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Wölfflin, Heinrich; Dürer, Albrecht [Ill.]
Die Kunst Albrecht Dürers — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.27918#0298
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226

vie Xunst Klbrecht Dürers

Dekoration zu hören, leider tritt sie nur teilweis deutlich heroor. Der Künstler
hatte wenig freie Hand.

Der Kaiser wollte einen Triumphbogen. Die monumentale Absicht erschöpfte
sich aber darin, diesen Bogen auf dem Papier als Riesenholzschnitt zu bauen
und die Konzeption entbehrte des eigentlich künstlerischew Charakters. Ein
Kompositum von beinahe hundert einzelnen Stöcken, wo der sinnreiche Zu-
sammenhang alles, die Anschauung nichts oder doch nur wenig bedeutete.
Ein Vergnügen mehr für den Verstand als für das Auge. Dürer hat erst
nachträglich und mit andern zusammen in die Arbeit eingegriffen. Beschränkt
und gebunden, wie er war, ist eine rechte warme Wirkung, trotz allem Phantasie-
aufwand, nicht erreicht worden.

Jn ideellem Zusammenhang mit dem Bogen wurde ein Triumphzug und
ein besonderer kaiserlicher Triumphwagen bestellt, auch dies in Holzschnitt.
Das war schon besser gedacht, und Burgkmair und Altdorfer mit ihrer ge-
schmeidigen Phantasie haben die Aufgabe oorzüglich gelöst. Dürer wirkt etwas
stockend daneben. Der Marschrhythmus lag ihm nicht. Sein Anteil beschränkt
sich übrigens auf weniges.

Eine Produktion der besten Laune sind dagegen die Randzeichnungen zum
Gebetbuch des Kaisers, die populärste Arbeit und nun wirklich ein freies Kunst-
werk, eine unerwartete Nebenblüte von Dürers Linienkunst aus der Zeit seiner
Vollendung.

2.

DasGebetbuch des Kaisers Max (1515). Die Aufgabe lautete, den
Prachtdruck eines Gebetbuches auf Pergament mit Randverzierungen zu
schmücken. Dürer war nicht der einzige Künstler, der dazu befohlen wurde,
Cranach, Baldung u. a. arbeiteten mit, doch war er die Hauptperson dabei
und er hat jedenfalls den Stil bestimmt. Es sollten nicht Miniaturen sein,
sondern Federzeichnungen, Zieraten also, die gewissermaßen aus dem gleichen
Element wie der Text entwickelt waren. Jn den Lettern, wenn sie auch ge-
druckt waren, klang immer noch der Zug der Feder nach, der Satz war-Linien-
werk so gut wie die Zeichnungen, die ihn in sarbiger (jetzt sehr verblaßter)
Tinte bald rötlich, bald violett oder grüngelb umspielten. H

y DieDürerschenBlätter des Gebetbuches (1—56), zusammen mit den Beiträgen Cranachs
liegen auf der Hof- und Staatsbibliothek in München, der Rest, soweit er bekannt ist,
in Besanyon. Dic Jahrzahl 1515 auf Dürers Zeichnungen ist posthum (wie das Mono-
grainm), gibt aber das Richtige. Eine zusammensassende Ausgabe mit historischem Text
wird durch Giehlow vorbereitet. Die Münchner Bruchstücke sind mehrfach publiziert
worden.
 
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