IO Fünftes Buch. Erfter Abfchnitt.
Santi di Titi. dagegen gehört Santi di Titi (1530—1603), dem manchmal trotz feiner
Farbenfchüchternheit noch ein grofser, reiner Wurf gelingt (Altarblätter z. B.
in S. Croce und in der Akademie zu Florenz, Bildniffe in den Uffizien und im
Pal. Bitti). Zu den farbenreichften aber gehört Battista Naldini (1537—1591),
den man z. B. in Rom in S. Trinitä ai Monti, in Florenz in Sa. Maria Novella
Antonio kennen lernen kann. Endlich wäre hier Antonio Tempesta (1555 —1630), ein
rempefta. gchüief gan^ Titi’s und Giov. Stradano’s, als geiftvoller Decorationsmaler
(Vatican) und Radirer (weit über 1000 Blätter) anzureihen. Mit ihm lenkte die
florentinifche Kunft auch infofern in neue Bahnen ein, als er fo ziemlich der
ältefte Meifter vom Arnoftrande ift, der Schlachten, Jagden und felbft Marinen
und Landfchaften ihrer felbft wegen gemalt und gezeichnet hat.
Leicht könnte man diefen Namen florentinifcher Meifter noch Dutzende
anderer anreihen; aber da wir an ihren Bildern, wenn fie uns in römifchen und
florentinifchen Kirchen begegnen, vorbeizugehen pflegen, ohne fie anzufehen, fo
mufs auch die Kunftgefchichte fie übergehen.
Die Wenden wir uns von Florenz nach Siena, fo fällt uns auf, dafs fich die
Sienefen.
Meifter diefer Stadt auch jetzt wieder, gegenüber dem gröfseren Kraftaufwand
der gleichzeitigen Florentiner, eine anmuthigere Milde bewahren; und da der
Kraftaufwand der Florentiner in diefer Zeit ein äusserlicher und unnöthiger war,
Arcangeio fo machen die Sienefen, wie Arcangelo Salimbeni (geft. 1380k deffen Haupt-
Ventura vorbild Raphael war, wie fein Sohn Ventura Salimbeni, Cavaliere Bevilacqua
saiimbem. g_enann^_ (ggft. 1613), deffen Lieblingsmeifter Correggio war, wie fein Stieffohn
Franc.Vanni. Franc. Vanni (geft. 1609), der in der Regel in Sodoma’s Fufstapfen wandelte,
MUtilif und des letzteren Schüler Rutilio Manetti (geft. 1637 oder fpäter), der den
Naturaliften diefer Zeit verwandt ift, im ganzen einen unbefangeneren Eindruck,
als jene. Ihre Gemälde fieht man hauptfächlich in Siena; doch kann man Bilder
Vanni’s auch an anderen Orten, in Paris, Wien und Dresden, kennen lernen; und
als fein Hauptwerk gilt der Sturz des Magiers Simon in der Peterskirche zu Rom.
Die Umbrer. Im benachbarten U m b r i e n wirkte der Einflufs Perugino’s, natürlich durch
raphaelifche Anklänge geläutert, noch längere Zeit fort, befonders in der Künftler-
Dom. Aifani. familie AlfaniY\ Der ältefte namhafte Künftler diefer Sippe, Domenico di Paris
Alfani (geft. nach 1553) hätte als Vertreter des grofsen erften Drittels des
Cinquecento fchon im vorigen Bande genannt werden können. Erhielt er doch
von Raphaels eigener Hand die Zeichnung (jetzt in Lille) zu dem Kinde feines
Madonnenbildes von 1524 in der Galerie zu Perugia! Später aber fchlofs er fich
an die Schüler Andrea del Sarto’s vom Schlage Roffo’s an und machte dadurch
fchon felbft die Wendung zum Manierismus mit, wie feine Madonna von I532
Aifani5“1 derfelben Sammlung zeigt. Sein Sohn Orazio Alfani (geft. 1583 ki P°m)
Die Akade- trat 1573 an die Spitze der neugegründeten Akademie von Perugia und war,
Perugia” wie fchon als Akademiehaupt, fo auch durch feinen unfelbftändigen Stil durch-
AdoneDoni. aus ein Vertreter diefer Epoche; und dasfelbe gilt von Adone Doni (geft. nach
1 573), von deffen Hand man in der Unterkirche zu Affifi ein manierirtes Abend-
mahl von 1573 und in der Cappella S. Stefano derfelben Kirche fchwache
Fresken befitzt.
1) Crowe & Cavalcafelle, deutfch, IV, S. 383—389.
Santi di Titi. dagegen gehört Santi di Titi (1530—1603), dem manchmal trotz feiner
Farbenfchüchternheit noch ein grofser, reiner Wurf gelingt (Altarblätter z. B.
in S. Croce und in der Akademie zu Florenz, Bildniffe in den Uffizien und im
Pal. Bitti). Zu den farbenreichften aber gehört Battista Naldini (1537—1591),
den man z. B. in Rom in S. Trinitä ai Monti, in Florenz in Sa. Maria Novella
Antonio kennen lernen kann. Endlich wäre hier Antonio Tempesta (1555 —1630), ein
rempefta. gchüief gan^ Titi’s und Giov. Stradano’s, als geiftvoller Decorationsmaler
(Vatican) und Radirer (weit über 1000 Blätter) anzureihen. Mit ihm lenkte die
florentinifche Kunft auch infofern in neue Bahnen ein, als er fo ziemlich der
ältefte Meifter vom Arnoftrande ift, der Schlachten, Jagden und felbft Marinen
und Landfchaften ihrer felbft wegen gemalt und gezeichnet hat.
Leicht könnte man diefen Namen florentinifcher Meifter noch Dutzende
anderer anreihen; aber da wir an ihren Bildern, wenn fie uns in römifchen und
florentinifchen Kirchen begegnen, vorbeizugehen pflegen, ohne fie anzufehen, fo
mufs auch die Kunftgefchichte fie übergehen.
Die Wenden wir uns von Florenz nach Siena, fo fällt uns auf, dafs fich die
Sienefen.
Meifter diefer Stadt auch jetzt wieder, gegenüber dem gröfseren Kraftaufwand
der gleichzeitigen Florentiner, eine anmuthigere Milde bewahren; und da der
Kraftaufwand der Florentiner in diefer Zeit ein äusserlicher und unnöthiger war,
Arcangeio fo machen die Sienefen, wie Arcangelo Salimbeni (geft. 1380k deffen Haupt-
Ventura vorbild Raphael war, wie fein Sohn Ventura Salimbeni, Cavaliere Bevilacqua
saiimbem. g_enann^_ (ggft. 1613), deffen Lieblingsmeifter Correggio war, wie fein Stieffohn
Franc.Vanni. Franc. Vanni (geft. 1609), der in der Regel in Sodoma’s Fufstapfen wandelte,
MUtilif und des letzteren Schüler Rutilio Manetti (geft. 1637 oder fpäter), der den
Naturaliften diefer Zeit verwandt ift, im ganzen einen unbefangeneren Eindruck,
als jene. Ihre Gemälde fieht man hauptfächlich in Siena; doch kann man Bilder
Vanni’s auch an anderen Orten, in Paris, Wien und Dresden, kennen lernen; und
als fein Hauptwerk gilt der Sturz des Magiers Simon in der Peterskirche zu Rom.
Die Umbrer. Im benachbarten U m b r i e n wirkte der Einflufs Perugino’s, natürlich durch
raphaelifche Anklänge geläutert, noch längere Zeit fort, befonders in der Künftler-
Dom. Aifani. familie AlfaniY\ Der ältefte namhafte Künftler diefer Sippe, Domenico di Paris
Alfani (geft. nach 1553) hätte als Vertreter des grofsen erften Drittels des
Cinquecento fchon im vorigen Bande genannt werden können. Erhielt er doch
von Raphaels eigener Hand die Zeichnung (jetzt in Lille) zu dem Kinde feines
Madonnenbildes von 1524 in der Galerie zu Perugia! Später aber fchlofs er fich
an die Schüler Andrea del Sarto’s vom Schlage Roffo’s an und machte dadurch
fchon felbft die Wendung zum Manierismus mit, wie feine Madonna von I532
Aifani5“1 derfelben Sammlung zeigt. Sein Sohn Orazio Alfani (geft. 1583 ki P°m)
Die Akade- trat 1573 an die Spitze der neugegründeten Akademie von Perugia und war,
Perugia” wie fchon als Akademiehaupt, fo auch durch feinen unfelbftändigen Stil durch-
AdoneDoni. aus ein Vertreter diefer Epoche; und dasfelbe gilt von Adone Doni (geft. nach
1 573), von deffen Hand man in der Unterkirche zu Affifi ein manierirtes Abend-
mahl von 1573 und in der Cappella S. Stefano derfelben Kirche fchwache
Fresken befitzt.
1) Crowe & Cavalcafelle, deutfch, IV, S. 383—389.