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Woltmann, Alfred; Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 1): Die Malerei des Alterthums — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.48519#0351
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Das hohe Mittelalter. Italien.

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in der Tribuna des Baptifteriums zu Florenz, laut Jnfchrift im Jahre 1225 von Baptifterium,
dem Franciskaner Bruder Jacobus ausgeführt; befonders die grofsen Gehalten lloienz-
der Madonna und Johannes des Täufers in zwei Kappen des Kreuzgewölbes 4),
das durch vier Säulen mit knieenden Männern fchön getheilt wird und in fei-
ner Mitte das Lamm, umgeben von acht altteftamentarifchen Figuren, enthält.
Auch die römifchen Wandmalereien jener Epoche, die Kreuzigung in der Wandbilder,
Capella del Martirologio zu St. Paul vor den Mauern, die Darftellungen kon1'
aus der Conftantinslegende in der unter Innocenz II. (1130 —1143) errichteten
Capelle S. Silveftro2) neben der Kirche Quattro Coronati, die Bilder aus
der Zeit Honorius III. in der Vorhalle und an der inneren Weftwand von
S. Lorenzo fuori le mura, die theilweife in die Zeit Innocenz III. (1198—•
1216) und Gregors IX. (1227—1241) fallenden Malereien im Sacro Speco
bei Subiaco gehören derfelben Stilrichtung an, find aber roh in der Aus-Subiaco,
führung. Das nördliche Italien befitzt einen grofsartigen Bildercyclus aus der
erften Hälfte des 13. Jahrhunderts in der Kuppel des Baptifteriums zu Parma. Parma.
Unter den Tafelbildern, in welchen byzantinifcher Einflufs, aber auf weit
unerfreulichere Weife, zu Tage tritt, find befonders die zahlreichen grofsen Cru- Crucifixe.
cifixe merkwürdig, die, ausgefchnitten und bemalt, als Erfatz für holzgefchnitzte
Arbeiten in den Kirchen angebracht wurden und in Lucca, Pifa fowie an an-
deren Orten vorkommen. Der Leib erfcheint überall ftark hängend, häfslich
und asketifch bis zum Widerlichen. Die Enden der oberen Kreuzarme enthal-
ten in Runden die Halbfiguren Gott Vaters, der Maria und des Johannes,
manchmal find feitwärts noch kleine Paffionsfcenen angebracht. Bezeichnend
find mehrere Crucifixe von der Hand des Giunta Pifano, der zwifchen 1202 und Giunta
1255 urkundlich in Pifa nachweisbar ift4), befonders das mit feinem Namen 1 2 3 4 lfano'
bezeichnete in S. Ranierino dafelbft. Das Streben, durch den Ausdruck dumpfer
Qualen die heftigfte Erfchütterung hervorzurufen, teiltet hier das Aeufserfte.
Wie in der Behandlung des Körpers ift der byzantinifche Einflufs auch in dem
zähen Bindemittel der Farben kenntlich.
D. Sicilien.
Eine befondere Schule unter byzantinifchem Einflufs, in fich abgefchloffen Griechifche
und von geringem Zufammenhange mit dem übrigen Italien, blühte in Si- arabifche
cilien. Hier trat das lateinifche Element unter der fortdauernden byzantini- Elemente-
fchen Herrfchaft immer mehr gegen das griechifche zurück, und als fleh dann
in der erften Hälfte des 9. Jahrhunderts die Eroberung durch die Araber voll-
zog, blieben unter deren Herrfchaft die Städte mit ihrem griechifchen Cha-
rakter, ihren alten Verfaffungen und ihrer Induftrie belieben. Einen Gewerbs-
zweig , der zunächft im griechifchen Reiche feinen Sitz hatte, und den fleh
dann auch die Araber angeeignet, übernahm Sicilien fchon früh, mindeftens
feit dem 10. Jahrhundert, von den Byzantinern: die Seidenmanufactur und die
textile Kunft. Auch nach der normannifchen Eroberung (feit 1071) erhielten Textile
Kunft.
1) E. F'örßer, Denkm. ital. Malerei I, Taf. 14.
2) Agincourt, Taf. 100.
3) Ciampi, Notizie della Sagrestia Pistojefe de belli arredi, S. 141 (vgl. Schnaafe, VII S. 310).
4) Abbildung bei Roftni Taf. III.
 
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