Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0027
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die italienifchen Meifter. A. Die Italiener mit Ausnahme der Venezianer.

15

(geft. 70 Jahre alt im er ft en Viertel des 17. Jahrhunderts), der fich trotz feiner
michelangelesken Velleitäten eine gewiffe Frifche und Natürlichkeit bewahrte;
Agostino Ciampelli (1578—1640), der aus der Schule Santo Titi’s in Florenz
nach Rom kam und wie fein Zeitgenoffe, der Cavaliere d’Arpino, dem manie-
riftifchen Schlendrian treu blieb; Baldassare Croce (1 553—-1628) aus Bologna, Bald-Croce-
der es in Rom bis zum »Principe« der Accademia di San Luca brachte; Niccolo
1 Nicc. dalle
Circignani dalle Pomarance^ (lebte noch 1591), der z. B. die Marterfcenen in Pomärance.
S. Stefano rotondo zu Rom gemalt; deffen Schüler und Landsmann Cristofano Crift dalle
Roncalli dalle Pomavance (1552 —1626), von dem z. B. die Compofltion des Pomarance-
Todes des Ananias in der Peterskirche herrührt. Man fieht, alle diefe Meifter,
die in Rom in hohem Anfehen ftanden, waren keine geborenen Römer. Als
folcher wäre Paris Nogari zu nennen (geft. 65 Jahre alt um 1600), deffen parisNogari.
flauen Bildern man in Rom auf Schritt und Tritt begegnet und Giovanni Giovanni
Baglione (1573 —1644), der die Lebensbefchreibungen faft aller diefer Meifter Bagll0ne-
und noch vieler anderer fchrieb.

taner.

Francesco
Santafede.

Marco.
Siena.

Girolamo
Imparato.
Ippolito
Borghefe.
Belifario
Corenzio.

Simone Papa
d. j.

Auch in Neapel herrfchte immer noch der Einflufs der römifchen Schule Die Neapoii-
vor. Der raphaeliftifch geflnnten Nachfolger Sabbatino’s ift fchon oben (II, S. 680)
gedacht worden. Als einziger eigentlicher Michelangelift in Neapel gilt Marco
Pino, geft. um 1587, von feiner Geburtsftadt auch da Siena genannt, in Rom da Sil
durch Daniele da Volterra gebildet. Er arbeitete in Rom und Monte Caffino,
hauptfächlich aber in Neapel. Verhältnifsmäfsig rein gezeichnete und warm
getönte Bilder feiner Hand fleht man im Mufeum und in den Kirchen Neapels:
z. B. im Dom den ungläubigen Thomas, in S. Domenico Maggiore die Taufe
Chrifti. Die eigentlichen neapolitanifchen Manieriften der Zeit find Meifter, wie
Simone Papa d. j. (geft. vor 1569), deffen Exiftenz im Gegenfatz zu derjenigen
des älteren Meifters diefes Namens (oben Bd. II, S. 256) durch eine Reihe
erhaltener Gemälde, unter denen die Fresken im Chor von S. Maria Nuova
die bekannteften find, beglaubigt ift, Francesco Santafede, der noch aus der
Schule Sabbatino’s hervorging und z. B. die Auferftehung Chrifti im Monte di
Pieta gemalt hat, Fabrizio Santafede (156er—1634), der das Deckenbild der
Himmelfahrt Mariae in S. Maria Nuova fchuf1 2), Francesco Imparato, als deffen
Hauptbild die Darftellung des Märtyrers Petrus in der Kirche diefes Heiligen
gilt, deffen Sohn Girolamo Imparato (geft. um 1620), dem man in vielen Kirchen
Neapels nachgehn kann, Ippolito Borghefe, deffen Himmelfahrt der Jungfrau im
Monte di Pieta fleh eines gewiffen Rufes erfreut, und Belifario Corenzio, der frucht-
barfte Meifter diefer ganzen Reihe, welcher, um 1558 in Griechenland geboren, in
Venedig Tintoretto’s Schüler war, fich aber etwa feit 1586 in Neapel anfäfflg
machte und die ganze Stadt mit feinen grofsen, leicht und gedankenlos hin-
geworfenen Fresken füllte. Raphaelifche Reminiscenzen mifchen fleh bei allen diefen
Meiftern mit gewiffen bald aus Oberitalien importirten, bald auf heimifchem Boden
erwachfenen und dann der fpanifchen Schule verwandten coloriftifchen Tendenzen.
Sie bildeten den eigentlichen neapolitanifchen Kreis in Neapel, dem gegenüber
die fremden, dorthin berufenen Künftler fchon jetzt einen fchweren Stand hatten.

1) Pomerance ift ein Ort bei Volterra.
2) Man vgl. B. de Dominici, Vite de’ pittori etc. Napolitani II. (Nap. 1843) P- 24° und P- 382.
 
Annotationen