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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0288
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276 Sechstes Buch. Zweiter Abfchniit.
(geb. 1602 zu Madrid, geft. dafelbft 1656), ein Enkel des oben (S. 18) ge-
nannten Genuefen Giov. B. Caftello, mit feinen zwei grofsen Kriegsbildern des
Madrider Mufeums als würdiger Genoffe Leonardos auf dem Gebiete der Ge-
Fr.Coiiantes. fchichtsmalerei hervor, zeichnet Collantes (geb. 1599 zu Madrid, geft. dafelbft
1656), deffen Werke, wie die landfchaftlich bedeutende »Vifion Ezechiels« und
einige eigentliche Landfchaften von gelbgrauem Gefammtton, ziemlich feften
Baumfchlag und bedeutender Lichtwirkung hauptfächlich im Madrider Mufeum
ftudirt werden muffen, fleh neben Mazo als der Hauptlandfchafter der Madrider
Franc. Ricci. Schule aus, und wurde Francesco Rizi (oder Ricci} einer der gefeierteften
DieKünfiier- Schnellmaler Spaniens auf allen Gebieten der Figurenmalerei. Die Rizi bilden
überhaupt, übrigens eine aus Italien flammende Madrider Künftlerfamilie für fich. Antonio
Ant. Rizzi. Rizi (Ricci) wurde in Bologna geboren, kam als Genoffe Fed. Zuccaro’s (oben
S. 12) nach Madrid, verheirathete fich hier 1588 und fcheint früh geftorben zu
Deffen fein. Von feinen beiden Söhnen wurde Fray Juan Rizi (geb. 1595 zu Madrid,
Fray juan geftorben 1675 zu Monte Caffino in Italien, als er gerade vom Papfte zum
und Bifchof ernannt worden war) ein Schüler des oben (S. 47) erwähnten Fray
Juan Bautifta Mayno und hinterliefs eine Reihe kirchlicher Bilder in
F1|”“-co Spanien, Francisco Rizi aber (geb. 1608 zu Madrid, geft. im Escorial 1685)
gehörte, wie gefagt, zu den Schülern Vicente Carducho’s. Er fchuf eine grofse
Anzahl von Altarblättern für die Kirchen Madrids, Toledos und anderer cafti-
lifchen Städte, von mythologifchen und anderen weltlichen Darftellungen für
Madrider Paläfte und — von Schaufpieldecorationen für das Theater im Bu-
enretiro-Palafte. Er zeichnete fich weniger durch Correctheit der Zeichnung
und Gediegenheit der malerifchen Behandlung aus, als durch Erfindungsreichthum,
Fruchtbarkeit und Leichtigkeit der Hand. Sein Hauptbild im Madrider Mufeum
ift die Darftellung des grofsen Auto da Fe auf der Plaza Mayor zu Madrid am
30. Juni 1680.
Die Schule Francisco Rizi bildete feinerfeits eine Schule in Madrid, aus welcher einige
Don jofe tüchtige Meifter hervorgingen. Unter diefen ift zunächft Don Jose Antolinez
zu nennen (nicht zu verwechfeln mit Don Francisco Antolinez, den wir unter
Murillos Schülern kennen lernen werden). In Sevilla 1639 geboren, gehört er,
da er früh nach Madrid kam, hier lernte und arbeitete, hier feine meiften Werke
fchuf und hier 1676 ftarb, doch zur Madrider Schule, wenngleich fein anda-
lufifches Blut in der vifionären Farbenglut mancher feiner Bilder zu Tage tritt.
Sein berühmteftes Gemälde befindet fich im Madrider Mufeum und ftellt die hl.
Magdalena dar, wie fie von Engeln gen Himmel emporgehoben wird. Eine
mit des Meifters vollem Namen und und der Jahreszahl 1668 bezeichnete
ciaudio »Concepcion« befitzt die Münchener Pinakothek. Ferner gehört Claudio Coello
zu den bedeutendften Schülern Fr. Rizi’s. Claudio Coello war von portugiefifcher
Herkunft in Madrid geboren, wo er 1693 ftarb. Reich mit Hofämtern bedacht,
überall befchäftigt, in allen Zweigen der Malerei bewandert, gehört er zu den
gepriefenften und einflufsreichften fpanifchen Meiftern der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts. Er vernachläffigte fich nicht in gleichem Mafse, wie lein
Lehrer, und fuchte eine üppige Formengebung mit einem blühendem Colorit
zu verbinden. Manchmal erinnert er entfernt an Rubens, den er offenbar ftudirt
hat; aber es fehlt ihm doch an der Kraft und Frifche, die deffen Stil aus-
 
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