° 8867
Die fettfrage.
„Wenn de Engellliners, de Franzosen, de Russen und Italieners von uns
soveel Fett aflriegen, — dann is't feen Wunner, bat Fett
langsam bür worn is.
?5S iiobelfpä
Ein strenger
Und Ififst die ©it.
Und unter seiner har.
Maß manches Leben nnte.^
Sein Pferd ist weiß, sein Haar ist weeo,
Er bändigt See und Land und Tann,
Und alles starrt ans sein Geheiß.
Es triumphieret der Tyrann.
Doch eine holde Hoffnung läßt
In trübe Kammern helles Licht:
's ist kein Tyrannenthron so fest.
Daß er nicht mal zusammenbricht!
Früher hat man den König Ferdinand von Bulgarien oft wegen
seiner großen Nase verulkt. Jetzt sieht man, daß er doch den richtigen
„Riecher" gehabt hat. „
Hoffentlich achtet man an den fleischlosen Tagen in den Botanischen
Gärten darauf, daß sich auch die fleischfressenden Pflanzen keiner Ge-
setzesverletzuugen schuldig machen.
Der englische Schatzsekretär hat seinen Landsleuten prophezeit, daß
sie SO Prozent ihres Einkommens als Steuer würden abgeben müssen.
Wenn noch die letzten SO Prozent eingezogen werden, dürste die
Friedensliebe auch in England mächtig zunehmen.
Seit fast zweitausend Jahren läuten die Glocken zu Weihnacht ihr
„Friede auf Erden". Da aber niemals Friede auf Erden war, könnte
die Kirche doch eigentlich die zwecklose Arbeit einstellen — --
Jemand sandte ein Weihuachtspaket ins Feld mit der Aufschrift:
Fröhliche Weihnachten! Es kam zurück mit der Antwort: „Annahme
verweigert, da unausführbar."
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Der mißvergnügte Aktionär.
Loffnungsfreudig schlug mein Lerze,
Als der schöne Krieg begann.
Denn in Rüstungswerken legt' ich
Alle meine Gelder an:
Über meinem Laupte sah ich
Gold'nen Segen ausgestreut
And genoß in vollen Zügen
Glückbeseelt die große Zeit.
Tapfer schwang ich meine Schere,
Niedersäbelnd den Kupon,
„Deutschland über alles" singend
Trug ich den Gewinn davon.
And mit stolzem Mut erfüllte
Mich der deutschen Waffen Sieg,
Weil bei jeder frohen Meldung
Meine Dividende stieg.
Nun hat alles das ein Ende:
Äelfferich rafft jetzt dahin
Mittels seiner schnöden Steuer
Meinen schönsten Kriegsgewinn;
Lins des gold'nen Segens Äälfte
Lat er schon die Land gelegt —
And wer kennt die düstern Pläne
Die er noch im Busen hegt?
Meine Wertpapiere schlummern
Anbeachtet im Regal:
Ob sie fallen oder steigen.
Ist mir schnuppe und egal!
Ach, geraubt ward und gemordet.
Was bisher mein Lerz erfreut--
Jeden weitern Reiz verloren
Lat für mich die große Zeit! Arminius.
Lieber Jacob!
BorigtesJahr hatte ick zu Weihnachten keenen
Boom nich uffstellen können, weil ick mir zu
spät uff'n Markt bejeben hatte, un die for die
schäbijen Restbestände jeforderten Liebhaber-
preise damals so ausverschämt waren, det ick
ihnen nich erschwingen konnte. Diesmal aber
saften mir meine Jingsten feste uff de Pelle,
u» schon seit Ostern haben se mir jeden Abend
ermahnt: „Vater, det du man ja nich dem
Weihnachtsboom verjißt!" Also machte ick mir
mit de beste Absichten rechtzeitig uff de Socken
un habe ooch noch sonn kleenes Beemken er-
jattert. Nu wollte ick aber ooch 'n paar Je-
schenke for meine Lieben koofen, aber da is et
mir schauderös erjangen. Jn'n ersten Laden
fragt mir der junge Mann: „Schöne Christ-
baumständer jefüllig? Wir haben hier reizende
Neuheiten in Form von Artilleriegeschossen,
passend für jede Baumgröße, vom leichten
Feldgeschütz bis zur dicken Berta." Ick jehe
iil eenen zweiten Laden. „Allerliebster Christ-
baumschmuck," sagt die Verkäuferin, „ebent
einjetroffen: kleine Schrapnelle, kleine Mörser-
granaten, russische, französische, englische, bel-
gische Soldatenpuppen; werden am Halse an
den Baum gehängt." „Danke," sage ick, „is
mir for det Fest der Liebe nich stimmungsvoll
jenug! Aber haben Se villeicht'n paar natur-
jetreue Stinkbomben oder abjesügte Arme, Beene
und andere Gliedmaßen aus Marzipan? Die
könnten mir reizen." In 'n nächsten Laden
verlange ick nach 'ne Grammophonplatte, die
sich meine Drittjingste for ihren Quietschtrich-
ter jewunschen hat. „Bitte nur zu wählen!"
heeßt et da, „allerjrößte Auswahl: Haßgesang
auf England, Hohngesang auf Frankreich,
Spottgesang auf Rußland-" „Haben Se
nischt anderes?" unterbreche ick ihm. „Be-
daure unendlich," zuckt er mitleidig mit de
Schultern, „wir führen nur wirklich aktuelle
Weihnachtsartikel!" Nu packle mir aber een
injrimmijer Humor, un ick schob in de nechste
Ladeutüre. Et war 'ne Naturaljenhandlung.
„Meene Kleene is ihr Karnaljenvogel jestor-
ben", sage ick mit harmlose Miene, „un ick
suche wieder wat Jemietanrejendes for ihren
leeren Bauer. Haben Se villeicht 'n kleenen
zahmen Kosaken? Aber et muß 'ne Sie sind,
weil meine Frau det Singen nich vertragen
kann." De Ladenjungfrau flichtete sich krei-
schend hinter dem Ladentisch un verbarrika-
dierte sich mit zwee Papajeienkäfige. Se dachte,
ick wäre aus Wittenau entsprungen. Ick be-
freite ihr von ihre Angstzustände un jondclte
in een benachbartes Wäschcjeschäft. „Ick suche
'ne Jalanterieware for meine Jattin zu Weih-
nachten," sage ick, „könnte ick villeicht 'n zeit-
jemüßes Paar warme Hosen kriejen, Kaliber
Hundertfimfunsiebzig, kugelsicher mit Jasschutz-
maske?" Der Mann war aber leider jnrnich
ängstlich, sondern wunkte seinen Helfershelfer,
un mit zwee Jriffe befand ick mir vor de Diere!
Nu habe ick uff de weitere Suche verzichtet
un behänge dem Boom janz eenfach mit een
Dutzend Katoffcln in Joldschaum. Det is och
wat Aktuelles, wat Nahrhaftes un wat sehr
Kostbares.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße un
verjniegte Feierdage Dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Die fettfrage.
„Wenn de Engellliners, de Franzosen, de Russen und Italieners von uns
soveel Fett aflriegen, — dann is't feen Wunner, bat Fett
langsam bür worn is.
?5S iiobelfpä
Ein strenger
Und Ififst die ©it.
Und unter seiner har.
Maß manches Leben nnte.^
Sein Pferd ist weiß, sein Haar ist weeo,
Er bändigt See und Land und Tann,
Und alles starrt ans sein Geheiß.
Es triumphieret der Tyrann.
Doch eine holde Hoffnung läßt
In trübe Kammern helles Licht:
's ist kein Tyrannenthron so fest.
Daß er nicht mal zusammenbricht!
Früher hat man den König Ferdinand von Bulgarien oft wegen
seiner großen Nase verulkt. Jetzt sieht man, daß er doch den richtigen
„Riecher" gehabt hat. „
Hoffentlich achtet man an den fleischlosen Tagen in den Botanischen
Gärten darauf, daß sich auch die fleischfressenden Pflanzen keiner Ge-
setzesverletzuugen schuldig machen.
Der englische Schatzsekretär hat seinen Landsleuten prophezeit, daß
sie SO Prozent ihres Einkommens als Steuer würden abgeben müssen.
Wenn noch die letzten SO Prozent eingezogen werden, dürste die
Friedensliebe auch in England mächtig zunehmen.
Seit fast zweitausend Jahren läuten die Glocken zu Weihnacht ihr
„Friede auf Erden". Da aber niemals Friede auf Erden war, könnte
die Kirche doch eigentlich die zwecklose Arbeit einstellen — --
Jemand sandte ein Weihuachtspaket ins Feld mit der Aufschrift:
Fröhliche Weihnachten! Es kam zurück mit der Antwort: „Annahme
verweigert, da unausführbar."
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Der mißvergnügte Aktionär.
Loffnungsfreudig schlug mein Lerze,
Als der schöne Krieg begann.
Denn in Rüstungswerken legt' ich
Alle meine Gelder an:
Über meinem Laupte sah ich
Gold'nen Segen ausgestreut
And genoß in vollen Zügen
Glückbeseelt die große Zeit.
Tapfer schwang ich meine Schere,
Niedersäbelnd den Kupon,
„Deutschland über alles" singend
Trug ich den Gewinn davon.
And mit stolzem Mut erfüllte
Mich der deutschen Waffen Sieg,
Weil bei jeder frohen Meldung
Meine Dividende stieg.
Nun hat alles das ein Ende:
Äelfferich rafft jetzt dahin
Mittels seiner schnöden Steuer
Meinen schönsten Kriegsgewinn;
Lins des gold'nen Segens Äälfte
Lat er schon die Land gelegt —
And wer kennt die düstern Pläne
Die er noch im Busen hegt?
Meine Wertpapiere schlummern
Anbeachtet im Regal:
Ob sie fallen oder steigen.
Ist mir schnuppe und egal!
Ach, geraubt ward und gemordet.
Was bisher mein Lerz erfreut--
Jeden weitern Reiz verloren
Lat für mich die große Zeit! Arminius.
Lieber Jacob!
BorigtesJahr hatte ick zu Weihnachten keenen
Boom nich uffstellen können, weil ick mir zu
spät uff'n Markt bejeben hatte, un die for die
schäbijen Restbestände jeforderten Liebhaber-
preise damals so ausverschämt waren, det ick
ihnen nich erschwingen konnte. Diesmal aber
saften mir meine Jingsten feste uff de Pelle,
u» schon seit Ostern haben se mir jeden Abend
ermahnt: „Vater, det du man ja nich dem
Weihnachtsboom verjißt!" Also machte ick mir
mit de beste Absichten rechtzeitig uff de Socken
un habe ooch noch sonn kleenes Beemken er-
jattert. Nu wollte ick aber ooch 'n paar Je-
schenke for meine Lieben koofen, aber da is et
mir schauderös erjangen. Jn'n ersten Laden
fragt mir der junge Mann: „Schöne Christ-
baumständer jefüllig? Wir haben hier reizende
Neuheiten in Form von Artilleriegeschossen,
passend für jede Baumgröße, vom leichten
Feldgeschütz bis zur dicken Berta." Ick jehe
iil eenen zweiten Laden. „Allerliebster Christ-
baumschmuck," sagt die Verkäuferin, „ebent
einjetroffen: kleine Schrapnelle, kleine Mörser-
granaten, russische, französische, englische, bel-
gische Soldatenpuppen; werden am Halse an
den Baum gehängt." „Danke," sage ick, „is
mir for det Fest der Liebe nich stimmungsvoll
jenug! Aber haben Se villeicht'n paar natur-
jetreue Stinkbomben oder abjesügte Arme, Beene
und andere Gliedmaßen aus Marzipan? Die
könnten mir reizen." In 'n nächsten Laden
verlange ick nach 'ne Grammophonplatte, die
sich meine Drittjingste for ihren Quietschtrich-
ter jewunschen hat. „Bitte nur zu wählen!"
heeßt et da, „allerjrößte Auswahl: Haßgesang
auf England, Hohngesang auf Frankreich,
Spottgesang auf Rußland-" „Haben Se
nischt anderes?" unterbreche ick ihm. „Be-
daure unendlich," zuckt er mitleidig mit de
Schultern, „wir führen nur wirklich aktuelle
Weihnachtsartikel!" Nu packle mir aber een
injrimmijer Humor, un ick schob in de nechste
Ladeutüre. Et war 'ne Naturaljenhandlung.
„Meene Kleene is ihr Karnaljenvogel jestor-
ben", sage ick mit harmlose Miene, „un ick
suche wieder wat Jemietanrejendes for ihren
leeren Bauer. Haben Se villeicht 'n kleenen
zahmen Kosaken? Aber et muß 'ne Sie sind,
weil meine Frau det Singen nich vertragen
kann." De Ladenjungfrau flichtete sich krei-
schend hinter dem Ladentisch un verbarrika-
dierte sich mit zwee Papajeienkäfige. Se dachte,
ick wäre aus Wittenau entsprungen. Ick be-
freite ihr von ihre Angstzustände un jondclte
in een benachbartes Wäschcjeschäft. „Ick suche
'ne Jalanterieware for meine Jattin zu Weih-
nachten," sage ick, „könnte ick villeicht 'n zeit-
jemüßes Paar warme Hosen kriejen, Kaliber
Hundertfimfunsiebzig, kugelsicher mit Jasschutz-
maske?" Der Mann war aber leider jnrnich
ängstlich, sondern wunkte seinen Helfershelfer,
un mit zwee Jriffe befand ick mir vor de Diere!
Nu habe ick uff de weitere Suche verzichtet
un behänge dem Boom janz eenfach mit een
Dutzend Katoffcln in Joldschaum. Det is och
wat Aktuelles, wat Nahrhaftes un wat sehr
Kostbares.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße un
verjniegte Feierdage Dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.