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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0086
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Fünftes Buch. Dritter Abfchnitt.

v drlBroeck Von feinen Mitfchülern bei Floris ift Crispian van den Bro eck von Mecheln
(1524 bis fpäteftens 1591 ’) hauptfächlich durch feine beiden ganz in Michel-
angelos Formenwelt gedachten Darftellungen des »Jüngften Gerichts« im Brüffeler
und im Antwerpner Mufeum (erftere von 1560, letztere von 1571) bekannt;
diefe Gemälde verführen uns jedoch nicht, auf ihn oder ähnliche Meifter näher
einzugehen; und da einige andere Schüler des Floris beffer in anderem Zu-
fammenhang betrachtet werden, fo fehen wir uns hier zunächft nur noch der
aus Herenthals, einem öftlich von Antwerpen gelegenen Städtchen, flammenden
Dief^“f1(leler‘Künftlerfamilie Franck en gegenüber. Schüler des Floris wurden die drei
Francken. Brüderj welche den älteren Stamm namhafter Meifter diefes Namens repräfen-
Fran°ckenUiS ^ren' nämlich i) Hieronymus (Jeroom) Francken I. (1540—16102), der in Paris
anfäffige Meifter, deffen feltenen erhaltenen Bildern, wie der »Enthauptung
in Dresden. Johannes des Täufers« in der Dresdener Galerie man die Herkunft aus der
Werkftatt feines Meiflers an den ftudirten Körperformen und den etwas
gefpreizten Bewegungsmotiven, zugleich aber an dem warmen Tone auch
Fracken 1 venezianifche Einflüße anfieht; 2) Frans Francken I. (1542 bis 1616), der
feiner Zeit in Antwerpen hochangefehene Meifter, deffen urkundlich beglau-
bigtes kirchliches Hauptwerk, ein grofses, 1586 gemaltes Triptychon im nörd-
in pen’"' lic^en Querfchiff der Antwerpner Kathedrale, Chriftus unter den Schriftge
lehrten (die letzteren mit den Zügen Luthers, Calvins, Zwinglis und anderer
Zeitgenoffen) in einfach würdiger Anordnung, im Ganzen aber in der italifchen
Art feines Meiflers Floris darftellt, während von den ihn zugefchriebenen Bildern
mit kleineren Figuren auf ausgedehnterem landfchaftlichen Hintergründe nur die
felbftändig componirte, in der Formengebung akademifche, im Farbentone tiefe,
in Dresden, ja fchwere Darftellung der Kreuztragung Chrifti von 1597 in der Dresdner
^ÄckfnUSi ^a^eW3 *) beglaubigt ift; 3) Ambrojius Francken (1544—1618), der dritte der
Brüder, deffen meifte Werke in Antwerpen geblieben find, wo man fie nicht
nur noch auf einzelnen Kirchenaltären, fondern in grofser Anzahl auch im Mufeum
fieht. Sein Monogramm trägt hier die Darftellung des Abendmahles auf der
in penWer" Mitteltafel des Triptychons, welches aus der St. Georgs-Kirche ftammt. Sorg-
fältig in der Durchbildung der Formen, fchwach im Ausdruck der Köpfe, ift er
in der Farbengebung kälter und bunter, als feine Brüder, aber nicht ohne weich
verfchmolzene Anmuth. — Cornelis Francken, der vierte der Brüder, war kein
Francken Maler, hatte aber einen Sohn Namens Jan oder Hans Francken (1581 — 1624),
der fich der Kunft widmete. Die Unterfuchung über die Echtheit der auf
feinen Namen getauften Bilder ift noch nicht abgefchloffen. Neben ihm treten
Francken 11. in der zweiten Generation der Francken nur noch die drei Söhne
Ambro iius
Franckenn. F r ans Franckens L, Hieronymus (Jeroom) Francken II. (157^—1^623),
Franckenii. Ambrojius Francken II und Frans Francken II. (1581 —1642) als Maler hervor.

1) F. J. v. d. Branden a. a. O. p. 322 und 326.
2) Die Daten aus dem Leben aller diefer Meifter find erft durch F. J. v. d. Branden a. a. O.
P- 339 — 356 und 614—624 berichtigt worden.
3) H. Riegels Anficht (Beiträge II. S. 81), dafs diefes Bild ein Jugendwerk des damals 16jährigen
jüngeren Frans Francken fei, theilt der Verfaffer nicht. Viel wahrfcheinlicher fcheint ihm, dafs auch
die ähnlich bezeichnete, von 1608 datirte Darftellung der Werke der Barmherzigkeit im Antwerpner
Mufeum unferem älteften Frans Francken zurückgegeben werden müffe.
 
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