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ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE
schichte d. neusprachl. wissenschaftl.
Literatur Bd. I, S. 4i4ff., wo das Ver-
hältnis Dürers zur deutschen Mathe-
matik und konstruktiven Baulehre klar-
gelegt wird.
2) Auch hierfür sind italienische Quellen
nachgewiesen, nämlich die Schrift des
Marsilius Ficinus vom gesunden Leben.
Vgl. Giehlow in den oben angeführten
Untersuchungen zur „Melancholie“.
(Mitteilungen der Gesellschaft für gra-
phische Kunst 1903/04.)
356 *) Vgl. Panofsky, Dürers Kunsttheorie,
vornehmlich in ihrem Verhältnis zur
Kunsttheorie der Italiener, 1915, und
Kauffmann, Dürers rhythmische Kunst
1923 (in diesem Buche ist der Begriff der
„Vergleichung im Ungleichen“ neu und
vortrefflich erfaßt, aber in seiner Be-
deutung für die Kunst übersteigert).
2) LF. 221. — Bild heißt Figur, Gestalt.
Bei Springer und andern sind Mißver-
ständnisse entstanden, weil der alter-
tümliche Sinn des Wortes verkannt
wurde.
359 x) L. B. Alberti gewann seine Maße des
schönen Menschen aus einem Durch-
schnitt von Messungen solcher Körper,
die von Kennern (periti) als schön be-
zeichnet wurden.
360 J) Vgl. Cicero, orator, c. 2. Die Stelle be-
handelt bei Müller, Geschichte der Theo-
rie der Kunst bei den Alten II, S. 199.
2) Dieser oft zitierte Satz (der zweimal,
aber nur in den Manuskripten vor-
kommt) schillert in nicht ganz eindeu-
tiger Bedeutung. Einerseits läßt sich
nach dem Zusammenhang der Sinn
kaum anders verstehen, als daß Dürer die
Unfaßbarkeit der höchsten Schönheitge-
meint habe (die weiß Gott allein); wenn
es dann aber andrerseits heißt (LF. 300):
die Schönheit, was das ist, das weiß ich
nicht, wiewohl sie vielen Dingen
anhängt, so kann man wohl auch in-
terpretieren, daß er die Schönheit ihrem
Wesen nach für etwas Unergründliches
hielt.
Übrigens wird man auch sonst, bei ein-
zelnen Worten, einen Doppelsinn anzu-
nehmen haben. Sonst kommt man in die
Enge. „Vergleichlich“ ist einmal = pro-
portional, dann aber auch — das Mittlere
zwischen extremen Fällen; „geschickt“
ist einmal = passend, schicklich inner-
halb eines gegebenen Ganzen, dann
aber auch = schön im absoluten Sinn
(Gegensatz:,, Häßlich und ungeschickt' ‘,
„Unschicklichkeit und Ungestalt“).
362 x) Zuerst abgebildet bei Conway (literary
remains) 1513.
2) Dieser Ausdruck wird übertrieben er-
scheinen gegenüber der großartigen
Zeichnung von fünf auferstehenden
Männern, die aus der Sammlung Lanna
19x0 ins Berliner Kabinett gekommen
ist (L. 875, Wö. 77), aus dem Jahr 1526.
Immerhin möchte die Grundempfindung
zu Recht bestehen bleiben, zumal, wie
mehrfach beobachtet wurde, ein Weg
von Paolo Uccellos Sintflut in S. Maria
Novella in Florenz über unbekannte
Zwischenstufen zu dieser Zeichnung
führt.
ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE
schichte d. neusprachl. wissenschaftl.
Literatur Bd. I, S. 4i4ff., wo das Ver-
hältnis Dürers zur deutschen Mathe-
matik und konstruktiven Baulehre klar-
gelegt wird.
2) Auch hierfür sind italienische Quellen
nachgewiesen, nämlich die Schrift des
Marsilius Ficinus vom gesunden Leben.
Vgl. Giehlow in den oben angeführten
Untersuchungen zur „Melancholie“.
(Mitteilungen der Gesellschaft für gra-
phische Kunst 1903/04.)
356 *) Vgl. Panofsky, Dürers Kunsttheorie,
vornehmlich in ihrem Verhältnis zur
Kunsttheorie der Italiener, 1915, und
Kauffmann, Dürers rhythmische Kunst
1923 (in diesem Buche ist der Begriff der
„Vergleichung im Ungleichen“ neu und
vortrefflich erfaßt, aber in seiner Be-
deutung für die Kunst übersteigert).
2) LF. 221. — Bild heißt Figur, Gestalt.
Bei Springer und andern sind Mißver-
ständnisse entstanden, weil der alter-
tümliche Sinn des Wortes verkannt
wurde.
359 x) L. B. Alberti gewann seine Maße des
schönen Menschen aus einem Durch-
schnitt von Messungen solcher Körper,
die von Kennern (periti) als schön be-
zeichnet wurden.
360 J) Vgl. Cicero, orator, c. 2. Die Stelle be-
handelt bei Müller, Geschichte der Theo-
rie der Kunst bei den Alten II, S. 199.
2) Dieser oft zitierte Satz (der zweimal,
aber nur in den Manuskripten vor-
kommt) schillert in nicht ganz eindeu-
tiger Bedeutung. Einerseits läßt sich
nach dem Zusammenhang der Sinn
kaum anders verstehen, als daß Dürer die
Unfaßbarkeit der höchsten Schönheitge-
meint habe (die weiß Gott allein); wenn
es dann aber andrerseits heißt (LF. 300):
die Schönheit, was das ist, das weiß ich
nicht, wiewohl sie vielen Dingen
anhängt, so kann man wohl auch in-
terpretieren, daß er die Schönheit ihrem
Wesen nach für etwas Unergründliches
hielt.
Übrigens wird man auch sonst, bei ein-
zelnen Worten, einen Doppelsinn anzu-
nehmen haben. Sonst kommt man in die
Enge. „Vergleichlich“ ist einmal = pro-
portional, dann aber auch — das Mittlere
zwischen extremen Fällen; „geschickt“
ist einmal = passend, schicklich inner-
halb eines gegebenen Ganzen, dann
aber auch = schön im absoluten Sinn
(Gegensatz:,, Häßlich und ungeschickt' ‘,
„Unschicklichkeit und Ungestalt“).
362 x) Zuerst abgebildet bei Conway (literary
remains) 1513.
2) Dieser Ausdruck wird übertrieben er-
scheinen gegenüber der großartigen
Zeichnung von fünf auferstehenden
Männern, die aus der Sammlung Lanna
19x0 ins Berliner Kabinett gekommen
ist (L. 875, Wö. 77), aus dem Jahr 1526.
Immerhin möchte die Grundempfindung
zu Recht bestehen bleiben, zumal, wie
mehrfach beobachtet wurde, ein Weg
von Paolo Uccellos Sintflut in S. Maria
Novella in Florenz über unbekannte
Zwischenstufen zu dieser Zeichnung
führt.