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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 11.1937

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Nr. 47 (28. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45709#0197
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Jahrg. XI, Nt. 47 vom 28. November 1937

DIE WELTKUNST

dlusstellungen

Joachim Lutz in der
Mannheimer Kunsthalle
Durch die Sonderschau der Zeichnungen,
Aquarelle und Graphik von Joachim Lutz
weist die Mannheimer Kunsthalle auf einen
Künstler hin, der sich durch die vorzüglichen
Darstellungen in seinen Büchern „Stift Neu-
burg“, „Rotenberg“, „Der Neckar“, „Das kleine
und große Tierbuch“ einen Namen schuf. Es
bleibt staunenswert, wieviel landschaftliche
Gebundenheit und Kraft der Heimaterde in
den mit so einfachen Gestaltungsmitteln durch-
geführten Arbeiten beschlossen liegt. Ob Land-
schaft, ob Blume, ob Tier — jedes einzelne
Motiv, mit festem und zugleich zärtlichem Blei-
stiftstrich hingesetzt, spricht in besonderem
Maße an ob des heimlichen Glanzes der Sanft-
heit; mit diesem eigensten Geheimnis von Lutz,
höchsten Grad der Innigkeit darzustellen, die
jeder unangenehmen Sentimentalität entbehrt,
sind seine Zeichnungen mit den Kinder- und
Erauenbildnissen herrlich erfüllt.
Dr. Konrad Ott

tiken Monumente, der Schaffung neuer Stadt-
teile zum Ausdruck kommt. Schon durch die
neuen Straßenführungen, vor allem durch die
Via delFImpero, und die Leitung einer Straße
von dem Mausoleum des Hadrian (Engelsburg)
zur Peterskirche sowie die damit verbundenen
Niederlegungen hat die ewige Stadt ein wesent-
lich verändertes Antlitz erhalten. Anstelle der
mit den Jahrhunderten gewachsenen Stadt, die
ein Bild fortlaufender, nie abgerissener bau-
licher Entwicklung von den ältesten Zeiten an
vermittelte und so unter allen Städten Europas
Einzigartiges bot, ist heute eine moderne Stadt
im Werden, in der in Kürze die früher zwang-
los im Stadtbild eingeordneten Denkmäler der
Vergangenheit nur mehr die Bedeutung von
„Museumsinseln“ haben dürften.
Und Aehnliches geht in anderen alten
Städten vor. Wo es sich um die Niederlegung
zwar malerischer aber kulturhistorisch und
architektonisch bedeutungsloser, schmutziger
und ungesunder Viertel handelt, wie etwa bei
der Altstadt von Triest und Fiume, wird jeder-
mann uneingeschränkt zustimmen. Wie denn
gegenüber dem Positiven, das der Fascismus

Rom, Corso della Conciliazione. Modell
Ausstellung moderner italienischer Baukunst; Wien, Sezession (Foto J. Scherb)


Moderne italienische
Stadtbaukunsf
Wien, Sezession
Die Schau moderner italienischer Stadtbau-
kunst in der Wiener Sezession gibt einen
starken Eindruck von der Aktivität und
Durchschlagskraft des fascistischen Italien.
Straßenbau, Errichtung neuer Städte, Sanie-
rung der alten, lautet das Bauprogramm. Es
wirkt sich in der Durchführung dort am glück-
lichsten aus, wo man nicht in Konflikt mit
dem Vorhandenen gerät: wo, wie bei den
neuen Stadtvierteln an der Peripherie der gro-
ßen Städte und bei den Stadtgründungen auf
dem den pontinischen Sümpfen abgewonnenen
Boden keine Rücksicht auf die Umgebung ge-
nommen werden mußte oder wo sich, wie hier
und in den Sportanlagen vor den Toren Roms,
altes und neues Kunstwollen begegnen.
Es gibt keine bedeutendere Stadt auf italie-
nischem Boden, die nicht in den Jahren fasci-
stischer Herrschaft einschneidende bauliche
Veränderungen erfahren hätte. Und da ist es
die Hauptstadt Rom. die unter allen Orten die
durchgreifendste Wandlung mitgemacht hat,
was in dem Legen neuer Straßenzüge, der Ab-
tragung alter Viertel und Bloßlegung der an-

in Verkehrs- und bautechnischer Hinsicht, von
den Gesichtspunkten der Verkehrsförderung
und Bevölkerungsfürsorge aus, geschaffen hat,
die wenig erfreulichen Folgeerscheinungen der
bisweilen allzu radikalen Aenderungen zurück-
treten. St. Poglayen-Neuwall
Norwegische Schwarz-
weißausstellung in Rom
In der Galleria di Roma haben nor-
wegische Graphiker ihren Einzug gehalten.
Der italienische Minister für Volkskultur, Exc.
Alfieri, hat die Ausstellung, die etwa 200 Blät-
ter von 40 norwegischen Graphikern vereinigt,
eröffnet. Ihr Organisator ist K. Sinding-
Larsen gewesen, der auch selbst ausstellt.
So interessant den südländischen Betrachtern
auch diese nordische Kunst gewesen ist, so
leugnet die Presse in der Beurteilung doch,
daß die Norweger bereits sich zu einer natio-
nalen künstlerischen Eigenart und Stilbildung
durchgerungen hätten. Die bedeutendste Per-
sönlichkeit auf der Ausstellung bleibt Nord-
h a g e n , dessen Werk wohl anregend für eine
große Zahl der ausstellenderi norwegischen
Künstler gewesen sein dürfte. Munchs Blätter
haben kaum Widerhall, nur Erstaunen bei den
Italienern gefunden.

Neophanleuchfen

Die künstliche Beleuchtung in Museen, Ge-
mäldegalerien und Ausstellungshallen ist für
Kunsthistoriker und Lichttechniker bisher ein
ungelöstes Problem gewesen. Da bei den bis-
her gebräuchlichen elektrischen Glühlampen
das Licht in seiner spektralen Zusammen-

setzung zu viel Gelb enthielt, traten in ihrem
Schein erhebliche Farbumwertungen, auf. Denn
über alle andern Farben im Raum legte sich
gleichsam ein „Gelbschleier“. Es ist jetzt der
deutschen Technik mit den „Neophanleuchten“
gelungen, diesen Gelbschleier aufzuheben. Bei

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ihrer Verwendung kom-
men die feinsten Ton-
abschattierungen bei al-
ten und neuen Gemäl-
den in ihren wahren
Verhältnissen wie bei
Tageslicht heraus. Die
milde Strahlenwirkung
dieser neuen Lampen
besteht nun darin, daß
der Glasmasse ihrer
Leuchtkörper Neodym-
oxyd beigemengt wird,
ein Stoff, der aus dem
seltenen Monazitsand
und den Cerit - Erden
gewonnen wird. Ohne
äußere Merkmale bringt
die Beimengung dieses
Stoffes eine Aenderung
in der spektralen Zu-
sammensetzung des Glüh-
lampenlichtes zustande.
Ein wesentlicher Teil
der gelben Lichtstrahlen
wird ausgefiltert, der
Gelbschleier ist wie
von unsichtbarer Hand
fortgezogen von den
Gegenständen und Men-
schen im Raum. Eine
allgemeine, sich beson-
ders bei den roten und
blauen Tönen bemerk-
bar machende Färb Ver-

stärkung ist die Folge.
Versuche in größerem
Maßstab mit diesen
Siemens - Neophanleuch-
ten sind zum erstenmal
bei der großen Kunst-
schau in der „Internatio¬
nalen Jagdausstellung
1937“ erfolgt. Mit ihnen
ist das oft umstrittene
Problem der Galerien,
Gemälde in den Abend-
stunden bei künstlicher
Beleuchtung ebenso wirkungsvoll wie bei
Tageslicht zur Geltung zu bringen, endlich
befriedigend gelöst.
LITERATUR
Hermann Giesau, Die Meissner Bildwerke. Ein Beitrag
zur Kunst des Naumburger Meisters. 90 S., 64 Abb.
Verlag August Hopfer, Burg b. M.,
1936 (kart. RM 6.50).
Der mittelalterliche Figuren-Zyklus in Chor und Vor-
halle des Meissener Domes hatte in der kunstgeschicht-
lichen Literatur bis jetzt nicht die Würdigung gefunden,
die ihm als Dokument der deutschen Monumentalplastik
des 13. Jahrhunderts neben den Skulpturen von Bam-
berg, Straßburg, Naumburg oder Magdeburg gebührt.

Alain Chartier, Oeuvres. Französisches
erst e i g e r u n g der Clumber Library durch Sotheby &
Dezember 1937 (Foto Sotheby)
Kunst und ihre Sammlungen in Leipzig. Festschrift zum
100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins und
Museums der bildenden Künste. Herausgegeben von
Werner T e u p s e r. Verlag Breitkopf &
Härtel, Leipzig, 1937.
Jeder Beitrag zu unserem exakten Wissen um die
Geschichte des Sammelns in Deutschland muß besonders
willkommen geheißen werden. Auch dann, wenn es
sich um einzelne Bausteine wie in diesem ein reiches
Material verarbeitenden Bande und nicht, wie etwa in
der synthetischen Arbeit Försters über das Sammelwesen
in Köln, um ein grundlegendes Entwicklungsbild handelt.
Die Mitarbeiter dieser Festschrift, Werner Teupser, Jo-
hannes Hofmann, Wilhelm Schulz und Ludwig Volkmann,
geben in ihren Einzelstudien genug, um wichtige Glieder
für eine künftige, immer notwendiger werdende Ge-
schichte des Sammelwesens zu bieten. Insbesondere

Illuminierte Seite aus
Manuskript um 1490. V
Co., London, 6.


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Rembrandt, Die Landschaft mit dem Turm. Radierung
Versteigerung: C. G. Boerner, Leipzig,!. Dezember 1937

(Foto Boerner)

So betritt Giesau mit dieser glänzend ausgestatteten
Monographie, deren ausgezeichnete Abbildungen be-
sonders hervorgehoben zu werden verdienen, sozusagen
ein Neuland. In feiner und tiefdringender Analyse wird
der Figurenzyklus gedeutet und rekonstruiert, seine Zu-
sammenhänge mit den Naumburger Domskulpturen auf-
gezeigt und das Problem von Herkunft, Bildungsgang
und völkischer Eigenart des Naumburger Meisters, als
dessen eigenhändige Schöpfungen wenigstens ein Teil
dieser Figuren angesehen werden dürfen, behandelt.
Werner R. Deusch

dürften für jeden Museographen die Abbildungen aus
der Sammlung Gottfried Wincklers von unschätzbarem
Werte sein. W. R. D.
Jahrbuch für Kunstfreunde 1937. Herausgegeben von
Hermann A. Pfisterer. Verlag Dr.
Karl Höhn, Ulm a. D., 1937.
Dieser wohlausgestattete Band stellt eine Reihe der
wichtigsten Aufsätze der „Kunst- und Antiquitäten-Rund-
schau" zu einem Jahrbuch zusammen, das in bunter Rei-
henfolge alte und neue Kunst, Architektur, Plastik und
Malerei berührt. C. A. B.
 
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