—• 9453
Im Tirpitzheim
batiin verschicken zu können!"
m ftobelfpäne. iT
Heydebrand aus dem Borussenland
Rannte voll Rauflust und wutentbrannt
Wider das neue Wahlrecht.
Heydebrand ist nur klein von Gestalt
Aber groß ist des Maules Gewalt
Des „ungekrönten Königs".
Ingrimmig rollte der Stimme Klang,
Der Erde wurde es angst und bang
Und die Luft bekam Löcher.
Heydebrand, sei doch nicht ganz verrannt.
Du hast den Ernst der Zeit nie gekannt.
Von Pappe ist ja dein Schwert!
*
Herr von Oldenburg-Januschau will einen Reichskanzler, auf den
geschossen wird, der aber auch schießen läßt. Wenn Herr von Olden-
burg nur nicht selbst dabei getroffen wird, es wäre jammerschade
um dies alldeutsche Kabinettstück.
Man hört jetzt viel von Amnestie
Für alle politischen Sünder,
Jawohl, man hört recht viel davon.
Doch glauben daran nur Kinder.
*
Nachdem ich auf Befehl meiner Frau nur noch in den unbewohnten
Räumen des Hauses meinen Wald- und Wiesenkanaster rauche, habe
ich festgestellt, daß sämtliche Ratten, Mäuse und Kakerlaken bei uns
verschwunden sind.
, • Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Fleisch-Ersatz.
Reicht die Fleijchkarte nicht aus,
Schafft das keinen Kummer,
Ejat man - Unstern nur zu Haus
fflöer Krebs und Hummer.
Und die gütige Natur
Schuf für solche Fälle
— Freilich für den Neichen nur -
Oie Gebirgs-Forelle.
Wird Filet und Beefsteak rar,
Läßt es sich entbehren;
Kann uns doch der Kaviar
Sanften Trost gewähren.
Hecht und Nheinsalm plätschern frisch
In dem deutschen Wasser -
Balde schmücken sie den Tisch,
Gut gespickt, dem Prasser.
Ja, es macht noch manchen satt,
Nlancher Happen-Pappen.
Wenn man nur — recht Kleingeld hat
Und auch braune Lappen! L
Aus einer Rede
des Freiherr« v. Oldenburg-Januschau.
„Meine Herren! (Allseitig«?, Bravo y Wir sind
allemal diejenigen, welche. (Stürmisches Hände-'
hatschen.) Voltsstimme — Rindviehs Stimme.
(Tosender Beifall.) Meine Herren! (Hurra!) Die
Hauptsache ist, daß wir schreien (Beifall wächst
zum Orkan) und daß wir schießen. (Minutenlanges
Händeklatschen.) Natürlich nicht auf den Feind,
denn der schießt zurück. (Der Redner wird um-
armt und beglückwünscht/!"
Lieber Jacob!
Der Frieden rieft uns unwiderstehlich immer
näher uff'n Leib un selbst de Vaterlandspartei
wird Deitschland nich mehr lange vor ihn
schitzen kennen. De opferfreidije Landivirtschaft
trauert schon von wejen den bevorstehenden
Abjang der russeschen Kriegsjefangenen un de
Armeelieferanten bestreien ihr Haupt mit Asche,
von die se ja im Laufe der jroßen Zeit 'n je-
niejenden Vorrat anjesammelt haben. Det
iebrije dankbare Vaterland aber ristet sich zum
Empfange des siegreichen Heeres un in Berlin
werden mit Jenehmijung der hohen Obrigkeit
schon de Dach- un Kellerreime instand jesetzt,
um de heimkehrenden Kriejer een idyllisches
Obdach zu jewähren. Die Fliejer kommen unten
in'n Keller un die Mannschaften aus de Tiefe
der Schitzenjräben werden oben in de Dächer
einquartiert: denn Abwechslung erhöht de
Freuden des Lebensjenusses.
Ratierlich jibt et ooch hier wieder landes- -
verräterische Nörjler, die mit dieses Arrange-
ment nich zufrieden sind un wahrheitswidrig
behaupten, man derfe unsere braven Feldjrauen
nach de ieberstandenen Feldzugsstrapazen nich
in jesundheitsschädliche Wohnungen unter-
bringen.
Diese janz jewisseulosen Hetzer, die jeden-
falls von de Entente bestochen sind, iebersehen
zwee sehr wichtije Punkte. Nämlich erstens,
det de ausjedienten Kombattanten jejeu de
Unbilden des Daseins so abjehärtet sind, det
man se jetrost einije Unbequemlichkeiten zu-
muten darf, die uff die an Fettherz un ähn-
liche nuabkemmliche Krankheiten leidenden
Kriegsjewinnler eenfach tötlich wirken wirden.
Un ziveetens denken de Nörjler nich daran,
det in Berlin ebent keene andere Bleibe nich
zur Verfügung stehen tut. Wat de besseren
Wohnjelejenheiten sind, die haben unsre ver-
dienstvollen Kriegsjesellschaften längst mit Be-
schlag belegt, un ooch hier macht sich sojar
schon een empfindlicher Mangel an Platz be-
merkbar.
De Direxionen von alle die verschiedenen
Reichskriegsversorjungs- un -versagungsstellen
kvissen nich mehr, wo se alle die Klubsessel
unlerbringen sollen, uff die ihre Beamtenschaft
zum Wohle des Vaterlandes ihre Dienststunden
absitzt. Alle feinen Hotels sind bereits aus-
jereimt un for diese nazjonale» Ziele iujerichtet.
Jetz hleiben bloß noch de Parlamentspaläste
iebrig, die allerdings vorläufig durch de Ver-
fassung geschitzt sind. Aber wenn det Ober-
kommando de betreffenden Parajrafen eenes
Tages uffhebt, denn kennte man ooch diese
Jebäude for Hetzers Zwecke auskoosen. Et soll
bereits der Plan bestehen — aber da derfste
nich drieber reden, verstehste —, de beiden
Häuser des Landtags der Metall- un der Je-
miesejesellschaft einzuräumen.
Jn't Abjeorntenhaus soll de Blechabteilung
un in't Herrenhaus de Kohlstelle unterjebracht
werden.
Anjesichts von diese bedrängte Verhältnisse
können unsere Feldjrauen am Ende noch
froh sind, wenn se mit ihre Familien in de
Berliner Keller un unter de Dächer Quartier
finden.
Womit ick verbleibe niit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Redattionsschlutz 4. März lyis.
Im Tirpitzheim
batiin verschicken zu können!"
m ftobelfpäne. iT
Heydebrand aus dem Borussenland
Rannte voll Rauflust und wutentbrannt
Wider das neue Wahlrecht.
Heydebrand ist nur klein von Gestalt
Aber groß ist des Maules Gewalt
Des „ungekrönten Königs".
Ingrimmig rollte der Stimme Klang,
Der Erde wurde es angst und bang
Und die Luft bekam Löcher.
Heydebrand, sei doch nicht ganz verrannt.
Du hast den Ernst der Zeit nie gekannt.
Von Pappe ist ja dein Schwert!
*
Herr von Oldenburg-Januschau will einen Reichskanzler, auf den
geschossen wird, der aber auch schießen läßt. Wenn Herr von Olden-
burg nur nicht selbst dabei getroffen wird, es wäre jammerschade
um dies alldeutsche Kabinettstück.
Man hört jetzt viel von Amnestie
Für alle politischen Sünder,
Jawohl, man hört recht viel davon.
Doch glauben daran nur Kinder.
*
Nachdem ich auf Befehl meiner Frau nur noch in den unbewohnten
Räumen des Hauses meinen Wald- und Wiesenkanaster rauche, habe
ich festgestellt, daß sämtliche Ratten, Mäuse und Kakerlaken bei uns
verschwunden sind.
, • Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Fleisch-Ersatz.
Reicht die Fleijchkarte nicht aus,
Schafft das keinen Kummer,
Ejat man - Unstern nur zu Haus
fflöer Krebs und Hummer.
Und die gütige Natur
Schuf für solche Fälle
— Freilich für den Neichen nur -
Oie Gebirgs-Forelle.
Wird Filet und Beefsteak rar,
Läßt es sich entbehren;
Kann uns doch der Kaviar
Sanften Trost gewähren.
Hecht und Nheinsalm plätschern frisch
In dem deutschen Wasser -
Balde schmücken sie den Tisch,
Gut gespickt, dem Prasser.
Ja, es macht noch manchen satt,
Nlancher Happen-Pappen.
Wenn man nur — recht Kleingeld hat
Und auch braune Lappen! L
Aus einer Rede
des Freiherr« v. Oldenburg-Januschau.
„Meine Herren! (Allseitig«?, Bravo y Wir sind
allemal diejenigen, welche. (Stürmisches Hände-'
hatschen.) Voltsstimme — Rindviehs Stimme.
(Tosender Beifall.) Meine Herren! (Hurra!) Die
Hauptsache ist, daß wir schreien (Beifall wächst
zum Orkan) und daß wir schießen. (Minutenlanges
Händeklatschen.) Natürlich nicht auf den Feind,
denn der schießt zurück. (Der Redner wird um-
armt und beglückwünscht/!"
Lieber Jacob!
Der Frieden rieft uns unwiderstehlich immer
näher uff'n Leib un selbst de Vaterlandspartei
wird Deitschland nich mehr lange vor ihn
schitzen kennen. De opferfreidije Landivirtschaft
trauert schon von wejen den bevorstehenden
Abjang der russeschen Kriegsjefangenen un de
Armeelieferanten bestreien ihr Haupt mit Asche,
von die se ja im Laufe der jroßen Zeit 'n je-
niejenden Vorrat anjesammelt haben. Det
iebrije dankbare Vaterland aber ristet sich zum
Empfange des siegreichen Heeres un in Berlin
werden mit Jenehmijung der hohen Obrigkeit
schon de Dach- un Kellerreime instand jesetzt,
um de heimkehrenden Kriejer een idyllisches
Obdach zu jewähren. Die Fliejer kommen unten
in'n Keller un die Mannschaften aus de Tiefe
der Schitzenjräben werden oben in de Dächer
einquartiert: denn Abwechslung erhöht de
Freuden des Lebensjenusses.
Ratierlich jibt et ooch hier wieder landes- -
verräterische Nörjler, die mit dieses Arrange-
ment nich zufrieden sind un wahrheitswidrig
behaupten, man derfe unsere braven Feldjrauen
nach de ieberstandenen Feldzugsstrapazen nich
in jesundheitsschädliche Wohnungen unter-
bringen.
Diese janz jewisseulosen Hetzer, die jeden-
falls von de Entente bestochen sind, iebersehen
zwee sehr wichtije Punkte. Nämlich erstens,
det de ausjedienten Kombattanten jejeu de
Unbilden des Daseins so abjehärtet sind, det
man se jetrost einije Unbequemlichkeiten zu-
muten darf, die uff die an Fettherz un ähn-
liche nuabkemmliche Krankheiten leidenden
Kriegsjewinnler eenfach tötlich wirken wirden.
Un ziveetens denken de Nörjler nich daran,
det in Berlin ebent keene andere Bleibe nich
zur Verfügung stehen tut. Wat de besseren
Wohnjelejenheiten sind, die haben unsre ver-
dienstvollen Kriegsjesellschaften längst mit Be-
schlag belegt, un ooch hier macht sich sojar
schon een empfindlicher Mangel an Platz be-
merkbar.
De Direxionen von alle die verschiedenen
Reichskriegsversorjungs- un -versagungsstellen
kvissen nich mehr, wo se alle die Klubsessel
unlerbringen sollen, uff die ihre Beamtenschaft
zum Wohle des Vaterlandes ihre Dienststunden
absitzt. Alle feinen Hotels sind bereits aus-
jereimt un for diese nazjonale» Ziele iujerichtet.
Jetz hleiben bloß noch de Parlamentspaläste
iebrig, die allerdings vorläufig durch de Ver-
fassung geschitzt sind. Aber wenn det Ober-
kommando de betreffenden Parajrafen eenes
Tages uffhebt, denn kennte man ooch diese
Jebäude for Hetzers Zwecke auskoosen. Et soll
bereits der Plan bestehen — aber da derfste
nich drieber reden, verstehste —, de beiden
Häuser des Landtags der Metall- un der Je-
miesejesellschaft einzuräumen.
Jn't Abjeorntenhaus soll de Blechabteilung
un in't Herrenhaus de Kohlstelle unterjebracht
werden.
Anjesichts von diese bedrängte Verhältnisse
können unsere Feldjrauen am Ende noch
froh sind, wenn se mit ihre Familien in de
Berliner Keller un unter de Dächer Quartier
finden.
Womit ick verbleibe niit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Redattionsschlutz 4. März lyis.