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Schlechter Äeiratsmarkt.
„Siehste, ich hab's ja gleich gesagt: hier beißt keiner an! In dem lausigen
Nest ist eine Filiale vom Ausknnftsbnreau!"
IfÄE'S
m hobelfpäne.
Kriegstreiber gibt es überall.
In Schwaben wie in Preußen,
In England, Frankreich wie in Rom,
Indes, was will das heißen?
Der Glaube an den Frieden wächst
Bei Weißen wie bei Roten;
Und sieh, die besten Treiber sind
Die hohen Steuerquoten.
Wer in der Welt zahlt Steuern gern?
Kein Bankier und. Minister, —
Sobald den Überfluß ihr greift,
Wird friedlich der Philister.
In Schlesien soll ein großer Magnat seine sämtlichen unbewohnten
Schlösser den Familien gefallener Krieger zur Verfügung gestellt haben.
Damit ist ein interessanter Beitrag zur Wohnungsnot gegeben.
Lord Courtney starb, doch hinterließ
Der Welt er ein Friedensbekenntnis,
Das klingt wie ein Posaunenschall
In unserer Zeiten Bedrängnis.
Er wünscht für England Männer her,
Gewissenhaft, treu und verständig,
Denn Frieden, nicht die Mordlust sei
Im Herzen der Menschheit lebendig.
Skoropadski hat drei deutsche Sozialdemokraten eingeladen, die
Zustände in der Ukraine zu untersuchen. Ick vermute von wegen bet
Nahrungsmittelexports. Ick wäre nu dafür, drei Frauen als Sach-
verständije zu senden, wobei ick meine Aujuste janz besonders empfohlen
haben will. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
schaffen: das ist erst di« richtige Höhe von die
kriegerische Lebensweisheit!" Ich konnte ihn
meine Zustimmung nicht vorenthalten und
freute mir sehr, wie er drei Tage später zum
wohlverdienten Gefreiten befördert und da-
durch meinesgleichen geworden war. Es sollte
mir wirklich nicht wundern, wenn er schließ-
lich doch noch dem Uour lg mörits bekommt!
In diese mögliche Erwartung grüße ich
Euch herzlichst als Euer dankbarer Sohn und
Gefreiter August Säge jun..
Garde-Grenadier.
Nach dem Wahlrechtskampf.
Nun hast du im Kampf mit der ganzen Welk
Mer Fahre schon dich geschlagen.
Du hast weit über die Grenzen hinaus
Die siegreichen Waffen getragen.
Und stromweis hast du vergossen dein Blut
In hundert siegreichen Schlachten;
Mein Volk, zu schützen das Heimatland,
Das war dein Dichten und Trachten!
Du fragtest nicht, wer alles drin wohnt,
Auch nicht nach den Mächten, den alten,
Die, wie in grauer und finsterer Zeit,
Dein Recht dir noch vorenthalten;
Du schütztest auch jene, die dich unterdrückt,
Gequält dich zu allen Zeiten,
Es mochte des Volkes großes Herz
So kleinlich nicht unterscheiden.
Doch als du siegreich dein Recht begehrt,
Da taten sie dir es verwehren;
Mit all den Sprüchen so öd und fad
Verwarfen sie dein Begehren;
Wohl sahen sie recht befriedigt zu,
Wie du dich für sie ließest morden,
Doch für das Wahlrecht, so sagten sie.
Seist du noch nicht reif geworden.
Tief hast du empfunden das schnöde Wort,
Doch fühlst du dich nicht bezwungen.
Und weiter wirst du führen den Kampf,
Bis du dein Recht dir errungen:
Den übermütigen Funkern wirst
Die Wahrheit du schon noch geigen,
Daß längst du reif geworden bist.
Das wirst du ihnen schon zeigen! H. Fi.
Lieber Jacob!
Fast vier Jahre dauert nu schon de jroße
Zeit, aber det dumme Volk is noch immer
nich hinter de Jeheimnisse von eene wirkungs-
volle Kriegsführung jekommen. Jeden Morjen
liest et im „Vorwärts" dem Jeneralstabsbericht
un erfährt mit stolze Freide von de neiesten
Sieje, Vormärsche, Eroberungen und Beute-
ziffern, un ab un zu bejlickt ihm ooch de
frohe Kunde von eenen soebent abjeschlossenen
Friedensvertrag jejen irjendeenen jlorreich
niederjerungenen Feind, wo man sich denn
aus de amtlichen Berichte ieberzeijen kann,
mit wat for ’n jewaltijes Maß von Schenja-
lität es de Diplomatenschaft jelungen is, ver-
mittelst wenije harmlose Parajrafen dem siche-
ren Jrundstein zu mehrere Dausend zukünf-
tige Jeneralstabsberichte zu lejen. All det je-
nießt det Volk mit det beselijende Jefiehl der
Jewißheit, det de Rejierungsweisheit noch
immer keene Unterbrechung nich erleiden tut.
Aber in bezug uff de Wirkungen eener
siegreichen Kriegsfiehrung befindet sich der
Untertan ejal uff dem Holzweje. Wenn er
zum 'Beispiel aus de amtlichen Berichte er-
fährt, im Westen is eene uniebersehbare Beute
an Metallvorräte jemacht worden, denn is
der Laienverstand außer stände, daraus de
Schlußfoljerung zu ziehen, det nu in Deitsch-
land alle metallenen Türklinken beschlagnahmt
werden missen! Det befreist ebent bloß de
jelernte Rejierungsweisheit weitschauender
Staatsmänner. Un wenn der Frieden mit de
Ukraine jeschlossen is un de Zeitungen be-
richten, det uns jetzt unjeheire Jetreidemengen
aus den Osten zufließen werden, denn muß
den dämlichen Untertan noch expreß mitjeteilt
werden, det dadruffhin natierlich de Brot-
razjon in Deitschland verkürzt werden wird!
Sonne Dinge, die sich for dem amtlichen Be-
heerdenapparat eenfach von selbst verstehen,
kann det sejensreich rejierte Volk nich bejrei-
fen, objleich et durch de Erfahrungen der
letzten Kriegsjahre doch schon jejen derartije
Überraschungen mißte abjehärtet sind. Ick frage
mir immer, wann wird der unjebildete Unter-
tanenverstaud endlich soiveit sind, det er sich
selber sagt: „Wenn meine Kinder von wejen
eenen neien Sieg schulfrei haben, denn ieber-
leje ick mir in alle Ruhe, wat mir det Kriegs-
amt dadruffhin beschlagnahmen muß, un wenn
for eene Friedensfeier der Unterricht aus-
fallen tut, denn suche ick zu erjrinden, wat for
'ne Razjon mir nu jekirzt wird!"
Ick firchte, et wird leider noch lange dau-
ern, bis det Volk sich zu diese eenzig erlaubte
un lojische Lebensweisheit uffjerafft hat.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf. Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Redattionslchlub 27. Mai 11)18.
Schlechter Äeiratsmarkt.
„Siehste, ich hab's ja gleich gesagt: hier beißt keiner an! In dem lausigen
Nest ist eine Filiale vom Ausknnftsbnreau!"
IfÄE'S
m hobelfpäne.
Kriegstreiber gibt es überall.
In Schwaben wie in Preußen,
In England, Frankreich wie in Rom,
Indes, was will das heißen?
Der Glaube an den Frieden wächst
Bei Weißen wie bei Roten;
Und sieh, die besten Treiber sind
Die hohen Steuerquoten.
Wer in der Welt zahlt Steuern gern?
Kein Bankier und. Minister, —
Sobald den Überfluß ihr greift,
Wird friedlich der Philister.
In Schlesien soll ein großer Magnat seine sämtlichen unbewohnten
Schlösser den Familien gefallener Krieger zur Verfügung gestellt haben.
Damit ist ein interessanter Beitrag zur Wohnungsnot gegeben.
Lord Courtney starb, doch hinterließ
Der Welt er ein Friedensbekenntnis,
Das klingt wie ein Posaunenschall
In unserer Zeiten Bedrängnis.
Er wünscht für England Männer her,
Gewissenhaft, treu und verständig,
Denn Frieden, nicht die Mordlust sei
Im Herzen der Menschheit lebendig.
Skoropadski hat drei deutsche Sozialdemokraten eingeladen, die
Zustände in der Ukraine zu untersuchen. Ick vermute von wegen bet
Nahrungsmittelexports. Ick wäre nu dafür, drei Frauen als Sach-
verständije zu senden, wobei ick meine Aujuste janz besonders empfohlen
haben will. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
schaffen: das ist erst di« richtige Höhe von die
kriegerische Lebensweisheit!" Ich konnte ihn
meine Zustimmung nicht vorenthalten und
freute mir sehr, wie er drei Tage später zum
wohlverdienten Gefreiten befördert und da-
durch meinesgleichen geworden war. Es sollte
mir wirklich nicht wundern, wenn er schließ-
lich doch noch dem Uour lg mörits bekommt!
In diese mögliche Erwartung grüße ich
Euch herzlichst als Euer dankbarer Sohn und
Gefreiter August Säge jun..
Garde-Grenadier.
Nach dem Wahlrechtskampf.
Nun hast du im Kampf mit der ganzen Welk
Mer Fahre schon dich geschlagen.
Du hast weit über die Grenzen hinaus
Die siegreichen Waffen getragen.
Und stromweis hast du vergossen dein Blut
In hundert siegreichen Schlachten;
Mein Volk, zu schützen das Heimatland,
Das war dein Dichten und Trachten!
Du fragtest nicht, wer alles drin wohnt,
Auch nicht nach den Mächten, den alten,
Die, wie in grauer und finsterer Zeit,
Dein Recht dir noch vorenthalten;
Du schütztest auch jene, die dich unterdrückt,
Gequält dich zu allen Zeiten,
Es mochte des Volkes großes Herz
So kleinlich nicht unterscheiden.
Doch als du siegreich dein Recht begehrt,
Da taten sie dir es verwehren;
Mit all den Sprüchen so öd und fad
Verwarfen sie dein Begehren;
Wohl sahen sie recht befriedigt zu,
Wie du dich für sie ließest morden,
Doch für das Wahlrecht, so sagten sie.
Seist du noch nicht reif geworden.
Tief hast du empfunden das schnöde Wort,
Doch fühlst du dich nicht bezwungen.
Und weiter wirst du führen den Kampf,
Bis du dein Recht dir errungen:
Den übermütigen Funkern wirst
Die Wahrheit du schon noch geigen,
Daß längst du reif geworden bist.
Das wirst du ihnen schon zeigen! H. Fi.
Lieber Jacob!
Fast vier Jahre dauert nu schon de jroße
Zeit, aber det dumme Volk is noch immer
nich hinter de Jeheimnisse von eene wirkungs-
volle Kriegsführung jekommen. Jeden Morjen
liest et im „Vorwärts" dem Jeneralstabsbericht
un erfährt mit stolze Freide von de neiesten
Sieje, Vormärsche, Eroberungen und Beute-
ziffern, un ab un zu bejlickt ihm ooch de
frohe Kunde von eenen soebent abjeschlossenen
Friedensvertrag jejen irjendeenen jlorreich
niederjerungenen Feind, wo man sich denn
aus de amtlichen Berichte ieberzeijen kann,
mit wat for ’n jewaltijes Maß von Schenja-
lität es de Diplomatenschaft jelungen is, ver-
mittelst wenije harmlose Parajrafen dem siche-
ren Jrundstein zu mehrere Dausend zukünf-
tige Jeneralstabsberichte zu lejen. All det je-
nießt det Volk mit det beselijende Jefiehl der
Jewißheit, det de Rejierungsweisheit noch
immer keene Unterbrechung nich erleiden tut.
Aber in bezug uff de Wirkungen eener
siegreichen Kriegsfiehrung befindet sich der
Untertan ejal uff dem Holzweje. Wenn er
zum 'Beispiel aus de amtlichen Berichte er-
fährt, im Westen is eene uniebersehbare Beute
an Metallvorräte jemacht worden, denn is
der Laienverstand außer stände, daraus de
Schlußfoljerung zu ziehen, det nu in Deitsch-
land alle metallenen Türklinken beschlagnahmt
werden missen! Det befreist ebent bloß de
jelernte Rejierungsweisheit weitschauender
Staatsmänner. Un wenn der Frieden mit de
Ukraine jeschlossen is un de Zeitungen be-
richten, det uns jetzt unjeheire Jetreidemengen
aus den Osten zufließen werden, denn muß
den dämlichen Untertan noch expreß mitjeteilt
werden, det dadruffhin natierlich de Brot-
razjon in Deitschland verkürzt werden wird!
Sonne Dinge, die sich for dem amtlichen Be-
heerdenapparat eenfach von selbst verstehen,
kann det sejensreich rejierte Volk nich bejrei-
fen, objleich et durch de Erfahrungen der
letzten Kriegsjahre doch schon jejen derartije
Überraschungen mißte abjehärtet sind. Ick frage
mir immer, wann wird der unjebildete Unter-
tanenverstaud endlich soiveit sind, det er sich
selber sagt: „Wenn meine Kinder von wejen
eenen neien Sieg schulfrei haben, denn ieber-
leje ick mir in alle Ruhe, wat mir det Kriegs-
amt dadruffhin beschlagnahmen muß, un wenn
for eene Friedensfeier der Unterricht aus-
fallen tut, denn suche ick zu erjrinden, wat for
'ne Razjon mir nu jekirzt wird!"
Ick firchte, et wird leider noch lange dau-
ern, bis det Volk sich zu diese eenzig erlaubte
un lojische Lebensweisheit uffjerafft hat.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf. Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Redattionslchlub 27. Mai 11)18.