Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer. [ - 3
und Kind dorthin über; gegen Ende des Jahres 1632 hatte er das Werk
vollendet; nun folgte auch in Neapel ein Auftrag auf den anderen; zunächft Seine^dorti-
malte er für S. Martino die Kreuzigung im Chor, die Himmelfahrt an
der Decke, die zwölf Apoftel, von denen Bartholomäus befonders fchön
und würdig, Johannes auffallend manierirt, Thomas am geiftvollften in der
Verkürzung feines halb im Profil nach oben blickenden Kopfes erfcheint,
zwifchen den Fenftern; dann, in der Apoftelkirche unter anderem die wüften
Marterfcenen der zwölf Apoftel, endlich, um andere Werke zu übergehen, nach
Domenichino’s Tode, alfo feit 1641, die von diefem begonnene Kuppel in der
Schatzkapelle des Domes.Der Gegenftand war wieder die himmlifche
Paradiefesherrlichkeit; die Ausführung war befonders flüchtig und nachläffig. Nicht
lange nach der Vollendung diefer Arbeit kehrte er, dem Drängen feiner Gattin Seine Rück-
nachgebend, 1646 nach Rom zurück. Hier wartete feiner fofort wieder eine R°m-
grofse Aufgabe. Er malte in S. Carlo ai Catinari die Darftellung des hl. Carlo „ SW .
00 o Gemälde in
Borromeo, den die Madonna der hl. Dreieinigkeit zuführt; kaum aber hatte er s. Cario.ai
diefes Werk vollendet, als der Tod ihn nach kurzer Krankheit am 29. Nov. Sein Tod.
1647 dahinraffte. Die zahlreichen Oelgemälde, die er neben feinen grofsen Seine Ge-
' . . . . .. ° mildernden
decorativen Arbeiten fchuf, können hier nicht aufgezählt werden. Genannt Galerien
feien »die Reue Petri« in der Dresdner Galerie, »der Abfchied des hl. Paulus zu Dresden,
und Petrus« im Louvre, »die Befreiung Petri aus dem Kerker« im Palazzo Paris,
Colonna zu Rom, die hl. Magdalena in den Uffizien, »der Tod der hl. Marga- Rom,
retha von Cortona« im Pal. Pitti zu Florenz und fein Jugendwerk, »der Tod des Florenz,
hl. Alexis« im Dom zu Piacenza. Auch radirt hat er. Bekannt find befonders Piacenza,
feine 28 Blätter nach Raphaels Bibelbildern in den Loggien des Vaticans; Seine
r ,. , ’ Radirungen,
unter feinen felbfterfundenen Radirungen aber find die beiden altrömifchen
Feldherrnfcenen hervorzuheben.1 2 3)
An diefe vier bedeutenden Vertreter der Bolognefer Schule fchliefst fich
als fünfter Giov. Franc. Barbieri^} an, welcher eines Augenübeis wegen den Gi°v. Franc.
Beinamen Guercino (»der kleine Schieler«) empfing, unter dem er allgemein (Guercino).
bekannt ift. Zur Schule von Bologna gehört er nicht nur, weil er 1590 in
dem damals noch bolognefifchen Städtchen Cento geboren wurde und fein
Leben als Schulhaupt in Bologna befchlofs, fondern auch, weil er nach feiner
eigenen Ausfage dem Studium der Werke Ludovico Carracci’s mehr verdankte,
als den verfchiedenen, unbedeutenden Lehrern feiner Jugend. Ein eigentlicher
Schüler der Carracci aber ift er nie gewefen; vielmehr fah er die Welt von Seine erfte
Anfang an mit eigenen Augen an und bildete fleh auf diefe Weife fchon früh
einen felbftändigen Stil, der in feinen dunklen Schatten und fcharf einfallenden
Lichtern, in feiner etwas formlofen Compofitionsweife und in dem kecken
Naturalismus feiner Kopf- und Körperbildungen demjenigen Michelangelo
Caravaggio’s, auf den wir fpäter zurückkommen, verwandt erfcheint, ohne dafs
1) Gualandi, Memorie, V. p. 161 ff.
2) Bartfeh, XVIII, p. 348—349, No. 30—31.
3) Hauptquelle ift die aus Familienpapieren gezogene chronologifche Ueberficht über fein Leben
und feine Werke bei Malvafia a. a. O. II, p. 359—386. — Die Urkunden felbft im Anhang zu
J. A. Calvi, Notizie della Vita e delle Opere del Cav. G. F. Barbieri, Bologna, Erfte Aufl. 1808,
zweite 1842. — Vgl. auch H. Lücke im Allg. Kiinftlerlexicon III, S. 1—9.
und Kind dorthin über; gegen Ende des Jahres 1632 hatte er das Werk
vollendet; nun folgte auch in Neapel ein Auftrag auf den anderen; zunächft Seine^dorti-
malte er für S. Martino die Kreuzigung im Chor, die Himmelfahrt an
der Decke, die zwölf Apoftel, von denen Bartholomäus befonders fchön
und würdig, Johannes auffallend manierirt, Thomas am geiftvollften in der
Verkürzung feines halb im Profil nach oben blickenden Kopfes erfcheint,
zwifchen den Fenftern; dann, in der Apoftelkirche unter anderem die wüften
Marterfcenen der zwölf Apoftel, endlich, um andere Werke zu übergehen, nach
Domenichino’s Tode, alfo feit 1641, die von diefem begonnene Kuppel in der
Schatzkapelle des Domes.Der Gegenftand war wieder die himmlifche
Paradiefesherrlichkeit; die Ausführung war befonders flüchtig und nachläffig. Nicht
lange nach der Vollendung diefer Arbeit kehrte er, dem Drängen feiner Gattin Seine Rück-
nachgebend, 1646 nach Rom zurück. Hier wartete feiner fofort wieder eine R°m-
grofse Aufgabe. Er malte in S. Carlo ai Catinari die Darftellung des hl. Carlo „ SW .
00 o Gemälde in
Borromeo, den die Madonna der hl. Dreieinigkeit zuführt; kaum aber hatte er s. Cario.ai
diefes Werk vollendet, als der Tod ihn nach kurzer Krankheit am 29. Nov. Sein Tod.
1647 dahinraffte. Die zahlreichen Oelgemälde, die er neben feinen grofsen Seine Ge-
' . . . . .. ° mildernden
decorativen Arbeiten fchuf, können hier nicht aufgezählt werden. Genannt Galerien
feien »die Reue Petri« in der Dresdner Galerie, »der Abfchied des hl. Paulus zu Dresden,
und Petrus« im Louvre, »die Befreiung Petri aus dem Kerker« im Palazzo Paris,
Colonna zu Rom, die hl. Magdalena in den Uffizien, »der Tod der hl. Marga- Rom,
retha von Cortona« im Pal. Pitti zu Florenz und fein Jugendwerk, »der Tod des Florenz,
hl. Alexis« im Dom zu Piacenza. Auch radirt hat er. Bekannt find befonders Piacenza,
feine 28 Blätter nach Raphaels Bibelbildern in den Loggien des Vaticans; Seine
r ,. , ’ Radirungen,
unter feinen felbfterfundenen Radirungen aber find die beiden altrömifchen
Feldherrnfcenen hervorzuheben.1 2 3)
An diefe vier bedeutenden Vertreter der Bolognefer Schule fchliefst fich
als fünfter Giov. Franc. Barbieri^} an, welcher eines Augenübeis wegen den Gi°v. Franc.
Beinamen Guercino (»der kleine Schieler«) empfing, unter dem er allgemein (Guercino).
bekannt ift. Zur Schule von Bologna gehört er nicht nur, weil er 1590 in
dem damals noch bolognefifchen Städtchen Cento geboren wurde und fein
Leben als Schulhaupt in Bologna befchlofs, fondern auch, weil er nach feiner
eigenen Ausfage dem Studium der Werke Ludovico Carracci’s mehr verdankte,
als den verfchiedenen, unbedeutenden Lehrern feiner Jugend. Ein eigentlicher
Schüler der Carracci aber ift er nie gewefen; vielmehr fah er die Welt von Seine erfte
Anfang an mit eigenen Augen an und bildete fleh auf diefe Weife fchon früh
einen felbftändigen Stil, der in feinen dunklen Schatten und fcharf einfallenden
Lichtern, in feiner etwas formlofen Compofitionsweife und in dem kecken
Naturalismus feiner Kopf- und Körperbildungen demjenigen Michelangelo
Caravaggio’s, auf den wir fpäter zurückkommen, verwandt erfcheint, ohne dafs
1) Gualandi, Memorie, V. p. 161 ff.
2) Bartfeh, XVIII, p. 348—349, No. 30—31.
3) Hauptquelle ift die aus Familienpapieren gezogene chronologifche Ueberficht über fein Leben
und feine Werke bei Malvafia a. a. O. II, p. 359—386. — Die Urkunden felbft im Anhang zu
J. A. Calvi, Notizie della Vita e delle Opere del Cav. G. F. Barbieri, Bologna, Erfte Aufl. 1808,
zweite 1842. — Vgl. auch H. Lücke im Allg. Kiinftlerlexicon III, S. 1—9.