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Wölfflin, Heinrich
Die Jugendwerke des Michelangelo — München, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1346#0096
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— 87 —

Ernst der Hauptfigur eine Folie zu geben. Das verträgt man einmal,
zweimal; wiederholt es sich aber öfters und zwar nach bestimmter
Schablone, so ist man gegen alle Muster von dieser Gattung zum
Verdacht gestimmt. Auch die sogenannte Vittoria Colonna der
Uffizien-Sammlung gehört hieher, doch möchte sie wohl im Stande
sein, ihren Künstlernamen zu behaupten.t)

Bei keinem anderen Künstler, nach meinem Urtheil, sind die
Handzeichnungen noch so wenig erlesen, wie bei Michelangelo.
Ganze Serien, wie z. B. die versüssten sixtinischen Figuren in Weimar,
gehören fort. Wer hier einmal die Aufgabe übernimmt, die zahl-
losen dem Michelangelo zugeschriebenen Blätter zu sondern, wird
volle Arbeit, aber ebenso reichen Lohn finden, denn es ist auch
eine Schöpferfreude, das Aechte aus der entstellenden Vermengung
mit dem Falschen herauszulösen und aus der wüsten Masse die
reine Gestalt des Künstlers hervortreten zu lassen.

') Auf andere Weise zur Vorsicht gemahnt wird man in den
Fällen, wo identische Wiederholungen von Köpfen vorliegen und nur
das Beiwerk geändert ist (so bei Windsor - Castle, Braun 112=: Ufnzien,
Braun 185).
 
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