Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0366
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Der Qdthrc ^aeob“ erscheint 14 tägig an jedem MMM M_. M. Bezugspreis für Deutschland; 6inzelnummer 40 pf.

zweiten Sonnabend. Tille postanstalten, 8ucbband- | f gp lt| jl [jpg |2lOO Redaht:BerlinSRI68,Hindenstr.a. Verantwortef.d.
lungen und der Verlag nehmen Bestellungen an. f w redaktionellen Cell: friedrich RIendel, Bin.-frieden au.

für unverlangteßeiträge wird keine Garantie übernommen. Einsendungen ohne Rückporto werd. nickt zurudigegeben. Hlle Rechte an sämtl. Beiträgen Vor-
behalten. Verlag u. Expedition: 7 B. RI. Dietz fiachf. 6 m. b. B„ Berlin SRI68. Hindenstr. a. Druck: Vorwärts-Buchdrudterei, Berlin. — Anzeigen-
annahme durch die Anzeigenabteilung J. B. RI. Dietz ffachf. G. m. b. B. Berlin 8M 68, Hindenstr. a, Cel.: Dönhoff 765a (Postscheckkonto: Berlin aa i-a)
und alle Annoneen-Expeditionen. — Verantwortlich für den Inseratenteil: Alfred Jacob. Berlin-Baumsckulenweg. — Erfüllungsort: Berlin-JWtte.

Gustav IungHans:

Monolog des
Fräulein Lou.

kZeichnung

von

Josef Fenneker)

G'

egen fünf wollte Otto die Karten mitdringen —
na, Tauber soll ja nun doch nicht singen.
Jetzt ist's halb. — Was Hab' ich denn anzuzrehn?
Vielleicht das bleufarbene Crepe de diine?

Aber man trägt jetzt hinten lang und das istnoch kur«.
Ach Quatsch! Das ist mir vollkommen schnür«!
Uuuu — aah!

Bin ich noch müde von gestern Nacht!

Was wohl der lange Assessor macht...
ein Filou, aber direkt süß war gestern —
dagegen mein Dicker — na, ich will nicht lästern!
j Lin anständiger Charakter ist er ja — zugegeben,
und was ich im allgemeinen brauche, bekomme ich
Und sowas ist heutzutage nicht ohne. seben.

Aber sein Aussehen ist unter aller Kanone!!

... Komisch, daß mich 'ne Hemdhose stets geniert,
wenn sie mir 'n Mann schenkt, der sie selbst fabrijiert!
Tatsächlich . .. wenn man mal so vom Leben großer Kokotten liest,
fühlt man sich doch — weiß Gott — reichlich vermießt.

Neulich beim LrinnerungSrenncn neben dem Fürsten Galizyn
sah er auS wie'» Kleiderhändler aus Krotoschin.

Ueberhaupt, wenn man mit dem Auftreten und den Manieren
vergleicht von wirklichen Kavaliere»,
die über alles geistreich zu plaudern wissen,

(Großer Gott — der Träger ist schon wieder gerissen!

Ob die Combination bei Bärfeld & Beugt

immer »och im Schaufenster hängt?

Also, wenn ich d i e Combination seh,
klopft mir direkt das Portmonneh!)

— na ja, und dann wieder sehn zu müssen,
daß seine Unterhaltung nicht weiter reicht,
wenn er mir über die Knie streicht,
als über die Qualität der Seide zu rede»
oder von den letzte» Preisnachlaßschäden ...

Oder: »Uebrigens Meyer, der Textilgrossist,
also der, von dem deine Combination ist,
also der liegt vollkommen schief!!

Was sagst«? Und von Pachnicke Hab' ich 'n Brief,

daß er 500 anzahlen will —

aber Louchen, nun halt doch mal still! —

Uebrigens Kolbitz will mir 3 Mille Socken abkaufen ..
Und so weiter ...es ist um davonzulaufen!!!
Tatsächlich — bei solchem Liebesgeflüster
wird das Innenleben weiß Gott immer trister...

Hm. — Es gibt wohl noch Aristokraten in der Welt,
aber denen fehlt danll.meistenS wieder das Geld,
oder sie sind nicht in greifbarer Näh',
oder sie sitzen in Plötzensee...

Da hat man sich vorgenommen, mal auf Erden

eine Kokotte von Kultur zu werden —

und man hält auf sich und setzt alles daran —:

und bleibt —: 'ne Pompadour für den kleinen Mann!!

Wenn ich mal in^Bctte Boccaccio lese

und dir Augen «umache und dös«

und seh' gerade einen entzückenden Jungen vor mir —

dann öffnet sich plötzlich die Tür —

und der Geliebte kommt auch schon,

aber er ist von der Konfektion.

Neulich hat mir einer seine Adresse gegeben,
so ein Studienrat aus Aschersleben;
ob ich für'» paar Tage seine Nichte sein wolle —
i ch in Aschersleben! Der hat ja 'n Knall, der Olle!!

Sowas hat zu Haus Frau und Kinder

und mimt hier den nördlich-gemäßigten Sünder.

Na — ebenso Albert mit seiner Frau Alice —
die ist ja nun allerdings reichlich mieß!

Apropos mieß! Puhlmann« Stadtvcrtretcr
ist auch so'n Möchtegern-Schwerenöter.

Sonst ist er zu garnichts nütze,
aber er erzählt glänzende Witze.

Sind ja fast alles gemeine Sachen —

aber schließlich, man muß doch manchmal furchtbar lachen ...

(Donnerwetter — hier im Strumpf der Ritz

Der ist doch ... unbedingt gestern von Fritz ...)

Ob es das wohl gibt,

daß ein Mann heiratet, nur weil er — naja, eben liebt?

Ich glaube, so bescheiden liebt nur ein Mann,

der selbst effektiv nichts bieten kann,

wie z. B. der Postkassenbuchhalter a. D.,

der sagt, er täte alle«, was er mir von den Augen absäh.

Du liebe Zeit, wir kann er da« mit einem Heiratsfonds
von Pension und Zweizimmerwohnung mit Balkon?

Aber... wenn man... weiterdrnkt, pfeift man auf alle Extravaganzen.
Und hält sich an die solideren Chancen.

.Da kommt Otto —

»a, dem seine Frau sollt' ich sein!

Dem gäb' ich Arsenik pfundweise ein!

Und würde nicht mal die Wirkung abwarten ....

Ah, Servus, Dickerchen, — na haste die Karten ... ?

2
 
Annotationen