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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 2): Die Malerei der Renaissance — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.48520#0012
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VI

Vorwort.

Gelehrten für diefe Theilnahme an dem vorliegenden Werke ebenfo dankbar
fein, wie der Verleger und der Unterzeichnete, welcher auf Wunfch des
let^eren die weitere Fortsetzung und Vollendung der „Gefchichte der Maler ei“
allein übernahm. Der neue, veränderte Titel, mit dem der zweite Band erfcheint,
entfpricht der veränderten Sachlage.
Vorarbeiten Weltmanns für die Fortfetzung des Werkes fanden fich fo
gut wie gar nicht. Ich konnte nur für den Abfchnitt „Oberitalienifche Minia-
turen“ (S. 348—352) einige wenige Notizen meines unvergefslichen Freundes
benutzen. Im übrigen beginnt auf S. 323 mit dem Kapitel „Die übrigen
Schulen Oberitaliens“ meine eigene Arbeit. Da aber die Vorrede der von
Sidney Colvin fo vorzüglich geleiteten englifchen Ausgabe diefes Werkes
(p. VI) meine Fortfetzerarbeit im voraus etwas anders charakterifirt, fo erfcheint
es mir nicht überflüffig, auch für diefen Band zu wiederholen, was Woltmann
im Vorwort zum erflen Bande im Bezug auf feinen und meinen Antheil an
demfeiben bemerkte: „Jeder der beiden Autoren war in feinem Theile durch-
aus felbßändig.“ Wenn ich auch felbflverfländlich beßrebt war, das Werk im
Geiße Woltmann’ s weiterzuführen, wenn ich auch auf feinen Plan, fo weit der-
felbe fich aus dem bisher Veröffentlichten ergab, und auf feine Behandlungsweife,
foweit ich fie mit meiner Individualität vereinigen konnte, einzugehen fluchte, fo
liefsen fich dem Lefer gewiße Verfchiedenheiten zwifchen der kleineren erßen
und der gröfseren zweiten Hälfte diefes Bandes doch nicht erfparen; indeffen
werden diefe Verfchiedenheiten hauptfächlich äufserlicher Natur fein. In der
künßlerifchen Grundauffaffung und der kunßhißorifchen Hauptrichtung bin ich
mir keines wefentlichen Unterfchiedes zwifchen Weltmanns und meiner Arbeit
bewufst. Eben deshalb halte ich mich, angefichts einer gewißen Gegenfätzlich-
keit der Richtungen, die fich neuerdings in unferer Wiffenfchaft hier und da
fühlbar gemacht hat, für verpflichtet, an diefer Stelle kurz eine allgemeine
Bemerkung einzuflechten.
Die Bilderkenner, die Urkundenforfcher, die Hifloriker und die Aeflhe-
tiker haben fich gelegentlich gelinde befehdet. Man konnte hören, dafs die
Bilderkenner die Urkundenforfcher „Dokumentenjäger“ nannten, die letzteren
den erfteren die Subjektivität ihrer Urtheile vorwarfen, während die Hifloriker,
welche es für die Hauptaufgabe der Kunflgefchichte erklärten, den Zufammen-
hang mit der allgemeinen Welt- und Kulturgefchichte zu wahren, über den
mangelnden hiflorifchen Sinn jener Specialiflen klagten, fich dafür von diefen
aber einen Mangel an pofitiver Kennerfchaft nachfagen laßen mufsten, und alle
diefe gemeinfam mit einer gewißen, nicht immer von Einfeitigkeit freizufprechen-
den Geringfehätzung auf die äflhetifche Richtung innerhalb der Kunflgefchichte
herabfahen. Dafs die kunflgefchichtliche Forfchung in verfchiedene Zweige
und Richtungen auseinanderflreben mufste, erfcheint jedoch dem flets anwachfen-
 
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