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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0206
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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

auf dem Monte Pincio wieder. Seine unausgefetzte Thätigkeit verfchaffte ihm
die Mittel, auch hier wieder einen erlefenen Kreis von geiftlichen und welt-
lichen Würdenträgern, Künftlern, Dichtern und Mufikern um fich zu verfammeln;
und in Rom waren ihm nun noch zwanzig Jahre reichen Erdenglückes be-
Sein Ende, fchieden, bis ihn im Jahre 1673 der Tod dahinraffte. Er ftarb in den Armen
feiner Lucrezia, mit der er fich kurz vorher hatte trauen laffen.
Salvator in feiner Eigenfchaft als fatirifchen, lyrifchen Dichterund als
Mufiker zu fchildern, müffen wir Anderen überlaffen. In welchen Richtungen
fich feine Malerei bewegte, ift im Allgemeinen fchon angedeutet worden.
Doch müffen wir auf feine erhaltenen Gemälde noch etwas näher eingehen,
v Sein einziges Kirchenbild befindet fich in S. Giovanni de’ Fiorentini zu Rom.
in Rom. Es gehört der Zeit feines letzten römifchen Aufenthaltes an und ftellt die
Befreiung der hl. Cosmas und Damianus vom Scheiterhaufen in feiner eigenen,
geiftreichen Auffaffung und in feiner eigenen kühnen, breiten und pikanten
SrenbiwS1' Technik dar, ift aber, wie alle feine eigentlichen Figurenbilder, von einer all-
zu abfichtlich zur Schau getragenen Sucht nach Originalität nicht frei zu
fprechen. Unter den übrigen find zunächft »Chriftus unter den Schriftge-
in Neapel, lehrten« im Mufeum zu Neapel, der »Prometheus« im Pal. Corfini zu Rom,
in Florenz,’die »Verfchwörung des Catilina« im Pal. Pitti und in der Casa Martelli zu
zu Paris, Florenz, »Saul, dem der Geift Samuels erfcheint«, im Louvre zu Paris, »der
m Sbwgters’ verlorene Sohn« in der Petersburger Eremitage, »Jonas predigt in Ninive«
inhagePnen" unc^ »Cadmus und Minerva« in der Galerie zu Kopenhagen2) hervorzuheben.
Ihnen fchliefsen fich flotte, aber düfter aufgefafste und breit und keck durch-
geführte Bildniffe und andere Halbfiguren, wie feine Selbftporträts in den
in Florenz, Uffizien und im Pal. Pitti zu Florenz, fein Ehepaar beim Marquis of Lansdowne
in Florenz^ zu Bowood, fein »Krieger«, fein »Dichter« und fein »Alter« im Pal. Pitti zu
in st. Peters-Florenz und ähnliche Darftellungen in der Petersburger Eremitage an. Diefe
bürg, 0 ...
beiden Sammlungen find überhaupt am reichften an Figurenbildern feiner Hand.
Unter den Darftellungen, in denen bei kleinerem Mafse der Figuren die Land-
fchaft fchon mehr mitfpricht, wenngleich noch keineswegs vorherrfcht, find,
aufser den in verfchiedenen, befonders den englifchen Sammlungen oft wieder-
kehrenden Kriegergruppen auf der Wacht, befonders einige, auch von ihm felbft

bis 1660 (Verzeichnifs der Gemälde des Berliner Mufeums von 1883, S. 383); und damit ftimmt
Dominici (a. a. O. p. 453) ungefähr überein. Allein die Briefe, welche Salvator von Rom aus nach
Florenz fchrieb, beginnen fchon mit dem Jahre 1652. (Vgl. Bottari, Raccolta I, p. 434, Guhls
Künftlerbriefe, zweite Aufl. II (Berlin 1880) S. 267 und den Anhang zu Lady Morgans Leben Salvator
Rofa’s). Es ift daher ficher, dafs er fchon 1652 wieder in Rom war; da ferner Baldinucci,
der Florentiner, (a. a. O.) wiederholt mit gröfster Beftimmtheit behauptet, Salvator habe faft neun
Jahre beftändig in Florenz gewohnt, fo ergiebt fich das Jahr 1643 als Anfangspunkt feines florenti-
nifchen Lebens; und damit ftimmt überein, dafs Baldinucci fagt (a. a. O. p. 559), ^e,n vorhergehender
römifcher Aufenthalt habe vier Jahre gedauert; denn der Beginn feines dauernden dortigen Jugend-
lebens wird von allen Berichterftattern in der That in’s Jahr 1639 verlegt. Uebrigens fcheint es nach
Baldinucci (p. 561), als fei Salvator Rofa fchon Ende 1642 in Florenz gewefen. Er wird daher
auch fchon 1651 nach Rom zurückgekehrt fein. Die Frage foll an anderer Stelle eingehender er-
örtert werden.
1) Die »Satire di Salvator Rofa« find oft gedruckt, z. B. Amfterdam 1664, 17T9 I77°,
London 1781, 1791, 1823, 1824, Florenz 1831.
2) Beide nach Baldinucci a. a. O. VI, p. 557, für den König von Dänemark gemalt.
 
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