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Woermann, Karl
Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker (5. Band): Die Kunst der mittleren Neuzeit von 1550 bis 1750 (Barock und Rokoko) — Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.67364#0365
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Die Haarlemer Malerei von 1550 bis 1650. Cornelis Cornelisz.

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bis 1631) und namentlich Jan Müller (um 1570—1625), der der kühnste und freieste
von allen ist. Etwas später reiht Jan van de Velde (1596—1641) sich ihnen als einer der
glänzendsten Haarlemer Siecher und Radierer an.
Als Maler zog Cornelis Cornelisz, auch Cornelis van Haarlem genannt (1562
bis 1638), mit Goltzius an einem Strange. Cornelisz, der sich in Amsterdam, in Frankreich und
in Antwerpen gebildet hatte, ist der holländische Hauptmeister der italienischen Richtung seiner
flämischen Vorgänger Michael van Coxcyen und Frans Floris (Bd. 4, S. 542). Seinen treff-
lichen Bildnissen
freilich sieht man,
wie denen des Flo-
ris, keine ange-
lernte Manier an.
Sie atmen boden-
ständige Kraft. Zu
den besten gehört
das des Dichters
und Kupferstechers
Coornhertin Haar-
lem, gehört aber
vor allem das große
Schützengruppen-
bildnis in Haarlem,
das er hier 1583
gleich nach seiner
Rückkehrvonseinen
Lehr- und Wander-
jahren malte. In
der Entwickelungs-
geschichte dieser bo-
denständigen hol-
ländischen Bildnis-
gruppcnmalerei,


die Six und Riegl

eindringlich ver-


folgt haben, spielt diese große Schützenmahlzeit von 1583 eine wichtige Rolle. Wie diese Kunst
Hollands, die sich zunächst der Schützengilden annahm, sich von der steifen Nebeneinander-
stellung unbekümmert um einander aufgepflanzter Schützenhalbfiguren allmählich durch die
Darstellung der ganzen Gestalten, durch die Hervorhebung der Hauptleute, durch die diagonale
Teilung, durch die Beseelung der Köpfe und durch die Einfädelung lebendiger Beziehungen
der Dargestellten zueinander zur Darstellung künstlerisch abgerundeter Bildnisgruppen wurden,
haben wir schon im 4. Bande (S. 543) bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts verfolgt. Gerade
Cornelisz' Haarlemer Schützenmahlzeit von 1583 tat, wenn auch noch spröde und schüchtern,
den ersten Hauptschritt in der Belebung der Gruppen durch ein gemeinsames Tun und der
Anknüpfung persönlicher Beziehungen der Dargestellten untereinander. Cornelisz' biblische
 
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