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Wölfflin, Heinrich; Dürer, Albrecht [Ill.]
Die Kunst Albrecht Dürers — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.27918#0394
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316

Die Xunst Klbrecht Dürers

Wort zu verlieren. Die Verkürzung des rechteu Fußes ist eine fast vollkorumen
übereinstimmende und die verschiedene Durchbildung der Form darum nm so
besser zu kontrollieren. Wie das Verhältnis von Nehmen und Geben bei der
Satyrfamilie liegt (Dürer D. 69 und Barbari X. 19) ist mir unklar. Für die
Bolksfiguren (Dürer D. 85 und Barbari X. 16, 17) könnte der Meister des
Hausbuchs als gemeinsame Quelle in Betracht kommen. Vermandt sind auch
Barbaris „Kleopatra" (L. 28) und Dürers Frau des Chrpsostomus (D. 63)
und die vergleichende Anachse des verschieden behandelten Motivs möchte hier
sogar reizvoller sein als irgendwo sonst.

Vierte Anmerkung.

Die Erasmusstelle ist meines Wissens zuerst von Herman Grimm ans Licht
gehoben, dann öfter angeführt und von Robert Vischer in sxtsnso als Motto
zu seinem Düreraussatz abgedruckt morden. Obwohl sie lauter Zntresfendes
enthält, verliert sie doch an Wert, menn man meiß, daß sie ganz aus Plinius-
Reminiszenzen zusammengesetzt ist. F. Studniczka meist mir die vorbildlichen
Stellen nach, von dem Erstaunen über die Ausdrucksfähigkeit einer bloßen
Schwarz-Weiß-Malerei (inonoollromata) bis zum Lobe Dürers als Maler
von Lichterscheinungen: gnin ilts pinA-it ot cznas piiiAi non possnnt, iA-nom,
raäios, tonitrna, lulZ'stra, tnitz'nra ste., mo einsach wiederholt ist, was Plinius
35, 96 von Apelles sagt: pinxit st c^uas pin^i non p088unt, tonitrna, tulAstra,
tuiAnra. Nur für die schwierige Stelle: sx situ rsi nnins non unain spssism
8686 00UÜ8 ollsrsntsm (sxprimit) scheint Plinins keine Analogie zu enthalten.
Die Schwierigkeit liegt darin, daß man nicht weiß, was sich Erasmus als Gegen-
satz zu der nna 8pssis8 gedacht hat. Lpseis^ ist jedenfalls die malerische
Erscheinung und der Sinn des Satzes wird doch wohl der sein, daß Dürer
mit der zufallig gegebenen Ansicht des Gegenstandes sich nicht begnügt habe,
sondern uns ein erschöpsendes Bild dcs Gegenstandes gebe. Damit wäre etwas
sehr Bedentsames über Dürers Kunst gesagt und es ist möglich, daß hier Worte
nachklingen, die der Maler selbst im Gespräch mit dem Humanisten über seine
künstlerischen Grundscitze gebraucht hatte.
 
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