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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 11.1937

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Nr. 47 (28. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45709#0200
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DIE WELTKÜNST

Jahrg. XI, Nr. 47 vom 28. November 1937

Nachrichten von Überall

Eine internationale
Kunstsammlertagung in Wien
Der Verein der Museumsfreunde in Wien
hat die Initiative zu einer für das moderne
Sammlertum bedeutsamen Veranstaltung er-
griffen. In einer kürzlich stattgehabten Vor-
standssitzung wurde beschlossen, die Leiter
der Museumsvereine des Auslandes sowie die
bedeutendsten Kunstsammler und Kunstkenner
Europas und der Vereinigten Staaten zusam-
men mit den Direktoren der wichtigsten
Museen aus aller Welt zu einer einwöchigen
Zusammenkunft im nächsten Jahre nach Wien
einzuladen. In dieser „Woche der Kunst-
freunde“, die eine engere Fühlungnahme aller

129 : 117 cm
Neuentdeckung von Dr. A.
am Sammeln interessierten Kreise bezweckt,
wird vor allem auch den Ausländern Einblick
in die öffentliche und private Sammeltätigkeit
in Wien gewährt werden. Führungen, Aus-
stellungen und eine Reihe künstlerisch-gesell-
schaftlicher Veranstaltungen werden den äuße-
ren Rahmen der Tagung abgeben, und der all-
jährliche große Gesellschaftsabend im Belve-
dere wird gleichfalls in dieser Woche abgehal-
ten werden. Das Projekt des Vereins der Mu-
seumsfreunde soll im Ausland bereits auf leb-
haften Zuspruch gestoßen sein.
Fresken bei Kulm entdeckt
In der Kirche von Leutwil (Bezirk Kulm),
dem ältesten Kirchlein im Seetal, sind bei
Wiederherstellungsarbeiten Bruchstücke von
alten Fresken zum Vorschein gekommen, die
aus der Zeit vor der Reformation stammen.
Wiederentdeckung eines
Wandgemäldes in Gelnhausen
In der historischen Ratsstube im Rathaus
zu Gelnhausen, die jetzt erneuert wird, wurde
ein altes Wandgemälde wiederentdeckt, das
den vermutlich in diesem Zimmer abgehalte-
nen Kurfürstentag vom Jahre 1502 darstellt.
Neugestaltung des
Fuldaer Domes
Der Fuldaer Barockdom sieht einer Neu-
gestaltung seiner Innenräume entgegen. Man
hat zunächst in einer Probeausmalung zweier
Joche des Langhauses Erfahrungen gesammelt,
nach denen dann die geeigneten Farbtöne aus-
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf
Königsallee 34 I., Telefon: 16198
Gemälde, Plastik, Graphik
(Verzeichnis auf W u n s c h)

Bedeutende Gemälde
17.bis 19. Jahrhundert zu kaufen gesucht.
Angebote erbeten
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46

gewählt wurden. Es kommt dabei nicht nur
auf eine Auflichtung und damit Ausweitung
des Raumes an, sondern auf die organische
Zusammenfassung der Baustoffe lind Raum-
teile durch eine geordnete Farbgebung. Schon
bald nach Beginn der Arbeiten wurden Reste
der ursprünglichen Farbgebung gefunden, die
nun die Grundlage für die neue Bemalung
bilden.
Ein neuer Vermeer

— Signiert
Bredius, Privatbesitz (Fot.. Lefson)
meer mit der Darstellung „Christus und die
Jünger in Emmaus“. Das interessante Bild
gehört zweifellos der Frühzeit des Meisters
an und dürfte etwa gleichzeitig mit dem Edin-
burgher Gemälde „Christus im Haus von
Martha und Maria“ entstanden sein (s. Abb.).
Tschechischer Ausverkauf
von Kaiser-Franz-Josephs-
Denkmälern
Nachdem im Frühjahr Jägerndorf sein von
dem bekannten Bildhauer Wolleck herrühren-
des Franz-Josephs-Denkmal nach Oesterreich
verkaufte, ist nun Mährisch-Weißkirchen dem
Beispiel von Jägerndorf gefolgt. Die seit dem
Umsturz im Magazin der städtischen Lesehalle
eingelagerte Kaiserstatue, die von dem Brün-
ner Bildhauer Bendel herrührt, soll gleichfalls
nach Oesterreich veräußert werden, um — so
will es die Groteske der Geschichte — durch
den Erlös die Aufstellung eines Standbildes des
verstorbenen Präsidenten Th. G. Masaryk,
Franz Josephs erbittertstem Gegner, finanzie-
ren zu helfen. St. P.-N.
Venedigs Ausstellungspläne
Die außerordentlichen Erfolge, die die gro-
ßen historischen Ausstellungen dieser Jahre
in Venedig errungen haben, läßt die Kunst-
kreise der Lagunenstadt bereits an neue Pla-
nungen herantreten, nachdem soeben die Tinto-
retto-Schau mit einer Besucherzahl von
250 000 Personen ihre Pforten geschlossen hat.
Es wird erwogen, im Frühjahr 1939 eine Aus-
stellung von Paolo Veronese und später eine
solche von Werken Tiepolos folgen zu lassen.

Pariser Nachrichten
Die Ausstellung „Chefs-d’Oeuvre de l’Art
franqais“ im neuen Museum am Quai de Tokio
wurde am 25. November geschlossen.
Grecos „Espolio“ aus dem Museum in Lyon
wurde leihweise der Greco-Ausstellung in der
Galerie des Beaux-Arts in Paris zur Verfügung
gestellt, die bis zum 4. Dezember geöffnet
bleibt.
Die im spanischen Bürgerkrieg zerstörte
französische Kunstschule „Casa Velasquez“ in
Madrid soll demnächst in Marokko neu er-
richtet werden.
Das Conservatoire des Arts et Metiers hat’
den bekannten Malern Andre Lhote und Gro-
maire den Auftrag zu je einer großen Wand-
malerei übertragen.
Der Plan einer bereits angezeigten und
mehrfach verschobenen Ausstellung der Mei-
sterwerke des Madrider Prado in Paris ist nun-
mehr endgültig begraben worden.
Emile Male, der bekannte französische
Kunstforscher, ist von seinem Posten als Direk-
tor des französischen Instituts in Rom zurück-
getreten.
Eine Adelsbibliothek in Prag
Eine der großartigsten alten Adelsbibliothe-
ken des alten Oesterreich, die des Grafen Guido
Thun-Hohenstein aus dem unter Konkurs
stehenden Schloß Katschina, wurde vom
tschechoslovakischen Schulministerium über-
nommen. Es handelt sich um etwa 40 000 Num-
mern, darunter reichliche Erstausgaben deut-
scher Literatur und eine der geschlossensten
Musikaliensammlungen des 17.—19. Jahrhun-
derts.
34 000 Mark
für eine Briefmarke
Auf der kürzlich stattgehabten Briefmar-
kenversteigerung bei E. Mohrmann in Ham-
burg erzielte die Ein-Penny-Mauritius,
orangerot, vom 21. September 1847 den Betrag
von 31 000 RM, mit Aufgeld also 34 100 RM!
Eine Ostasien-Ausstellung
in Wien geplant
Die Wiener Albertina bereitet für Anfang
des nächsten Jahres eine umfangreiche Aus-
stellung ostasiatischer Malerei und Graphik
des 18.—20. Jahrhunderts vor.
Eine Neuerwerbung
für Königsberg
Dr. Alfred Rohde, der Direktor der Staedt.
Kunstsammlungen in Königsberg Pr„ konnte
soeben ein wertvolles Werk aus der Blütezeit
der Königsberger Bernsteinschneidekunst er-
werben: einen bisher in schweizerischem Pri-
vatbesitz befindlichen, mit Elfenbein reich ver-
zierten Bernsteinkasten aus der Zeit um 1580
bis 1600. Möglicherweise bildete das Werk
einen Teil der an den Kaiserlichen Geheimen
Rat Andreas Hannewaldt in Wien geschickten,
für den kaiserlichen Hof bestimmten Sendung,
über die aus dem Jahre 1607 genauere Nach-
richten vorliegen.
Ein berühmter Cezanne
für Philadelphia
Das Museum in Philadelphia hat soeben
eines der bekanntesten und bedeutendsten
Werke Cezannes erworben: die sogenannten
„Großen Badenden“, bisher eine Zierde der
Sammlung Pellerin. Das Bild gehört zu den
Hauptwerken aus des Meisters Spätzeit und
ist in den Jahren 1895—1905 entstanden.
Eine deutsche Bildhauerin
in Paris
Die Ausstellung von Skulpturen, die die
deutsche Bildhauerin Annie Höfken-Hem-
p e 1 gegenwärtig in Paris zeigt, findet bei
Publikum und Presse lebhafte Beachtung. Das
Interesse für die Ausstellung dokumentiert
sich auch darin, daß der französische Staat
für die Museen bereits ein Bildwerk der
Künstlerin, die Mahagoni-Skulptur „Die Er-
wachende“, erworben hat.


A. Bredius veröffentlicht soeben im „Bur-
lington Magazine“ eine bedeutende Neuent-
deckung: ein in nicht genanntem Privatbesitz
befindliches, signiertes Gemälde von Jan Ver-

Jan Vermeer van Delft, Christus und die Jünger in Emmaus


Amtliche
Bekanntmachungen
Wertvolle Bronzeplastik gestohlen
Ende Oktober d. J. wurde einem bekannten Film-
schauspieler von unbekannten Dieben aus dem Garten
seines Grundstückes am Scharmützelsee eine kostbare
Bronzeplastik gestohlen. Das Kunstwerk, ein ostasia-
tisches Meisterstück, stellt einen auf einem breiten, ran-
kengeschmückten Baumstammsockel sitzenden Pfau dar,
ist 90 cm hoch und etwa 25 kg schwer. Buntschillernde
Emaileinlagen im Cloisonne-Stil zieren Flügel und Schweif
des Vogels. Es ist damit zu rechnen, daß die Diebe
versuchen werden, die Plastik in Fachgeschäften unter
der Hand zu Geld zu machen. Entsprechende Mitteilun-
gen erbittet die Kriminalinspektion E I 4 im Polizeipräsi-
dium Berlin, Zimmer 710 a. Anruf: 51 00 23, Apparat 501-

Eine Hindenburg-Medaille
Aus Anlaß des neunzigsten Geburtstags des
verewigten Reichspräsidenten von Hindenburg
hat die Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin
eine Hindenburg-Medaille in weißem Biskuit-
Porzellan nach Modell des Berliner Bildhauers
H. J. Pagels geschaffen.
Neuerwerbungen in Detroit
Das Art Institute in Detroit kann als Ge-
schenk der Gründer-Vereinigung ein interes-
santes und qualitativ hochstehendes Werk von
Jacopo Bassano seiner Galerie italienischer
Meisterwerke einreihen: eine im Werke des
Künstlers einzig dastehende Halbfigur der Ma-
donna mit Kind aus der mittleren, sogenann-
ten „barocken“ Schaffenszeit um 1540—45.
Gleichzeitig konnte Dr. W. R. Valentiner
als Geschenk von Mrs. Edsel Ford eine bedeu-
tende Bronzestatuette der italienischen Früh-
renaissance erwerben: eine Judith mit dem
Schwert von Antonio Pollajuolo, die bisher
niemals publiziert war. Valentiner nimmt an,
daß es sich bei dieser wundervollen Bronze
(s. Abbildung) um das Gegenstück zu dem Da-


Antonio Pollajuolo, Judith. Bronze
Neuerwerbung des Institute of Arts,
Detroit (Museums-Foto)

vid des Neapler Museums handelt. Bei der
Seltenheit von Pollajuolo-Bronzen (nur in den
Museen von Berlin, Florenz, Neapel und in der
Slg. Frick-New York) darf dieser Neuent-
deckung besondere Bedeutung beigemessen
werden.

FRITZ SCHLEIF
GEMÄLDE ALTER MEISTER
- PLASTIK —
Berlin W 62 Schilistraße 8
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KUNSTHAUS-MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
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Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg, und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel, Wilhelm-Klein-
straße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstr. 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92, Tel.: 35 674. — Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris
(Pariser Büro: Directeur Dr. J. J. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e,- Tel.: Jasmin 18-90), Wien. — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — Druckaufl. III. Quartal: 2408. — Zuschriften sind an die Direktion der Welt-
kunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln
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