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86 —

Einer unter ^Awölf )

Fhr Prediger noiu heiligen Pfingsten,
Verkündet diese DÄär, so licht:

B)ar einer unter den Geringsten,

Der tötete die Brüder nich»t.

Fm tausch des Hctffes und der ^Vactzc
Blieb eine Seele klar und gut.

Ein Herz roar treu der heiligen Sache,
N.nd eine Hand vergoß kein Blut.

Es schwebte keine weiße Taube
Ä.us einem goldnen Himmelstor,

Doch sieghast steigt der ^Lskenschheitsglaube
Lu uns mit junger ^Vkacht empor.

Ein Freier unter tausend Sklaven,

Ein Hirn, das sich dem B)ahn entlasst
Ibnd niemals wieder wird entschlafen,
B)as sich erhob in stolzer ^rast.

Fa, kommen wird der Tag, der hehre,

Da es das letzte Herz bezwingt

TInd uns das letzte der Gewehre

Freudig den Gruß der Freundschaft bringt.

Befehle klirr'n, und aus den bohren
Dröhnt nur die friedlich-heil'ge Tat.

Dann ist des Hasses ^Xeich verloren . . .

Sei uns gegrüßt, du „Kamerad!

*) Von den zwölf französischen Soldaten, die auf Kruppsche Arbeiter schossen, hielt einer, wie Mitbedrohte berichten, den Lauf nach oben.

Pfingstaudienz bei Petrus

Nachdem die Kohlenhändler mit steigender
Erbitterung die zunehmende Sonnenwärme
konstatieren mußten, schickten sie ihren Ber-
liner Berufskostegen Alwin Schwarznäse, der
ohnehin eine Pfingstreise machen wollte, im
Flugzeug zu Petrus. Dort gab es folgende
Anterhaltung:

Schwarznäse: Da bin ick. Verflucht kalt
hier oben. Sie Ham woll noch keene Zentral-
heizung.

Petrus: Wir haben die Sonne.
Schwarznäse: Reden Se bloß nich davon!
Sonne is überwundener Standpunkt. Dafor
sind wir da. Mit diese unlautere
Konkurrenz jeht det nich weiter,
mein Lieber. Damit Ham Sie uns
schon det janze Märzjeschäft ver-
mamft und ieberhaupt sind wir
dajejen, det die Welt gratis er-
wärmt wird.

Petrus (zündet sich eine Pfeife
an): Setzen Sie sich, lieber .Herr
Schwarznäse.

Schwarznäse: Aff die Wolken-
bank hier? Lassen Sie mir lieber
'n juchtenledernen Klubsessel brin-
gen. Ick habe sechse davon in. mein
Salong. Hier jibts sowat nich?
Rückständige Zejend. Also wat ick
sagen wollte: ick beschwere mir.

Petrus: (nimmt eine Prise und
niest. Es donnert fürchterlich.)
Schwarzn.äje: Mit Iewitter iS
uns nich jedient. Wir brauchen
'nen anständigen Winter.

Petrus: Aber Sie haben doch
Winter gehabt, HerrSchwarznäse!
Schwarznäse: WirhamWinter
in'n Winter jehabt. Wir brauche»
aber ooch Winter in 'n Frühling
und Sommer. Der Winter muß
stabilisiert wer'n. Iejen n paar
Wochen Wärmbde in de Äunds-
tagsferien will ick nischt sagen,
weil ick denn mit meine Familje au

de Ostsee ziehe, und die hat noch keenen warmen
Hahn. Aber so jejen Ende Aujust könnten Sie
den jroßen Limmelsofen ausjehen lassen. Für
det andere sorjen wir dann.

Petrus: Lm. And die Felder und Wiesen
und Wälder, wer heizt die?

Schwarznäse: Da lassen Sie allens eben
'n bisken schneller wachsen. Ick meene, wenn
wir acht Wochen flaue Zeit in unser Ieschäft
Ham, det is allermeist jenug. Wir Kohlen-
fritzen woll'n ooch leben. And nich schlecht.
Aebrijens, det wird mir zu kalt hier. Können
Se Koks brauchen? Pck liefere jede Menge.
Mit Marken und ohne. Lieber ohne.

Petrus: Vielleicht hat die Hölle Bedarf.
Schwarznäse: Iedanke! Wohin muß ich
da jehen?

Petrus: Gehen Sie zum Teufel, Schwarz-

näse! p.

*

Die Verhaftung des Herrn Stinnes
„Haben Sie gehört, die Nachricht, Stinnes
sei von den Franzosen verhaftet worden, be-
ruhte auf einem Irrtum."

„Es bedurfte des Dementis nicht, — man
hätte sowieso den französischen Militärs keine
erfreuliche Handlung zugetraut!"

Worauf es ankommt
Führende Großindustrielle saßen
beisammen, um die politische Lage
zu erörtern. Aeber die Höhe der
der Entente endgültig zu zahlen-
den Summe wurden hitzigste De-
batten geführt. Es war ein ganz
Ehrlicher unter de» Versammel-
ten, der sprach, alä er sich den
Wortstreit eine halbe Stunde lang
angehört hatte:

Pb 30, ob 40 oder 50 Milli-
arden Gold — ich verstehe das
alles nicht, aus unseren Porte-
monnaies, meine Herren, wird's
doch nicht genommen werden!"

*

Höchste Zeit

Rechts bol sch ewist:DieMon-
archie muß bald wiederhergestellt
werden, ehe die Motten in meine
Leutnantsuniform kommen!"

*

Berlin

„So, Sie können auch Russisch
sprechen?"

„Na ja, ich werde als Berliner
doch unsere zweite Landes-
sprache beherrschen."

Frühling in Doorn

„Regierst Du jetzt, Wilhelmchen?"

„Nee. Komponiere gerade meinen Berliner EinzugsmarscZ."
 
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