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Knhang

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geschlossenen Knieen dasStehen
weich macht, den Körper schlank
und schwank proportioniert und
mit derselben schwanken Linie
die Modellierung ausführt, das
konnnt alles bei ihm einheitlich
aus dem Temperament und
bedeutet einen grundsatzlichen
Gegensatz zu Dürers Art. Er
steigert diesen Stil bis ins Über-
triebene, und um 1503/4 ist es
ganzdeutlich, daßDürersichvon
seinerSphäre angezogen fühlte.

Die Linie der grünen Passion ist
getränkt von dieser welschen
Süsngkeit, und unterden Stichen
hat die kleine Diana neben dem
bogenschießenden Apoll — um
anderes zu übergehen — ganz
das Languissante der Bar-
bari'schen Frauen.

Dieser Stich ist von jeher im
Mittelpunkt der Erörterungen
gestanden, wo von dem Ver-
hältnis Dürers zu Barbari die
Rede war. Die eigentümliche
Kombination (stehender Mann mit sitzender weiblicher Begleitung) kommt bei-
derseits vor: mit der Frau als Rückenakt bei Barbari X. 14 und bei Dürer
in der Zeichnung R. 233; mit Diana in Vorderansicht nur bei Dürer auf dem
genanntenStich (Ü.68), der dadurch nach der weiblichen Seite außerdirekte Ve»-
gleichung tritt, in der Figur des Bogenschützen dafür um so mehr Uhnlichkeit
mit Barbari aufweist (vgl. Abb. S. 104). Jch erkläre mir das Verhältnis so:
Dürers Zeichnung, die ein Vorstudium des Stiches von Adam und Eva ge-
wesen ist, macht den Ansang. Sie enthält noch nicht, was Barbari hat und
was Dürer beim Stich auch aufnimmt: die weite Stellung der Beine bei Apoll
und die Wendung des Kopfes im Sinne des Kontraposts, das letztere ein Motiv,
das Dürer zwar für feinen Bogenschützen nicht brauchen konnte, dafür im Adam
des Stichs (1504) verwendete. Es ist möglich, daß Barbari hierfür Muster
war. Über den Qualitätsunterschied der zwei Bogenschützen brauchen wir kein

I. de' Barbari, Apollo und Diana
 
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