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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0142
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IßO Sechstes Buch. Elfter Abfchnitt.
in Bologna, S. Bartolommeo di Reno zu Bologna (angeblich von 1584) und die 1586 ge-
malte, fchön und frei angeordnete »Santa Converfazione« der Galerie von
in Parma, Parma zu feinen Jugendwerken. Dann folgen zwei Hauptbilder der Pinako-
in Bologna, thek zu Bologna: die berühmte, wenn auch etwas fteif angeordnete und gerade
in der Compofition, nicht aber im Ausdruck der Köpfe fpäter durch Domeni-
Die letzte chino’s ähnliches Bild übertroffene Darftellung der letzten Communion des
des hi. ftp Hieronymus und das fowohl durch die einfichtsvolle Art und Weife, mit
Hieronymus.
welcher eine wunderbare Begebenheit phyfifch glaubwürdig dargeftellt wird,
als auch durch den edlen Ausdruck fchwärmerifcher Seligkeit hervorragende
fhhrtHM^iä' Gemälde der Himmelfahrt der Jungfrau. Ihnen fchliefsen die Darftellung der
BMer in Ehebrecherin vor Chriftus in der Brera zu Mailand und einige Franciscusbilder
^en und in Madrid) fich an, welche in ihrem ekftatifchen Empfindungs-
ausdruck ebenfalls zu den wegweifenden Werken der neuen Aera gehören.
AlsAgoftino fich nach der Entzweiung mit feinem Bruder aus Rom entfernte,
fand er beim Herzog von Parma, dem Bruder des Cardinals Farnefe, in deffen
Palaft Annibale mit feinen Schülern nun allein weitermalte, freundliche Auf-
nahme und reichliche Bekräftigung. Vor allen Dingen fchmückte er einen
Seine Saal des jetzt als Militär-Uebungsfchule benutzten Gartenpalaftes zu Parma
Parma, mit Deckenfresken, die zu feinen beftcomponirten und formenfchönften Werken
gehören. In der Mitte find drei kleine Liebesgötter dargeftellt; von den vier
Feldern, die um diefen Mittelpunkt angeordnet find, ift das erfte mit der
Liebesgefchichte des Mars und der Venus, das zweite mit einer combinirten
Scene aus dem Argonauten- und Galateamythos, das dritte mit einem Tugend-
helden und einer Sirene gefchmückt, das vierte aber trägt eine Infchrift,
welche meldet, dafs Agoftino Carracci zu befferen Welten entrückt worden.
Sein Ende, ehe er das Bild habe ausführen können. Er ftarb am 22. März 1602 und
wurde in Parma begraben. Aber die Accademia degli Incamminati in Bologna
veranftaltete ihm eine grofse Todtenfeier.')
Annibale. Von Annibale s zahlreichen Tafelbildern können hier nur die bedeutendllen
jugendbiidei-hervorgehoben werden. Zu den Jugendwerken, welche er noch vor feiner
in Parma, Rückkehr nach Bologna gefchaffen, gehören die »Pietas« der Galerie in Parma
und der tief ergreifend dargeftellte »Chriftus mit der Dornenkrone, von Engeln
in Dresden, unterftützt«, in der Dresdner Galerie-), Bilder, in denen man das gewaltige
Ekiektifche Ringen des jungen Meifters und zugleich noch den Einflufs Ludovico’s, feines
nt\Mckiuns. LeprmejperS) erkennt. Für Reggio, wie diefes, hatte Annibale auch die von 1 587
Die beiden datirte »Himmelfahrt Mariae« der Dresdner Galerie gemalt, welche ihn ganz
Dresdner in den Banden Correggio’s zeigt, in der Nachahmung leiner lypen, 111 dem
Streben nach feinen Verkürzungen, in der Freude an feinem Helldunkel; nur
dafs alles das freilich bei dem jungen Bolognefen doch viel ftumpfer, fchwerer
und derber herauskommt, als bei dem göttlichen Meifter von Correggio. Dann
1) Näheres über diefelbe bei Malvafia a. a. O. I. p. 407—434.
2) No. 515 des Katalogs von 1880 und 1884. Das Bild gilt in Dresden als Werk Ludovico s,
obgleich es unter Annibale’s Namen gekauft wurde. Es ift ficher das für Reggio gemalte Jugend-
bild Annibale’s, welches Malvafia a. a. O. I, p. 386 fo aufserordentlich hochftellt. Vgl. aufserdem
Ad. Venturi: La R Gallerie Estense (Modena 1882) p. 292, 310 und 359 un(^ des erfallers
Text zu Ad. Braun & Co’s. neuem Dresdner Galeriewerk, Dörnach 1884, Lief. III.
 
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