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ZUR ALLGEMEINEN CHARAKTERISTIK VON GESSNERS KUNST

SALOMON GESSNER. DIE STRASSE ZUM APOLLOTEMPEL

Schönheit, und erst die Generation eines resoluten Linearismus, die nachdrängte,
hat ihn zerrissen.

Letzten Endes aber ist es nicht nur eine ästhetische, sondern eine sittliche
Idee, in der Geßners Künstlerschaft wurzelt. Das Schöne ist dem Guten bluts-
verwandt, und die Entzückungen, die die Sichtbarkeit mit all ihrer Schönheit
dem Menschen zu bieten vermag, diese Entzückungen sind doch nur der zarten
reinen Seele Vorbehalten. Nur ein «zärtlich gebildetes» Gemüt kann den Wert
des Einfach-Natürlichen erkennen und genießen. Wehe dem, dem niedrige
Leidenschaften den Spiegel der Seele trüben! Der Tugendhafte aber «ist unend-
lichen Glückes fähig im schlichten Besitze seiner selbst.»

*

Dem klassischen deutschen Humanismus hat Geßner nichts mehr bedeuten
können. Die Begriffe des Schönen und des Guten hatten sich mit einem neuen
Inhalt gefüllt, und neben der Kraft und Fülle dieser neuen Auffassung des

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