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IlllUta im Dalles.
Und wenn ich nun kein Geld nicht Hab',
Dann häng ich um den Bettelsack. (Alles Volkslied.)
6^ Dobelfpäne. eT
Zu Neujahr wünscht sich jedermann
Das, was er gut gebrauchen kann,
Der eine dies, der andre das.
Kurzum, ein jeder wünscht sich >vas.
Vor allem wünsch' ich unfern Sieg,
Damit zu Ende geht der Krieg,
Daß Heimkehr unser»» tapfer» Heer
Beschert »vird und noch manches mehr.
Die Kriegsnrheber, frei und frank,
Wünsch' ich mir auf die Prügelbank,
Und »nenn sie ivie besessen schrei»,
Ich »valkte sie gehörig ein.
Unser» früheren Reichskanzlern sind merkwürdige Schicksale beschie-
dcn — Büloiv kommt nach Ron», während Bismark nur bis Kanossa
gelangen konnte. ,
„Der Güter höchstes dürfen lvir verteid'gen
Gegen Geivalt, ivir stehn für unser Land,
Wir stehn für unsre Weiber, unsre Kinder",
So steht's im „Tell"; ist's anders jetzt geworden?
Nein, heute noch »vie damals gilt das Wort,
Selbst ivenn's die Schweizer zil bestreiteli »vage».
In Deutschland »verden Höchstpreise für Lebensmittel festgesetzt,
in Rußland Tiefstpreise für Menschenleben.
Die Tage nehmen jetzt »vieder zu und damit auch die Aussichten
auf Frieden, internationale Verbrüderung und lohnende Arbeit, ivas
ich allen Lesern des Wahren Jacob von ganzem Herzen »vünsche.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Silvester-Gedanken.
Wie Ivir's gewohnt sind, also haben
Wir auch in dieser Neujahrsnacht
Klug und gewissenhaft crivogen.
Was das verfloff'nc Jahr gebracht;
Wohl gab es auch, — »ver mischt'cs leugnen? —
Zn dieser abgelaufcnen Zeit
Soivohl im Westen »vie im Osten
Gar manchen Grund zur Fröhlichkeit.
Doch leider Gottes gibt's ans Erde»
Kein wandclloscs Gluck, und oft.
Wenn man in Sicherheit fich »bieget.
Kommt alles anders, als man hofft.
Im Osten ballten stch die Wolke»,
And plötzlich, eh' man stch's versah.
Verfinsterte sich rings der Himmel
And war das Angcivitter da.
Auf unsres deutschen MichelS Haupte
In dichten Strömen fuhr's herab.
And alle guten Freunde gaben
Bei ihm Visttenkarte» ab.
Auch nahte» viele edlen Recken
Aus Afrikas und Asiens Flur,
Am gegen Deutschland zn beschützen
Die europäische Kultur.
And anch die Freiheit galt's zu retten.
Sie ist des Menschen höchster Schatz —
Für diesen Zweck erschien besonders
Der Russe an dem rechten Platz.
Doch Michel liest stch nicht verblüffen,
Gr spuckt' beherzt sich in die Hand
And zog hinaus nach Ost und Westen
Zum Schutz fürs deutsche Vaterland.
Roch heute steht er dort gerüstet.
Feldgrau ist immer noch sein Kleid,
And fühlt fich an der Jahreswende
Als Zeuge einer grosse» Zeit.
Jedoch, trotz aller Siegcssreude»,
Fragt er mit stiller Sehnsucht r Wann
Erscheint der Tag, da ich den „Jacob"
In Friede» wieder lesen kan»? Tobias.
Lieber Jacob!
Ick jratuliere Dir sehr, zn das »ene Jahr
iln »vinsche Dir allens, »vnt de Zensur effent-
lieh zu »vinsche» erlaubt. Also mit een Wort:
Prost Neujahr!
Uff dem Weltkrieg scheint der Jahresivechsel
keencn jrvßen Einfluß »ich ausjeiebt zu haben.
Wat de Russen sind, die »varen schon janz fest
entschlossen jeivesen, Silvester hier in Berlin
zu feiern, aber »in sichren se in Polei» immer
noch een in jede Hinsicht lausiges Dasein;
denn alle russeschen Jeneräle jetzt et jenau so
ivie Rennenkampf'n: »ven» se uff't Schlacht-
feld cintreffen, denn missen se rejelmäßig zu
ihren Bedauern seststellen, bet de Deitschen
»vieder mal frieher uffjestanden »varen. In
eene schwierije stratejische Lage sind se ja drinne,
det muß man sie zu ihre Entschuldijung jut un
jerne zujestehen. In Petersburg, von »vo det
ruffesche Heer seine allerheechsten Befehle ein-
fangen tut, soll sich nämlich de rejierende Jroß-
firstenpartei in zwee Lager jespalten haben. De
eenen sind mehr for Sliivowitz un »vollen, det
zuerst Wien erobert »vird, in» de ander» schivar-
men entschiede» for Jilka un streben desivejen
nach Berlin. Unter diesen Ziviespalt dermille-
täreschen Jrundanschauungen hat de russesche
Arineefiehrung schlver zu leiden. Denn an eene»»
Dage heestt et: 9iin nach Österreich! U» »ven»
se denn ebent anjefangen haben, in Jnlizien
ihre Kloppe zn besehen, denn heeßt uff eeninal
de Parole: Ihr sollt euch det Jackenfett in
Preißen holen! So jetzt det ejal hin un her,
un de Franzosen, die schon seit simf Monaten
verjeblich uff dem versprochenen jroßen russe-
schen Sieg lauern, fängt die Schose nachjerade
an langstielig zu »verde».
Dajejen sind de Engelländer noch »ininer
knollig bei de Sache, un zivar haben se sich
entschlossen, de Kriegsfiehrung jetz »ff homöo-
patheschen Weje zu betreiben. Da der janze
Kampf nach ihre Meinung jejen dem deitschen
Milletarismns jerichtet is, so »vollen se dem-
entsprechend jetz ooch bei sich zu Hause dem
Milletarismus einfiehren, un »veil de homöo-
patheschen Medizinen in »neejlichst kleene Dosen
verabreicht zn »verden flejen, so haben se jetz
bei ihre Aushebungen det Mindestmaß sor de
Jreeße der Rekruten erheblich herunterjesetzt
un riehmen de Vorzieje der janz kleenen Sol-
daten, »veil die dem Feind een unsicheres Ziel
bieten, beim Transport »venijer Platz un bei
de Ausristung »venijer Stoff zn de Uniformen
nn »venijer Leder zu de Stieseln brauchen.
Ooch fressen se »ich so ville »vie de langen
L»»latsche. Det is allens janz richtig, aber
eenen Haken hat die Sache doch, nämlich in-
dem de kleenen Soldaten kirzere Beene haben
als »vie de langen, un deshalb ihre Erfolje
bei's Ausreißen ville jeringer sind.
Soville sor heile ieber de eiropäische Kriegs-
lage, mit die »vir uns ja ooch in'l »eie Jahr
»voll noch'ne Weile »verden beschäftijen missen.
Det soll sehr bildend sind for den» mensch-
lichen Charakter, un interessant un ieberhaupt
een erhebendes Bcivußtsein. Liber ick kann
sagen: ejal Weltjeschichte is ooch nich det
»vahre, un desivejen sehne ick mir zur Ab-
»vechselung mal »vieder nach'»» birken Friedens-
schluß, obivohl ick mir diesen Zustand eejent-
lich janich mehr recht vorstellen kann.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an '»» Jörlitzer Bahnhof jleich links.
IlllUta im Dalles.
Und wenn ich nun kein Geld nicht Hab',
Dann häng ich um den Bettelsack. (Alles Volkslied.)
6^ Dobelfpäne. eT
Zu Neujahr wünscht sich jedermann
Das, was er gut gebrauchen kann,
Der eine dies, der andre das.
Kurzum, ein jeder wünscht sich >vas.
Vor allem wünsch' ich unfern Sieg,
Damit zu Ende geht der Krieg,
Daß Heimkehr unser»» tapfer» Heer
Beschert »vird und noch manches mehr.
Die Kriegsnrheber, frei und frank,
Wünsch' ich mir auf die Prügelbank,
Und »nenn sie ivie besessen schrei»,
Ich »valkte sie gehörig ein.
Unser» früheren Reichskanzlern sind merkwürdige Schicksale beschie-
dcn — Büloiv kommt nach Ron», während Bismark nur bis Kanossa
gelangen konnte. ,
„Der Güter höchstes dürfen lvir verteid'gen
Gegen Geivalt, ivir stehn für unser Land,
Wir stehn für unsre Weiber, unsre Kinder",
So steht's im „Tell"; ist's anders jetzt geworden?
Nein, heute noch »vie damals gilt das Wort,
Selbst ivenn's die Schweizer zil bestreiteli »vage».
In Deutschland »verden Höchstpreise für Lebensmittel festgesetzt,
in Rußland Tiefstpreise für Menschenleben.
Die Tage nehmen jetzt »vieder zu und damit auch die Aussichten
auf Frieden, internationale Verbrüderung und lohnende Arbeit, ivas
ich allen Lesern des Wahren Jacob von ganzem Herzen »vünsche.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Silvester-Gedanken.
Wie Ivir's gewohnt sind, also haben
Wir auch in dieser Neujahrsnacht
Klug und gewissenhaft crivogen.
Was das verfloff'nc Jahr gebracht;
Wohl gab es auch, — »ver mischt'cs leugnen? —
Zn dieser abgelaufcnen Zeit
Soivohl im Westen »vie im Osten
Gar manchen Grund zur Fröhlichkeit.
Doch leider Gottes gibt's ans Erde»
Kein wandclloscs Gluck, und oft.
Wenn man in Sicherheit fich »bieget.
Kommt alles anders, als man hofft.
Im Osten ballten stch die Wolke»,
And plötzlich, eh' man stch's versah.
Verfinsterte sich rings der Himmel
And war das Angcivitter da.
Auf unsres deutschen MichelS Haupte
In dichten Strömen fuhr's herab.
And alle guten Freunde gaben
Bei ihm Visttenkarte» ab.
Auch nahte» viele edlen Recken
Aus Afrikas und Asiens Flur,
Am gegen Deutschland zn beschützen
Die europäische Kultur.
And anch die Freiheit galt's zu retten.
Sie ist des Menschen höchster Schatz —
Für diesen Zweck erschien besonders
Der Russe an dem rechten Platz.
Doch Michel liest stch nicht verblüffen,
Gr spuckt' beherzt sich in die Hand
And zog hinaus nach Ost und Westen
Zum Schutz fürs deutsche Vaterland.
Roch heute steht er dort gerüstet.
Feldgrau ist immer noch sein Kleid,
And fühlt fich an der Jahreswende
Als Zeuge einer grosse» Zeit.
Jedoch, trotz aller Siegcssreude»,
Fragt er mit stiller Sehnsucht r Wann
Erscheint der Tag, da ich den „Jacob"
In Friede» wieder lesen kan»? Tobias.
Lieber Jacob!
Ick jratuliere Dir sehr, zn das »ene Jahr
iln »vinsche Dir allens, »vnt de Zensur effent-
lieh zu »vinsche» erlaubt. Also mit een Wort:
Prost Neujahr!
Uff dem Weltkrieg scheint der Jahresivechsel
keencn jrvßen Einfluß »ich ausjeiebt zu haben.
Wat de Russen sind, die »varen schon janz fest
entschlossen jeivesen, Silvester hier in Berlin
zu feiern, aber »in sichren se in Polei» immer
noch een in jede Hinsicht lausiges Dasein;
denn alle russeschen Jeneräle jetzt et jenau so
ivie Rennenkampf'n: »ven» se uff't Schlacht-
feld cintreffen, denn missen se rejelmäßig zu
ihren Bedauern seststellen, bet de Deitschen
»vieder mal frieher uffjestanden »varen. In
eene schwierije stratejische Lage sind se ja drinne,
det muß man sie zu ihre Entschuldijung jut un
jerne zujestehen. In Petersburg, von »vo det
ruffesche Heer seine allerheechsten Befehle ein-
fangen tut, soll sich nämlich de rejierende Jroß-
firstenpartei in zwee Lager jespalten haben. De
eenen sind mehr for Sliivowitz un »vollen, det
zuerst Wien erobert »vird, in» de ander» schivar-
men entschiede» for Jilka un streben desivejen
nach Berlin. Unter diesen Ziviespalt dermille-
täreschen Jrundanschauungen hat de russesche
Arineefiehrung schlver zu leiden. Denn an eene»»
Dage heestt et: 9iin nach Österreich! U» »ven»
se denn ebent anjefangen haben, in Jnlizien
ihre Kloppe zn besehen, denn heeßt uff eeninal
de Parole: Ihr sollt euch det Jackenfett in
Preißen holen! So jetzt det ejal hin un her,
un de Franzosen, die schon seit simf Monaten
verjeblich uff dem versprochenen jroßen russe-
schen Sieg lauern, fängt die Schose nachjerade
an langstielig zu »verde».
Dajejen sind de Engelländer noch »ininer
knollig bei de Sache, un zivar haben se sich
entschlossen, de Kriegsfiehrung jetz »ff homöo-
patheschen Weje zu betreiben. Da der janze
Kampf nach ihre Meinung jejen dem deitschen
Milletarismns jerichtet is, so »vollen se dem-
entsprechend jetz ooch bei sich zu Hause dem
Milletarismus einfiehren, un »veil de homöo-
patheschen Medizinen in »neejlichst kleene Dosen
verabreicht zn »verden flejen, so haben se jetz
bei ihre Aushebungen det Mindestmaß sor de
Jreeße der Rekruten erheblich herunterjesetzt
un riehmen de Vorzieje der janz kleenen Sol-
daten, »veil die dem Feind een unsicheres Ziel
bieten, beim Transport »venijer Platz un bei
de Ausristung »venijer Stoff zn de Uniformen
nn »venijer Leder zu de Stieseln brauchen.
Ooch fressen se »ich so ville »vie de langen
L»»latsche. Det is allens janz richtig, aber
eenen Haken hat die Sache doch, nämlich in-
dem de kleenen Soldaten kirzere Beene haben
als »vie de langen, un deshalb ihre Erfolje
bei's Ausreißen ville jeringer sind.
Soville sor heile ieber de eiropäische Kriegs-
lage, mit die »vir uns ja ooch in'l »eie Jahr
»voll noch'ne Weile »verden beschäftijen missen.
Det soll sehr bildend sind for den» mensch-
lichen Charakter, un interessant un ieberhaupt
een erhebendes Bcivußtsein. Liber ick kann
sagen: ejal Weltjeschichte is ooch nich det
»vahre, un desivejen sehne ick mir zur Ab-
»vechselung mal »vieder nach'»» birken Friedens-
schluß, obivohl ick mir diesen Zustand eejent-
lich janich mehr recht vorstellen kann.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an '»» Jörlitzer Bahnhof jleich links.