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VORWORT DES HERAUSGEBERS

Spät erst ist im Leben Heinrich Wölfflins der Plan auf getaucht, die zerstreuten kleinen
Schriften, Aufsätze und Reden zusammenzufassen und neu herauszugeben, fwar findet
sich in seinen Aufzeichnungen schon Ende i8gg, gleich nach dem Erscheinen der « Klas-
sischen Kunst», der Gedanke an einen Neudruck der Dissertation «Prolegomena zu einer
Psychologie der Architektur», im Zusammenhang mit einem in dieser Form nicht weiter
verfolgten Projekt, «Prolegomena zu einer Psychologie der Kunst» zu schreiben. Und igij,
nach dem Erscheinen der «Kunstgeschichtlichen Grundbegriffe», wurde der Plan erwogen,
eine Sammlung von Vorträgen zu veranstalten, für deren Gliederung Wölfflin die Stich-
worte notierte: «Charakter der deutschen Baukunst; Dürer und die deutsche Kunst; Rem-
brandt als Erzieher.» Allein auch dieses Projekt blieb liegen, und nach dem Stand der
Manuskripte wird es kaum mehr möglich sein, die Vorträge Wölfflins in ihrem originalen
Wortlaut zu rekonstruieren.

Erst der Siebzigjährige hat sich dann, wiederum nach dem Erscheinen eines Buches
(Italien und das deutsche Formgefühl, ip31) und angeregt durch einen Vorschlag des
Basler Verlegers Benno Schwabe, mit dem Gedanken der Herausgabe seiner «Kleinen
Schriften» beschäftigt. Seit ig$4 folgen sich in den wissenschaftlichen Aufzeichnungen
mehrere Programme für einen solchen Band, und es ist sehr bezeichnend für Wölfflins
Bedürfnis nach einem sichtbaren Abschluß seiner Lebensarbeit, daß er zunächst daran
dachte, in einer solchen Zusammenfassung «sich selbst zu dokumentieren» . . . «sich mög-
lichst vollständig zu charakterisieren», seine eigene Entwicklung darzustellen und darum
dem geplanten Buche ein autobiographisches Kapitel mitzugeben. Obwohl in diesen Pro-
grammen nicht entfernt an irgendeine Vollständigkeit gedacht wurde, so fehlt in ihnen doch
kaum eine von den Arbeiten, die wir hier abdrucken.

Der Leser der Schriften Wölfflins weiß, was aus diesen Plänen geworden ist: ig/41
erschien das Buch «Gedanken zur Kunstgeschichte, Gedrucktes und Ungedrucktes», das in
seinen fünf Abschnitten ältere Arbeiten und neue Überlegungen zu denjenigen Fragen der
Wissenschaft enthält, die Wölfflin in einem besonderen Sinne als die seinigen betrachtete.
Vergleicht man aber dieses schöne und abendlich besinnliche Buch mit den ursprünglichen
Absichten, so wird es fast schmerzlich klar, wie sehr Wölfflin ein großes, umfassendes
Material, in welchem ein wesentlicher Teil seiner Lebensarbeit ausgebreitet war, schließ-
lich auf einige wenige leitende Gedanken konzentriert, reduziert hat. Auch das biographische
Kapitel mußte dieser Reduktion zum Opfer fallen und mit ihm die Aufsätze sowohl des
jungen wie des reifen Heinrich Wölfflin aus Basel und Berlin. Der älteste Beitrag stammt
von dem Fünfzigjährigen, und auf alles Frühere wird nur in gelegentlichen Bemerkungen
hingewiesen.
 
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