Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ein imposanter Hallenbau aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts, enthält ausser zahlreichen Gemälden und einigen herrlichen Erzeugnissen der Goldsehmiedekunst
eine grössere Fülle bewundernswürdiger Sculpturen als irgend eine andere bekannte Kirche. lieber die
Herkunft dieser und der übrigen Denkmäler mittelalterlicher Kunst, wie auch über deren Erhaltung in
solcher Menge an diesem Orte fehlte bisher jeder urkundliche Nachweis. Das noch ziemlich umfassende
Stadt- und Kirchenarchiv war weder geordnet noch gründlich erforscht und über der Vergangenheit, vor-
züglich über der innern Geschichte der Stadt lag ein dichter Schleier. An eine wissenschaftliche, voll-
ständige Erläuterung der Kunstdenkmäler hatte man sich eben so wenig gewagt, als an eine zeitgemässe
und vielfach verlangte photographiseho Aufnahme derselben.
Verschiedene Gründe und ausserdem mehrseitige Anregungen von Kunstgclchrten bewogen mich
als Curatpricstcr an der genannten Kirche, der Ausführung jener grossen und schönen Sache zur Förderung
der "Wissenschaft und Kunst meine Mussestunden ganz zu widmen. Zunächst licss ich im Juli 1868
den Kgl. Pr. Hofphotographen Friedrich Brandt, dessen eminente Tüchtigkeit durch die Aufnahme des
Brüggemann'schen Altars zu Schleswig sich glänzend erwiesen hatte, aus Flensburg kommen, damit er die
hiesigen Kunstdenkmäler unter meiner Leitung photographisch aufnehme. Die durch die colorirten Glas-
fenster geschwächte Beleuchtung, die ungünstige Stellung der umfangreichen Flügelaltäre, des Chorgcstühls
und der Krone, die Tiefe der Altarschreine, die erstaunliche Fülle der Darstellungen in denselben und die
dunkle Eichcnholzfarbe erschwerten die Keproduction derjenigen Gegenstände, welche sich ohne grosse
Gefahr der Beschädigung nicht versetzen liessen und deshalb nur innerhalb der Kirche aufgenommen
werden konnten. Dank der Befähigung und Ausdauer des Photographen gelang nach mchrwöchcntlichen
Versuchen das Unternehmen. Ausser dem Album von 90 Bl. in Grossquartformat wurden 9 Bl. in
Extragrösse und 57 Bl. in Stereoskopform hergestellt. Der glückliche Erfolg bestimmte mich, gleich
darauf auch den herrlichen St. Victorsdom zu Xanten und dessen Kuustschätze aufnehmen zu lassen. Das
grosse, schöne Album desselben zählt 79 Bl.; ausserdem wurden 5 Bl. in Extragrösse und 23 Stereoskop-
bilder angefertigt. Nach zweimonatlicher Thätigkeit kehrte der Photograph mit den Negativbildern
nach Flensburg zurück, um sie nach und nach zu gelegenen Zeiten auszuführen.
Ohne Commentar sollte das Bildwerk nicht veröffentlicht werden. Indessen sind später unter der
Hand viele einzelne Blätter, auch manche vollständige Albums, und von letzteren eine kleine Anzahl mit
oinem sehr kurzen, provisorischen Commentar abgegeben worden.
hunderts, enthält ausser zahlreichen Gemälden und einigen herrlichen Erzeugnissen der Goldsehmiedekunst
eine grössere Fülle bewundernswürdiger Sculpturen als irgend eine andere bekannte Kirche. lieber die
Herkunft dieser und der übrigen Denkmäler mittelalterlicher Kunst, wie auch über deren Erhaltung in
solcher Menge an diesem Orte fehlte bisher jeder urkundliche Nachweis. Das noch ziemlich umfassende
Stadt- und Kirchenarchiv war weder geordnet noch gründlich erforscht und über der Vergangenheit, vor-
züglich über der innern Geschichte der Stadt lag ein dichter Schleier. An eine wissenschaftliche, voll-
ständige Erläuterung der Kunstdenkmäler hatte man sich eben so wenig gewagt, als an eine zeitgemässe
und vielfach verlangte photographiseho Aufnahme derselben.
Verschiedene Gründe und ausserdem mehrseitige Anregungen von Kunstgclchrten bewogen mich
als Curatpricstcr an der genannten Kirche, der Ausführung jener grossen und schönen Sache zur Förderung
der "Wissenschaft und Kunst meine Mussestunden ganz zu widmen. Zunächst licss ich im Juli 1868
den Kgl. Pr. Hofphotographen Friedrich Brandt, dessen eminente Tüchtigkeit durch die Aufnahme des
Brüggemann'schen Altars zu Schleswig sich glänzend erwiesen hatte, aus Flensburg kommen, damit er die
hiesigen Kunstdenkmäler unter meiner Leitung photographisch aufnehme. Die durch die colorirten Glas-
fenster geschwächte Beleuchtung, die ungünstige Stellung der umfangreichen Flügelaltäre, des Chorgcstühls
und der Krone, die Tiefe der Altarschreine, die erstaunliche Fülle der Darstellungen in denselben und die
dunkle Eichcnholzfarbe erschwerten die Keproduction derjenigen Gegenstände, welche sich ohne grosse
Gefahr der Beschädigung nicht versetzen liessen und deshalb nur innerhalb der Kirche aufgenommen
werden konnten. Dank der Befähigung und Ausdauer des Photographen gelang nach mchrwöchcntlichen
Versuchen das Unternehmen. Ausser dem Album von 90 Bl. in Grossquartformat wurden 9 Bl. in
Extragrösse und 57 Bl. in Stereoskopform hergestellt. Der glückliche Erfolg bestimmte mich, gleich
darauf auch den herrlichen St. Victorsdom zu Xanten und dessen Kuustschätze aufnehmen zu lassen. Das
grosse, schöne Album desselben zählt 79 Bl.; ausserdem wurden 5 Bl. in Extragrösse und 23 Stereoskop-
bilder angefertigt. Nach zweimonatlicher Thätigkeit kehrte der Photograph mit den Negativbildern
nach Flensburg zurück, um sie nach und nach zu gelegenen Zeiten auszuführen.
Ohne Commentar sollte das Bildwerk nicht veröffentlicht werden. Indessen sind später unter der
Hand viele einzelne Blätter, auch manche vollständige Albums, und von letzteren eine kleine Anzahl mit
oinem sehr kurzen, provisorischen Commentar abgegeben worden.