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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0084
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7 2 . Fünftes Buch. Dritter Abfchnitt.
Bildniffe feiner Hand in der königlichen Sammlung zu Hannover, eine bezeichnete
»Sufanna im Bade« von 1546 und eine von derfelben Hand gemalte heilige
Familie in der Galerie zu Pommersfelden zu nennen1), Werke, die einen trocknen,
röthlichen Fleifchton und eine ziemlich dürftige Behandlung zeigen. Von feinem
Adr. Key. Neffen und Schüler Adriaen Key befitzt das Antwerpner Mufeum zwei prächtige
Flügel eines verlorenen Altarftückes, welche auf den Aufsenfeiten, zufammen,
das Abendmahl, auf den Innenfeiten, getrennt, die kräftigen knieenden Gehalten
h. Goitzius. der Stifterfamilie Smidt zeigen. Hub. Goitzius dagegen2), ein vielgewandter,
1526 in Würzburg geborener, feit 1530 in Venloo aufgewachfener, in Lüttich
gebildeter und fpäter in Antwerpen und Brügge anfäffiger, 1583 geftorbener
Meifter, war als Verfaffer, Stecher und Verleger hauptfächlich mit der Heraus-
gabe archäologifcher Werke befchäftigt. Doch werden auch einzelne Gemälde
feiner Hand genannt.
Frans Fioris. Weitaus der begabtefte, fruchtbarfte und einflufsreichfte Schüler Lambert
Lombards war Frans de Vriendt, in der Regel Frans Fioris genannt, der be-
Sein Leben, rühmte, 1517 oder 1518 geborene, 1570 geftorbene Antwerpner Meifter, der
als mächtiges Schulhaupt eine Zeitlang die Kunft feiner Vaterftadt beherrfchte.
Nachdem er feine Lehrzeit vollendet, wurde er 1540 Meifter der Antwerpner
Gilde und reifte dann nach Italien, wo er fich in demfelben Mafse von Michel-
angelo, befonders von deffen neuefter Schöpfung, dem jüngften Gerichte, beein-
fluffen liefs, wie Michael van Coxcyen von Raphael. Um 1547 war er wieder
in Antwerpen; denn in diefem Jahre verheirathete er fich hier; und von dem-
Seine Ge-felben Jahre ift fein in feiner abfichtlich italienifchen Formengebung charakte-
riftifches, übrigens tüchtig durchgearbeitetes Bild »Mars und Venus im Netze
Berlin, des Vulcan« in der Berliner Galerie datirt. Die Werke der ferneren 22 Lebens-
jahre, die ihm noch befchieden waren, können hier nicht aufgezählt werden.
Antwerpen, Sein Hauptwerk im Antwerpner Mufeum ift der »Engelfturz« vom Jahre 1554.
Es ift äufserft ftudirt in den Verkürzungen und Verfchlingungen der Gliedmafsen,
aber auch äufserft manierirt in den kalten Formen und in der bräunlichen Färbung;
immerhin aber zeigt es noch Kraft und Haltung, wenn man es mit des Meifters,
flauem »Jüngftem Gericht« von 1566 im Brüffeler Mufeum vergleicht. Oft hat
Fioris die Darftellung der Anbetung der Hirten gemalt, fogar in verfchiedenen
Conip oft tionen, von denen diejenige des Dresdner Bildes (Fig. 445) am hübfcheften
erfcheint und am öfteften wiederholt worden ift. Befonders gut gelingen ihm
einzelne Idealköpfe, wie der michelangeleske Chriftuskopf der Schweriner und.
der römifche Kaiferkopf der Dresdner Galerie. Am gefündeften und kernigften
in der Auffaffung wie in der Technik aber tritt er uns in feinen Bildniffen
entgegen, von denen ftatt aller der 1558 gemalte »Falkenjäger« des Braun-
fchweiger Mufeums genannt fei, ein wahres Meifterwerk an gediegener Pinfel-
führung, fatter Färbung und lebendiger Anordnung.
Von feinen zahlreichen Schülern ift Marten de Vos (1532—1603) der
Mart. deVos. tüchtigfte Hiftorienmaler. Es kam ihm zu gute, dafs er auf feiner italienifchen
Reife nicht nur Rom und Florenz, fondern auch Venedig befuchte, wo er eine

1) Handfchriftliche Notiz von L. Scheibler.
2) J. Weale: Hubert Goltz, dit Goitzius, im »Beffroi« III. p. 246.

B rüffel,
Dresden,
Schwerin,
Dresden,
Braun-
fchweig.
Fioris’
 
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