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Wölfflin, Heinrich
Die Jugendwerke des Michelangelo — München, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1346#0004
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VORREDE.

Michelangelo's Ruhm, erprobt durch mehr als drei Jahrhunderte,
ist von der Gunst der Zeiten nie eigentlich abhängig gewesen: ver-
standen oder unverstanden, verehrt oder nur kalt bestaunt blieb
der „Göttliche" immer an seiner Stelle und die wandelnden Meinungen
der Menschen sind an ihm vorübergegangen, ohne ihn zu berühren,
wie an einer Erscheinung, die ausserhalb der irdischen Dinge steht.
Nur Eines hat sich geändert. Wenn vordem die berühmtesten
seiner Werke diejenigen des höheren Alters waren und man bei
der sixtinischen Capelle nur; an das grosse Bild des jüngsten
Gerichtes dachte, so hat sich für ui& der Schwerpunkt bedeutend
nach vorne geschoben. In der Sixtina ist uns die Decke, das
Werk des ersten Mannesalters, sehr viel werthvoller als das jüngste
Gericht, ja, es haben kleine Jugendwerke, von denen früher kaum
Notiz genommen wurde, ein Interesse für uns, dass wir sie gegen
die weltbestaunten späteren Sachen nicht austauschen wollten.
Unsere Zeit hat eine Vorliebe für die Anfangs- und Entwickelungs-
perioden, die vielleicht nicht ganz zu rechtfertigen ist, jedenfalls
aber allgemein besteht und auch offen zugestanden wird. Eine
Schrift über die Jugendwerke Michelangelo's wird also nach dieser
Seite keiner Erklärung bedürfen. Dagegen habe ich einige andere
Bemerkungen vorauszuschicken.

Zunächst möge man hier nicht die Lebensgeschichte des
jungen Michelangelo erwarten, sondern lediglich den Versuch, seine
 
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