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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0342
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ßßO Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.
gleiche Bilder diefer Art mit feinen fchon befprochenen vier letzten Land-
fchaften im Louvre, um einzufehen, dafs Nie. Pouffin in feiner heften Zeit
gerade in der malerifchen Technik feiner Landfchaften noch fortwährend Fühlung
mit der Natur fuchte und fich felbft keine Schablone fchuf, während erft in
feinen fpäten Bildern diefer Art die Luftperfpective trüber wird und die Be-
handlung des Baumlaubs in jene conventionelle Manier übergeht, die den
»Baumfchlag« feines Schülers Gaspard Dughet fchon von weitem erkennen
läfst. Neben Claude Lorrain, der feine eigenen Wege ging, hat Nikolaus
Pouffin, indem er die decorative landfchaftliche Auffaffung feiner Vorgänger
in Rom durch feinen klaren künftlerifchen Verftand hindurchgehen und läutern
liefs, jedenfalls am meiften von allen Künftlern des fiebzehnten Jahrhunderts
dazu beigetragen, auch der Landfchaftsmalerei einen folgerichtigen Idealftil
zu fchaffen, der feinem Urfprung und feiner Wirkung nach geiftiger Natur ift.
PEndens Jene »vierJahrzeiten« des Louvre find übrigens nicht nur claffifche Zeugen
des letzten Landfchaftsftiles Pouffms. Sie zeigen in betrübender Weife auch
fchon die Schwäche der Hand des bei ihrer Vollendung (1664) heb zigjährigen
Meifters. Im folgenden Jahre vermochte er in der That kaum noch den Pinfel
zu führen. Er ftarb am 19. Nov. 1665.
C. Schüler und Gen offen Po uff ins, fowie verwandte Meifter.
Die Land- Eine eigentliche Schule hat Nie. Pouffin auf dem Gebiete der Figurenmalerei
fchaftsmaler °
der Schule nicht gebildet. Wir müffen feinen unmittelbaren Einflufs daher zunächft auf
demjenigen der Landfchaftsmalerei verfolgen. Auf diefem erwuchs ihm in
Dughet feinem Schwager Gafpard Dughet, der von feinen Zeitgenoffen und der Nach-
welt wegen feiner nahen Beziehungen zu dem Altmeifler der römifch fran-
zöfifchen Kunft in der Regel Gafpard Pouffin (auch Le Guafpre fchlechthin)
genannt wurde, ein gefchickter Schüler und Nachahmer, welcher feinen Stil
routinirt weiterbildete und auf verfchiedene Generationen fortpflanzte. Gafpard
Sein Leben. Dughet*), deffen Schwefter die Gattin Nie. Pouffms wurde, war von franzöfifchen
Eltern 1613 in Rom geboren. Nie. Pouffin erkannte feine Begabung für die
Kunft, befonders für die Landfchaftsmalerei, und bildete ihn, ohne ihn des
Figurenzeichnens ganz zu entwöhnen, hauptiächlich in diefem Fache aus. Schon
vor der Vollendung feines zwanzigften Lebensjahres1 2) gründete Gafpard eine
eigene Werkflatt. Von allen Seiten ftrömten ihm Aufträge zu; und wenn ihn
wiederholte Reifen auch nach Umbrien, Toscana und Neapel führten, lo blieb
Sein Stil. Rom doch der Hauptfitz feiner Thätigkeit, fpiegelte die Umgebung der ewigen
Stadt fleh in allen feinen Studien, in allen feinen Gemälden wieder. Aufser
feinem hochgelegenen Haufe in Rom hatte er fich noch in F rascati am
Albanergebirge und in Tivoli am Sabinergebirge Wohnungen gemiethet;
und die Motive des Albanergebirges mit feinen fchönen Seen, feinen hohen
1) Hauptquellen: F. Baldinucci, a. a. O. VI (1728) p. 473—475- — -£• Fo-jcoh, a. a- O.
(Roma 1730) I, p. 57—63.
2) Baldinucci, a. a. O. p. 474 lagt: «pervenuto al diciottesimo anno di fua eta.» Pafcolt,
a a. O. p. 58, hingegen: «non avea finito i venti anni.»
 
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