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Wölfflin, Heinrich
Gedanken zur Kunstgeschichte: Gedrucktes und Ungedrucktes — Basel, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.27251#0009
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VORWORT

Seit Jahren haben gutmeinende Freunde und vertrauensvolle Verleger mir zu-
geredet, einen Band gesammelter Vorträge und Aufsätze herauszugeben.
Solche Sachen gingen sonst leicht verloren und die kurze Reihe meiner Bücher
vertrüge recht wohl noch einen Anhang. Die letztere These ist unbestreitbar,
über die ErhaltungsWürdigkeit der genannten Dinge will ich das Urteil an-
dern überlassen, aber umfangreich ist mein Material sowieso nicht: in Zeit-
schriften bin ich immer ein seltener Gast gewesen und Vorträge habe ich zwar
viele gehalten, aber Manuskripte dazu existieren nicht und nur in besondern
Fällen ist der Text nachträglich aufgeschrieben worden. Warum der Vorschlag
aber überhaupt mir wenig lockend erschien, war jener Charakter des Zufällig-
Gebündelten, den solche Sammlungen kleiner Schriften gewöhnlich zu haben
pflegen. Erst als ich die Möglichkeit erwog, mein Material so zu sichten, daß
es gewissen Hauptbegriffen unterstellt werden könnte, Begriffen, die zugleich
die Richtung andeuteten, wo das Wesentliche meines Beitrages zur Kunstge-
schichte liegt, bekam der Plan ein freundlicheres Gesicht und es ergab sich,
daß auf diese Art am besten auch einzelne ungedruckte Sachen unter Dach
gebracht werden konnten, die voraussichtlich nie mehr zu einer durchgebil-
deten, selbständigen Gestalt gediehen wären.

Ein Buch aus einem Guß ist natürlich auch so nicht entstanden, ja, es
mußten, indem Jüngeres neben Älterem (bis zu fünfundzwanzig Jahren zurück)
vorgebracht wird, Mißstände sich ergeben, derentwegen ich ausdrücklich um
Nachsicht zu bitten mich verpflichtet fühle. Zunächst sind einzelne Wieder-
holungen unvermeidlich, wenn man bei verschiedenem Anlaß auf die gleichen
Dinge zu sprechen kommt. Und weiterhin zeichnen sich sehr deutlich die per-
sönlichen Schranken ab, innerhalb deren der Einzelne, wenn er nicht zu den
reichen Naturen gehört, zeitlebens befangen bleibt, und es ist kein Trost, wenn
man, weiter zurückgreifend, dieses sein Persönliches als von allem Anfang an
vorhanden feststellen kann. (Es war mir ein sehr eigentümlicher Eindruck, als
ich zufällig bemerken mußte, wie viel von Späterem zum Beispiel schon in
einem Vortrag über antike Triumphbogen enthalten ist, den ich ganz früh ein-
mal in einer Adunanz des deutschen archäologischen Instituts in Rom - Winter

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