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j9jn ersten Ifpril
Du glaubst, die beil'ge Glterteier,
Davon uns üngt die alte Leier,
Mackt die Gemüter fromm und rein —
Die wollen nickt mekr wütig lein
Llnd bei der Früblingslütte Meben
Lin selig Auferttekn begeben —
Du glaubst, jetzt scbweigt das Ilrriegsgebrüll?
April, April!
Du glaubü, datz wabre Gbrtltentrlebe
Das Detzen wandeln nun in Liebe -
Datz jede Lüge scbweigt ertcbrecüt
Llnd selbst die Dolcbktotzmär verreckt
Datz Ditler in den beil'gen Tagen
Sieb gründlicb an die Wrult wird tcblagen
Tlnd seine Ililappe kalten will?
April, April!
Du glaubst, das Ikreuz, dran wir getcblagen,
Wllt endlicb in den Gitertagen
Die Ndentcken werden wieder gleicb
Statt Derr und Iknecbt und arm und reicb
Du glaubst, die Zunft vom deuttcben Mucker
Il^ückt betend ab von dem Vertucker?
Lckmeitz nur dein Dotken aut den Müll!
April, April!
Zur Beachtung!
Ende März wird der Wahre Jacob
von Stuttgart nach Berlin verlegt.
Vom 25. März sind alle den Wahren
Jacob betreffendenBestellungen nur noch
an die neue Adresse zu richten: I.H.W.
Dich Nachf. G.m.b.H. Berlin SW 68,
LindenstraßechAbteilungZeitschriften.
Es war einmal...
Es war einmal ein Pfennig — kannst du
dich noch besinnen, wie einer aussieht?
Es war einmal ein Käseladen — dann wurde
ein Kino draus, und heute ist ein Strumpf-
geschäft drin.
Es war einmal eine Fee — bald wird's
auch keine Küchenfee mehr geben.
Es war einmal ein König — den letzten
sah ich bei der Parade, heute gibt's nur noch
ivelche auf der Spielkarte.
Es war einmal eine volle Zigarrenkiste,
aber der Arzt verbot das Rauchen. Heute ist
der Arzt gestorben, doch die Kiste ist leer.
Es war einmal ein reicher Erbonkel, der nicht
sterben wollte. Jetzt fürchtet inan sich vor der
Zeit, wo der Onkel stirbt.
Ein Kulturbringer
Der französische Kommandant in Herne, -in
Oberst Meyer aus dem Elsaß, tat zu Arbeiter-
vertretern drei bedeutsame Aussprüche: 1. Ich
werde euch das Verrecken beibringen. 2. Es
wäre zum Lachen, wenn wir euch keine Kul-
tur beibringen könnte». 3. Wenn ihr euch nicht
fügt, werden wir die Daumenschrauben
stärker anziehen.
Wie schön ist hier die Kultur eingerahmt!
Die Zeit der Daumenschrauben war ihre edelste
Blüte. Es gehört aber noch die Eiserne Jung-
frau, die Staupsäule, der Schambock, das Streck-
brett und der Hölzerne Halskragen dazu. Zum
Verrecken bedient man sich am besten des Rades,
wenn man nicht das Vierteilen vorzieht.
Tragen Sie das nach, Herr Meyer. Es wäre
doch zum Lachen, wenn Sie uns nicht die rich-
tige Kultur beibringen könnten—
Das Wichtigste
„Ich sage Ihnen, S. M. hatte Unrecht: nicht die
Religion, sondern die Geduld muß dein Volk
erhalten bleiben!"
Der Osterhase
hatte sich in den letzten Monaten besondere
Mühe gegeben, recht zahlreiche Eier zu legen,
damit auch arme Leute zum Feste sich wieder
einmal ein billiges Ei leisten könnten.
Leider wurde er, als er mit seiner Produktion
auf dem Wege in die Stadt war, von einem
Agrarier abgefaßt und als Mitglied in den Land-
bund und die Deutschnationale Partei gepreßt.
Man machte ihm dann klar, daß nicht nur
nationaleHühner,sondern auch nationaleHasen
Eier nur zu den höchsten Marktpreisen legen
dürften.
Der Osterhase unterschrieb den Verpflich-
tungsschein, errötete vor Scham und entleibte
sich mit einem Jagdgewehr. Der Landbund
blieb am Leben, verkaufte Eier und Fell, spickte
den Osterhasen und verzehrte ihn zum Früh-
stück. Das Nachspülen verursachte übrigens
einige Spesen, die eine Erhöhung des Eier-
preises ganz unvermeidlich machten.
Würze
Frau Schiebermillionär: „Kinder, laßt
euch die Ostereier doppelt gut schmecken, denn
solche können sich armeLeute nichtmehr leisten!"
Ostara
Diesen Titel hat sich eine reaktionäre Radau-
gesellschaft in Wien zugelegt; sie sprengt so-
zialistische Versammlungen, schimpft, randa-
liert, bespuckt jüdische Referenten und schießt
auf republikanische Arbeiter. Auf diese Weise
soll nämlich ein neuer Frühling über das Land
kommen.
Die mythische Ostara ist eine Göttin des
Lichtes, der Morgenröte und lenzlicher Frucht-
barkeit. Die Wiener „Ostara" produziert nur
Mist. Damit allein aber ist es nicht zu machen..
Das Vaterunser von Main?
(Die mainzer volluzeilung umrdc za 60003 Mark Seid-
grase veruricitt, weil da; Serichl in einem wllhclm-
Fattrunser- eottesläfterunti enlaickw. Vie Verhandlung
wurde zu einem MaikgäirveleidigungrprozeS.)
Zn Main,, der schwergeprüften Stadt,
Man jüngst ein Haar gesunden hat
In einem Vaterunser.
Zest stand und treu die Wacht am Rhein:
Manch Paragraph fuhr blitzend drein
Aus dieses Vaterunser.
Ls war voll Galle, Hohn und Grimm;
Doch war's nicht halb so scharf und schlimm
Als jenes Vaterunser.
Das einst im Krieg sich sprach herum —
Gleichviel, der Staatsanwalt nahm krumm
Dies neue Vaterunser.
Lr rief: „Ls treibt nicht nur mit Gott,
Rein, auch mit Kaiser Willem Spott
Dies böse Vaterunser!!!
Der Galgen wäre grad genug,
Das Henkerbeil mit Recht und Zug
Zür dieses Vaterunser!"
So focht juristisches Geschick
Zür Kaiser. Galt und — Republik
Und sür das Vaterunser.
Der Zranzmann lacht aus vollem Hals:
„Hat Main; nicht andre Sorgen als
So'n kleines Vaterunser??" runslum
j9jn ersten Ifpril
Du glaubst, die beil'ge Glterteier,
Davon uns üngt die alte Leier,
Mackt die Gemüter fromm und rein —
Die wollen nickt mekr wütig lein
Llnd bei der Früblingslütte Meben
Lin selig Auferttekn begeben —
Du glaubst, jetzt scbweigt das Ilrriegsgebrüll?
April, April!
Du glaubü, datz wabre Gbrtltentrlebe
Das Detzen wandeln nun in Liebe -
Datz jede Lüge scbweigt ertcbrecüt
Llnd selbst die Dolcbktotzmär verreckt
Datz Ditler in den beil'gen Tagen
Sieb gründlicb an die Wrult wird tcblagen
Tlnd seine Ililappe kalten will?
April, April!
Du glaubst, das Ikreuz, dran wir getcblagen,
Wllt endlicb in den Gitertagen
Die Ndentcken werden wieder gleicb
Statt Derr und Iknecbt und arm und reicb
Du glaubst, die Zunft vom deuttcben Mucker
Il^ückt betend ab von dem Vertucker?
Lckmeitz nur dein Dotken aut den Müll!
April, April!
Zur Beachtung!
Ende März wird der Wahre Jacob
von Stuttgart nach Berlin verlegt.
Vom 25. März sind alle den Wahren
Jacob betreffendenBestellungen nur noch
an die neue Adresse zu richten: I.H.W.
Dich Nachf. G.m.b.H. Berlin SW 68,
LindenstraßechAbteilungZeitschriften.
Es war einmal...
Es war einmal ein Pfennig — kannst du
dich noch besinnen, wie einer aussieht?
Es war einmal ein Käseladen — dann wurde
ein Kino draus, und heute ist ein Strumpf-
geschäft drin.
Es war einmal eine Fee — bald wird's
auch keine Küchenfee mehr geben.
Es war einmal ein König — den letzten
sah ich bei der Parade, heute gibt's nur noch
ivelche auf der Spielkarte.
Es war einmal eine volle Zigarrenkiste,
aber der Arzt verbot das Rauchen. Heute ist
der Arzt gestorben, doch die Kiste ist leer.
Es war einmal ein reicher Erbonkel, der nicht
sterben wollte. Jetzt fürchtet inan sich vor der
Zeit, wo der Onkel stirbt.
Ein Kulturbringer
Der französische Kommandant in Herne, -in
Oberst Meyer aus dem Elsaß, tat zu Arbeiter-
vertretern drei bedeutsame Aussprüche: 1. Ich
werde euch das Verrecken beibringen. 2. Es
wäre zum Lachen, wenn wir euch keine Kul-
tur beibringen könnte». 3. Wenn ihr euch nicht
fügt, werden wir die Daumenschrauben
stärker anziehen.
Wie schön ist hier die Kultur eingerahmt!
Die Zeit der Daumenschrauben war ihre edelste
Blüte. Es gehört aber noch die Eiserne Jung-
frau, die Staupsäule, der Schambock, das Streck-
brett und der Hölzerne Halskragen dazu. Zum
Verrecken bedient man sich am besten des Rades,
wenn man nicht das Vierteilen vorzieht.
Tragen Sie das nach, Herr Meyer. Es wäre
doch zum Lachen, wenn Sie uns nicht die rich-
tige Kultur beibringen könnten—
Das Wichtigste
„Ich sage Ihnen, S. M. hatte Unrecht: nicht die
Religion, sondern die Geduld muß dein Volk
erhalten bleiben!"
Der Osterhase
hatte sich in den letzten Monaten besondere
Mühe gegeben, recht zahlreiche Eier zu legen,
damit auch arme Leute zum Feste sich wieder
einmal ein billiges Ei leisten könnten.
Leider wurde er, als er mit seiner Produktion
auf dem Wege in die Stadt war, von einem
Agrarier abgefaßt und als Mitglied in den Land-
bund und die Deutschnationale Partei gepreßt.
Man machte ihm dann klar, daß nicht nur
nationaleHühner,sondern auch nationaleHasen
Eier nur zu den höchsten Marktpreisen legen
dürften.
Der Osterhase unterschrieb den Verpflich-
tungsschein, errötete vor Scham und entleibte
sich mit einem Jagdgewehr. Der Landbund
blieb am Leben, verkaufte Eier und Fell, spickte
den Osterhasen und verzehrte ihn zum Früh-
stück. Das Nachspülen verursachte übrigens
einige Spesen, die eine Erhöhung des Eier-
preises ganz unvermeidlich machten.
Würze
Frau Schiebermillionär: „Kinder, laßt
euch die Ostereier doppelt gut schmecken, denn
solche können sich armeLeute nichtmehr leisten!"
Ostara
Diesen Titel hat sich eine reaktionäre Radau-
gesellschaft in Wien zugelegt; sie sprengt so-
zialistische Versammlungen, schimpft, randa-
liert, bespuckt jüdische Referenten und schießt
auf republikanische Arbeiter. Auf diese Weise
soll nämlich ein neuer Frühling über das Land
kommen.
Die mythische Ostara ist eine Göttin des
Lichtes, der Morgenröte und lenzlicher Frucht-
barkeit. Die Wiener „Ostara" produziert nur
Mist. Damit allein aber ist es nicht zu machen..
Das Vaterunser von Main?
(Die mainzer volluzeilung umrdc za 60003 Mark Seid-
grase veruricitt, weil da; Serichl in einem wllhclm-
Fattrunser- eottesläfterunti enlaickw. Vie Verhandlung
wurde zu einem MaikgäirveleidigungrprozeS.)
Zn Main,, der schwergeprüften Stadt,
Man jüngst ein Haar gesunden hat
In einem Vaterunser.
Zest stand und treu die Wacht am Rhein:
Manch Paragraph fuhr blitzend drein
Aus dieses Vaterunser.
Ls war voll Galle, Hohn und Grimm;
Doch war's nicht halb so scharf und schlimm
Als jenes Vaterunser.
Das einst im Krieg sich sprach herum —
Gleichviel, der Staatsanwalt nahm krumm
Dies neue Vaterunser.
Lr rief: „Ls treibt nicht nur mit Gott,
Rein, auch mit Kaiser Willem Spott
Dies böse Vaterunser!!!
Der Galgen wäre grad genug,
Das Henkerbeil mit Recht und Zug
Zür dieses Vaterunser!"
So focht juristisches Geschick
Zür Kaiser. Galt und — Republik
Und sür das Vaterunser.
Der Zranzmann lacht aus vollem Hals:
„Hat Main; nicht andre Sorgen als
So'n kleines Vaterunser??" runslum