Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
fcheint aber doch auch nur
cre-
Chriftus mit dem Samariterweib am Brunnen därftellen, die Darftellung Chrifti
in Madrid, am Oelberge in der Madrider Galerie, die »Grablegung« im Louvre, die
m ^Parisi Wiederholungen der Pietas in München, im Louvre, im Neapeler Mufeum und
H peetersMn der Petersburger Eremitage, in diefer letzteren Sammlung auch »Chriftus
in London a^s Gärtner« und »die Frauen am Grabe;« in der Londoner Nationalgalerie
endlich »Chriftus erfcheint Petrus nach feiner Auferftehung«.
Aber auch an weltlich und heidnifch angehauchten Darftellungen fehlt es
Mythoio- unter Annibales Tafelbildern nicht. Bekannt und fchon von Malvafia hervor-
gifche Dar-
Heilungen gehoben ift die hübfche Darftellung Pans mit einer Bacchantin in den Uffizzien
in Madrid! zu Florenz; und ihr fchliefsen die Bilder aus dem Kreife der Aphrodite und
Brüffei! des Eros in Madrid, München und Wien, Gemälde aus dem Dianamythos
Londo^und in Brüffel und London, »Pan und Apollon« ebenfalls in London und das
Modena, epemapg-e Deckenbild, welches die Venus darftellt, in der Galerie zu Modena1)
fich an. Auch der fchöne, gen Himmel fchwebende Genius des Ruhmes der
in Dresden. Dresdner Galerie gehört diefem Stoffgebiete an. — Die realiftifche Kraft, die
Annibale zu Gebote ftand, zeigt fich nicht immer anfprechend, aber doch
Seine Sitten- frifch und geiftvoll ferner in feinen Bildniffen und bildnifsartigen Sitten-
Oxford, ftücken, wie in der derben Darftellung eines Metzgerladens mit der Carracci-
fchen Familie als Infaffen im Chrift-Church-College zu Oxford, wie in dem faft
in Rom. zum Zerrbilde gewordenen »Linfeneffenden Bauern« des Pal. Colonna in Rom,
. Seine wie in dem vortrefflichen Bildniffe des lautenfpielenden Komikers Giovanni
Dresden, Gabrielle, gen. il Mascarone, in der Dresdner Galerie und wie in den bild-
nifsartigen Darftellungen. einfchliefslich feiner Selbftbildniffe, in den Uffizien zu
in Florenz. Florenz. Am unverhüllteften tritt feine frifche Beobachtung von Volkstypen
uns übrigens in feinen berühmten, durch verfchiedene Radirwerke2) bekannten
Boio^nefer Zeichnungen der Bolognefer Strafsenfiguren und Ausrufer entgegen, die in
Volkstypen. iprer Urfprünglichkeit und Lebendigkeit einen mächtigen Eindruck auf die
Zeitgenoffen machten und uns noch heute eine ebenfogrofse künftlerifche, wie
Annibale fittenuefchichtliche Anregung gewähren. — Wie bahnbrechend Annibale auf
fchafter. allen Gebieten der Wiedergabe der Natur durch die Kunft wirkte, zeigen endlich
auch feine Verdienfte um die Landfchaftsmalerei im hellften Lichte. Wenn
in den Niederlanden auch fchon längft felbftändige Landfchaftsmaler geblüht
hatten (oben S. 88 ff.), von denen jedoch erft einige wenige, wie der mächtige
Peter Brueghel d. ä. (oben S. 66) zu einer gröfseren, freieren Gefammtauffaflung
eines Stückes der Erdoberfläche hindurchgedrungen waren, und wenn die
grofsen Venezianer, welche Annibale ftudirt hatte, Giorgione, Tizian, Paolo
Veronefe, auch fchon grofsartige landfchaftliche Hintergründe von einheitlichen
Linien und Farbenzügen gemalt hatten, die in einigen wenigen Fällen faft,
aber doch nur faft, zu felbftändigen Kunftwerken wurden, und wenn Girolamo
Muziano von Brescia (oben S. 14) auch im Anfchlufs an die Venezianer
felbftändige Landfchaften gezeichnet, wie es
1) Es find ihrer vier: das Plutobild ift wohl auch eher von Annibale, als von Agoftino, wie
Malvafia annimmt; die beiden andern aber, »die Flora« und die fogenannte Galatea wurden, wie
Ad. Venturi (La R.-Gallerie Estense, Modena 1880) p. 42—46 archivalifch nachgewiefen hat, von
Malvafia mit Unrecht dem Ludovico Carracci zugefchrieben. Sie rühren von Cavazzone her.
2) Z. B. von Simon Guillain (Guilini) Rom 1646. (Neue Ausgabe 1740.)
fcheint aber doch auch nur
cre-
Chriftus mit dem Samariterweib am Brunnen därftellen, die Darftellung Chrifti
in Madrid, am Oelberge in der Madrider Galerie, die »Grablegung« im Louvre, die
m ^Parisi Wiederholungen der Pietas in München, im Louvre, im Neapeler Mufeum und
H peetersMn der Petersburger Eremitage, in diefer letzteren Sammlung auch »Chriftus
in London a^s Gärtner« und »die Frauen am Grabe;« in der Londoner Nationalgalerie
endlich »Chriftus erfcheint Petrus nach feiner Auferftehung«.
Aber auch an weltlich und heidnifch angehauchten Darftellungen fehlt es
Mythoio- unter Annibales Tafelbildern nicht. Bekannt und fchon von Malvafia hervor-
gifche Dar-
Heilungen gehoben ift die hübfche Darftellung Pans mit einer Bacchantin in den Uffizzien
in Madrid! zu Florenz; und ihr fchliefsen die Bilder aus dem Kreife der Aphrodite und
Brüffei! des Eros in Madrid, München und Wien, Gemälde aus dem Dianamythos
Londo^und in Brüffel und London, »Pan und Apollon« ebenfalls in London und das
Modena, epemapg-e Deckenbild, welches die Venus darftellt, in der Galerie zu Modena1)
fich an. Auch der fchöne, gen Himmel fchwebende Genius des Ruhmes der
in Dresden. Dresdner Galerie gehört diefem Stoffgebiete an. — Die realiftifche Kraft, die
Annibale zu Gebote ftand, zeigt fich nicht immer anfprechend, aber doch
Seine Sitten- frifch und geiftvoll ferner in feinen Bildniffen und bildnifsartigen Sitten-
Oxford, ftücken, wie in der derben Darftellung eines Metzgerladens mit der Carracci-
fchen Familie als Infaffen im Chrift-Church-College zu Oxford, wie in dem faft
in Rom. zum Zerrbilde gewordenen »Linfeneffenden Bauern« des Pal. Colonna in Rom,
. Seine wie in dem vortrefflichen Bildniffe des lautenfpielenden Komikers Giovanni
Dresden, Gabrielle, gen. il Mascarone, in der Dresdner Galerie und wie in den bild-
nifsartigen Darftellungen. einfchliefslich feiner Selbftbildniffe, in den Uffizien zu
in Florenz. Florenz. Am unverhüllteften tritt feine frifche Beobachtung von Volkstypen
uns übrigens in feinen berühmten, durch verfchiedene Radirwerke2) bekannten
Boio^nefer Zeichnungen der Bolognefer Strafsenfiguren und Ausrufer entgegen, die in
Volkstypen. iprer Urfprünglichkeit und Lebendigkeit einen mächtigen Eindruck auf die
Zeitgenoffen machten und uns noch heute eine ebenfogrofse künftlerifche, wie
Annibale fittenuefchichtliche Anregung gewähren. — Wie bahnbrechend Annibale auf
fchafter. allen Gebieten der Wiedergabe der Natur durch die Kunft wirkte, zeigen endlich
auch feine Verdienfte um die Landfchaftsmalerei im hellften Lichte. Wenn
in den Niederlanden auch fchon längft felbftändige Landfchaftsmaler geblüht
hatten (oben S. 88 ff.), von denen jedoch erft einige wenige, wie der mächtige
Peter Brueghel d. ä. (oben S. 66) zu einer gröfseren, freieren Gefammtauffaflung
eines Stückes der Erdoberfläche hindurchgedrungen waren, und wenn die
grofsen Venezianer, welche Annibale ftudirt hatte, Giorgione, Tizian, Paolo
Veronefe, auch fchon grofsartige landfchaftliche Hintergründe von einheitlichen
Linien und Farbenzügen gemalt hatten, die in einigen wenigen Fällen faft,
aber doch nur faft, zu felbftändigen Kunftwerken wurden, und wenn Girolamo
Muziano von Brescia (oben S. 14) auch im Anfchlufs an die Venezianer
felbftändige Landfchaften gezeichnet, wie es
1) Es find ihrer vier: das Plutobild ift wohl auch eher von Annibale, als von Agoftino, wie
Malvafia annimmt; die beiden andern aber, »die Flora« und die fogenannte Galatea wurden, wie
Ad. Venturi (La R.-Gallerie Estense, Modena 1880) p. 42—46 archivalifch nachgewiefen hat, von
Malvafia mit Unrecht dem Ludovico Carracci zugefchrieben. Sie rühren von Cavazzone her.
2) Z. B. von Simon Guillain (Guilini) Rom 1646. (Neue Ausgabe 1740.)