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Wolff, J. A.
Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ihre Kunstdenkmäler und Künstler: archivalisch und archäologisch bearbeitet ; ein Beitrag zur niederrheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters — Calcar, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14704#0021
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KUNSTGESCHICHTLICHES.

A. Architektur.

I. Die frühere Kirche.

er Bau der jetzigen Pfarrkirche wurde Anfangs des 15. Jahrhunderts in Angriff genommen1).
Heber die frühere Kirche lässt sich nur Weniges berichten. Die erste uns bekannte Erwäh-
nung geschieht in einer Urkunde vom (5. Juli 129:i, mittelst welcher die Gräfin Aleidis
von Cleve und ihr orstgeborner Sohn Graf Theodorich einen wegen des Hofes Traar abge-
schlossenen Vergleich durch Anhängung ihrer Siegel bekräftigen. Diese Urkunde, abgedruckt in Lacom-
blet's Urkundenbuch 15. 11. 941, schliesst nämlich mit den Worten: Acta sunt hec in ecclesia opidi de
Kalkere feria quarta proxima ante festum b. Margarete Virginia anno d. MCC. nonagesimo tertio etc. —
Sodann wird die Mkolai-Piarrkirche zu Calcar erwähnt in einem Ablassbriefe von einem Erzbischofe und
zwölf Bischöfen, datirt Avignon den 13. Mai 13252), dem 9. Jahre des Pontifikats Joh. XXII. In dem-
selben wird allen Christgläubigen, welche nach abgelegter rcumüthiger Beichte (vere poenitentibus et con-
fessis) bestimmte Andachtsübungen verrichten, unter andern an näher bezeichneten Tagen die Pfarrkirche
zu Calcar besuchen, oder dersclbon letztwillig etwas vermachen oder der Klrcbenfabrik zur Verherrlichung
des Gottesdienstes hülfreiche Hand bieten, für jeden einzelnen Fall von jedem der 13 Bischöfe ein Ablass
von 40 Tagen verliehen3). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird der Pfarrkirche in Urkunden,
betreffend die Consekration von Altären, wiederholt gedacht. — Heber die Beschaffenheit des alten Kirchen-
gebäudes fehlen die Nachrichten. Wahrscheinlich ist, dass der nördliche niedere Seitenchor der jetzigen
Pfarrkirche der nördliche Kreuzarm der früheren einschiffigen Kreuzkirche gewesen ist. Die ganze Anlage,
die Beschaffenheit des Mauerwerks und die Dachconstruction lassen keinen Zweifel darüber, dass dieser
Bautheil älter ist, als die jetzige Kirche. Mit dem Gewölbe ist augenscheinlich später eine Veränderung
vorgenommen, was auch durch die Kirchenrechnung vom Jahre 1538 bestätigt wird. Wie der genannte
Kreuzarm, waren wohl auch die übrigen Mauern der alten Kirche mit Tufsteinen nur bekleidet, nicht aber
durchweg aus solchen erbaut. Die Kirche datirt aus einer Zeit, wo es einerseits an Mitteln fehlte, einen
kostspieligen, imposanten Bau aufzuführen, andererseits aber auch der geringen Bevölkerung wegen kein
Bedürfniss dazu vorlag. — Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts fasste man den Plan, an Stelle der
alten eine neue, grössere Kirche zu bauen. AVir schliessen dieses aus einer im Stadtlagerbuch erhaltenen

1) S. oben.

2) Copie in lib. pastor. der Pfarrkirche.

3) Der Erzbischof von Cöln genehmigte den Ablass und verlieh auch seinerseits einen von 40 Tagen.

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