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Wolff, J. A.
Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ihre Kunstdenkmäler und Künstler: archivalisch und archäologisch bearbeitet ; ein Beitrag zur niederrheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters — Calcar, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14704#0012
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IV

Meine folgende Aufgabe war nun die Untersuchung der angegebenen Quellen zur Auffindung der
Meister der Calcarer Kunstschätze. Nach zweijährigem Forschen durften die Ergebnisse in Betracht der
wenigen erhaltenen Rechnungen des 14. und 15. Jahrhunderts als durchaus befriedigend erscheinen.

Jetzt galt es, sämmtliche Kunstdenkmäler richtig zu erläutern und zu diesem Zwecke vorher die
Quellen aufzufinden, welche den Meistern vorlagen und nach denen sie ihre Bildwerke ausführten. Uner-
müdliches Ausharren und Gottes Hülfe führte zum vollständigen, begründeten Verständniss sämmtlicher
Bildwerke. Das so gewonnene, reichhaltige Material wäre unverzüglich für den Druck ausgearbeitet und
veröffentlicht worden, wenn ich den innern Drang hätte überwinden können, nochmals ins Archiv zu gehen,
um, wenn möglich, die so nahe liegende und berechtigte Frage zu beantworten, woher es denn gekommen;
sei, dass in Calcar ausser der Malerei namentlich die Sculptur in solcher Weise geblüht habe und warum,
ihre Erzeugnisse noch in so grosser Zahl daselbst erhalten sind, kurz, um die Vergangenheit einer Stadt,
deren hervorragende vormalige Bedeutung schon das stattliche Rathhaus und der umfangreiche Marktplatz
vcrmuthen lassen, kennen zu lernen. Mit einem sorgfältig angefertigten Plane des Gewünschten in der
Hand erneuerte ich voll Muth und Vertrauen die Quellenforschungen. Es wurde nicht allein das Stadt-
und Kunstgeschichtliche notirt und copirt, sondern auch alles, was zur Culturgeschichtc und Volkswirt-
schaftslehre einen Beitrag liefern konnte. So gewann ich, freilich erst nach einigen Jahren, ein reiches
Material, dessen Ausarbeitung mich noch lange beschäftigen kann.

Diesen Anstrengungen erlag endlich meine rüstige Gesundheit auf längere Zeit. Die Vcrtheilung,
Anordnung und Ausarbeitung konnte deshalb erst vor anderthalb Jahren begonnen und die Vollendung
einzelner Partien nur langsam erreicht werden, um so mehr, als ich zu dem Zwecke mich gleichzeitig
mit den einschlägigen "Wissenschaften zu beschäftigen hatte. Diese Darlegung glaubte ich Bekannten und
Freunden zu schulden, die mir ob der verzögerten Fertigstellung und Veröffentlichung Vorwürfe gemacht
haben. Meine Aufgabe war ihnen eben so wenig bekannt als die Faktoren, mit denen ich rechnen musste.
Möge das Dargebotene des langen "Wartens Werth erachtet werden.

Die vorliegende Arbeit erscheint in zwei Ausgaben, die sich nur durch Titelblatt und Bildwerk
unterscheiden. Die eine ist mit 92, die andere nur mit drei Original-Photographien begleitet. Dem
hoffentlich bald folgenden grösseren, im Manuscript fertigen, mit sämmtlichen Quellen versehenen Werke
werden ausser mehreren xylographischen Abbildungen 30 bis 40 Photographien in Visitenkartengrösse
beigegeben werden.

Calcar, am Tage der Vollendung des Cölner Domes (14. August) 1880.

J. A. Wolff.
 
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