
bloß der, det de Franzosen ieber det König-
reich Jerusalem leider ebentsowenig zu ver-
siegen haben wie über det Keenigreich Beljien,
un ick jloobe, det et praktischer is, mit de Ver-
teilung von eroberte Kronen wenigstens so
lange zu warten, bis man se sicher in de Tasche
stechen hat.
Wenn man Jejenstände verschenken derfte,
die man nich besitzen tut, denn kennte ick meine
Familje ooch dies Jahr 'n scheenen Weihnachten
uffbauen. Aber so wird det Verjniejen leider
etivas klaterig ausfallen, un ivir wollen zu-
frieden sind, ivenn wir zu Neujahr de Miete
zusammen haben. Aber wat helft det Klagen?
Et muß allens mit juten Humor überstanden
werden, un nächstes Jahr um diese Zeit sind
de Schitzenjraben im Osten un im Westen
hoffentlich alle längst zugeschittet, un ivir ken-
nen uns eenen Weihnachtsboom leisten, an
dem ick alle die Hallunken hängen sehen mechte,
die de Schuld an diesen Krieg tragen!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreür Jotthilf Nauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links-
 
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