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Wölfflin, Heinrich <Prof. Dr.>; Dürer, Albrecht [Editor]; Gerstenberg, Kurt [Oth.]
Kunst Albrecht Dürers — München, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.29638#0392
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ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE


Zeichnung zur Andria, Akt II, Szene 2

dische Knicken der Kniee und Überquer-
stellen der Füße, Beugen des Oberkör-
pers, wippendes Daherkommen, dane-
ben oft eine ganz italienisch anmutende
Eleganz in den lässigen Stellungen. Die
Sympathie des Zeichners scheint den
schlanken, jungen Kavalieren zu gehö-
ren. Starke Bewegungen sind eher ver-
mieden, und es ist auffällig, wie wenig
aus Szenen gemacht ist, die dazu auf-
gefordert hätten, wie z. B. die Belage-
rung eines Hauses (Eunuch IV, 8. Ver-
gleiche dazu die entsprechende, mehr
bewegte Darstellung in dem Ulmer Te-
renz von 1486, Abbildung bei Muther,
Buchillustration, Tafel 91). Über die Ab-
hängigkeit der Basler Terenzzeichnun-
gen vom Ulmer Terenz vgl. Stadler
(a. a. O. S. 207) und Herrmann (For-
schungen zur deutschen Theaterge-
schichte des Mittelalters und der Renais-
sance, 1914).
Die Figuren stehen locker nebeneinan-
der. Kein Zusammenfassen, keine Über-
schneidungen. Bei elegantem Abstand
wird die Silhouettenwirkung durchaus
gewahrt. Auch in Innenräumen bleibt
es licht und räumig. Bei den Szenen im

Freien streift der Eindruck oft ans
Leere.
Die Strichführung auffallend abgeklärt
und ausgeglichen. Die einzelnen Linien
leichtflüssig in egalen Intervallen hin-
gesetzt. Linien ohne besondere Schlag-
kraft, aber von sehr angenehmer Wir-
kung. Kreuzlagen kommen kaum vor,
doch ist schon ein deutliches Gefühl vor-
handen für das Kontrastieren von Hori-
zontal- und Vertikalschraffen und für
das harmonische Zusammengehen der
Binnenzeichnung mit der Umrißlinie.
Alles in allem eine wählerische Linien-
führung, die ruhig wirken will. In die-
sem Sinne sind auch die Schlagschatten-
linien nicht mit wüstem Durcheinander
der Richtungen gekennzeichnet wie
sonst, sondern meist gleichlaufend.
Solchen dekorativen Vorzügen steht
gegenüber, daß, wie schon angedeutet,
die Zeichnung nicht eben gehaltvoll ist.
Für die Form an sich ist wenig Interesse
dagewesen. Formelhafte Hände. Sche-
matische Köpfe. Die Gesträuchzeich-
nung mit einem Mindestmaß von ge-
staltgebender Linie erledigt. Und schließ-
lich im ganzen eine Monotonie der Er-
 
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