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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 40.1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8263#0062
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58

Verrechnet

Von Pan

Dreiundsiebzig Jahre hat mein Nachbar, der
Flickschneider Thormann, auf dem Buckel. Der
Buckel ist krumm geworden unter der Last
der Jahre. Dennoch mühen sich die alten,
zittrigen Finger noch immer damit ab, einen
Faden nach dem andern durch allerlei schad-
haftes Gelumpe zu ziehen, das man ihm zur
Ausbesserung bringt, weil's kein anderer an-
nimmt.

Mit sechzig Jahren wollte Thormann sich
zur Ruhe setzen, dann mit fünfundsechzig und
schließlich mit siebzig. Er hatte es ausgerechnet
— ganz genau, bis auf den letzten Pfennig,
daß es sich machen ließe. Seit mehr als fünfzig
Jahren war sein Leben darauf angelegt: Spa-
ren! Nur sparen! Denn wer spart, der kommt
auch zu etwas.

Der Pastor sogar sagte, mittels der Spar-
samkeit könne jeder einzelne Mensch die soziale
Frage für sich selber lösen: „Nehmen wir zum
Beispiel an, daß zur Befriedigung aller Lebens-
bedürfnisse ein Betrag notwendig ist, für den
man sich täglich zehn Brote kaufen könnte, so
müßtet ihr etwa 40000 Mark ersparen, u>n
von den Zinsen leben zu können. Das läßt
sich in dreißig bis vierzig Arbeitsjahren be-
quem schaffen."

Bequem? Nun, so ganz bequem war's den»
fleißigen Schneider nicht geworden. Es gab

arbeitslose Tage und Krankheit. Und Aus-
gaben, die immer wieder Löcher in den an-
gesammelten Reichtum rissen. Immerhin: er
trank nicht, rauchte nicht, schnupfte nicht,
speiste in der Volksküche und brach sogar mit
einer Liebe, weil jede Zusammenkunft zwanzig
Pfennig Fahrgeld und gelegentlich ein Glas
Bier erforderte.

Ein langer Weg durch Re Wüste war's. Eine
staubige, durstige Reise. Aber endlich winkte
doch die Oase. Und gerade, als der alte, ver-
trocknete, krumm gewordene Thormann die
Nadel aus der Hand legen wollte, geschah
etwas, womit er nie gerechnet hatte: der Brot-
preis erhöhte sich und mit ihm alles andere.
Wie er auch rechnete: es kamen nur noch acht
Brote auf den Tag.

Thormann arbeitete und sparte weiter.

Und als er nach einem Jahr meinte, nun
sei's aber genug, ergaben seine Zinsen nur
noch den Betrag für sechs Brote.

Der alte Schneider jagte die Nadel mit zit-
ternden Händen durch die Lumpen, die immer
schäbiger wurden. Aber er wagte kaum noch
zu rechne».

Nachts, wenn er sich schlaflos auf seinem
Bett wälzte, standen die Zahlen plötzlich neben
ihm, umtanzten ihn höhnisch und fragten:
„Nun, alter Narr, wieviel Brote kannst du
dir heute von deinen täglichen Zinsen kaufen?
Nicht eins, nicht ein halbes, nicht mal ein
viertel!"

Und die vergangenen Tage, die endlosen
Arbeitstage und Jahre treten aus der Dunkel-
heit, reihen sich um sein Bett und schauen ihn
mit ihren dürren Gesichtern vorwurfsvoll an.
Und die Sonntage fragen: „Was hast du aus
uns gemacht?" Und die Liebste von ehemals
erscheint ebenfalls und fragt: „Bist du nun
glücklich?"

Nein, er ist nicht glücklich. Qualvolle Angst
peinigt ihn. Er grübelt und grübelt und be-
greift es nicht: er hat ein ganzes Leben ge-
darbt und gespart, und je eifriger er arbeitet
und entbehrt, desto geringer wird der Ertrag.
Wie ist es denn möglich: er nimmt nichts
von dem Ersparten, und es wird dennoch
weniger, immer weniger? Und schließlich wird
gar nichts mehr da sein!

Der alte Thormann wirft seine Arbeit zur
Seite, zieht sich den Feiertagsrock an und wan-
dert eilig zur Sparkasse. Als er zurückkommt,
trügt er fettige Päckchen im Arm und eine
Flasche:

Ein „lustiges" Leben beginnt. Schon um die
Frühstückszeit knarrt es nebenan los wie eine
verrostete Kaffeemühle:

Sie haben mich bestohlen.

Ich war ein guter Christ.

Der Teufel soll sie holen!

Weiß nicht, wer der Räuber ist.

Seine Wangen beginnen sich zu röten. Seine
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